Der Thurgauer Reto Scherrer moderiert heute im «Donnschtig-Jass»
«Mein Dialekt ist Trumpf!»

Reto Scherrer spricht im Interview mit BLICK exklusiv über sein Talent zum Reden, seine Familie und den Thurgauer Dialekt.
Publiziert: 22.07.2015 um 16:19 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 18:43 Uhr
Quasselt heute (20.05. SRF 1) im «Donnschtig-Jass» und ab 9. August in «Querfeldeins» auf Radio SRF 1: Reto Scherrer.
Foto: Toini Lindroos
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Von Seraina Etter (Interview) und Toini Lindroos (Fotos)

BLICK: Herr Scherrer, waren Sie in der Schule der Klassenclown?
Reto Scherrer:
Nein, der typische Einzelgänger. Das bin ich heute noch.

Das überrascht.
Ist aber so. Ich war noch nie in einem Verein und treffe mich nicht oft mit Kumpels. Ich gehe auch meistens alleine aus.

Tönt fast asozial.
Überhaupt nicht! Ich gehe in die Beiz und rede dort mit den Leuten. Wer als Plappermaul bekannt ist, kommt schnell ins Gespräch. Ob Bundesrat oder Beizer – ich spreche mit allen gleich, verstelle mich nicht. Manche finden mich vielleicht komisch, aber sicherlich nicht böse.

Reden Sie zu Hause auch so viel wie im TV?
Meine Frauen reden viel mehr als ich! Von Mutter Käthi habe ich mein Talent geerbt. Sie redet ständig. Am Familientisch unterhält meine Frau Melanie – und neuerdings meine zweijährige Tochter Emma. Ich fühle mich am wohlsten, wenn immer geredet wird, ich aber zuhören darf.

Wann wussten Sie, dass Sie mit Reden Geld verdienen wollen?
Schon immer! Mit elf bin ich alleine von Weinfelden mit dem Zug nach Zürich gefahren. Ich spazierte durch den Letten und klopfte an die Tür bei Radio 24. Markus Gilli zeigte mir alles. Mit 13 habe ich in Weinfelden DRS 3 die Frequenz geklaut und selber Radio gemacht. Mit 18 klingelte ich beim Radio Thurgau und bat um eine Stelle. Ich liess eine Kassette da. Zwei Wochen später bekam ich ein Praktikum. Sie hatten schon jemanden – mit drei Meter hohen Haaren. Es war Mona Vetsch. Es folgten die besten fünf Radiojahre meines Lebens!

Was mögen Sie lieber: Radio oder Fernsehen?
Radio! Die Magie besteht darin, nicht zu wissen, wie die Person am anderen Ende aussieht. Könnte ich nochmals anfangen, würde ich verdeckt bleiben wollen, eine Maske tragen wie Rapper Cro. Die Leute sollen nur meine Stimme kennen. 

Gefällt Ihnen denn Ihr Thurgauer Dialekt?
Er ist genial, weil ihn jeder versteht. Täglich bekomme ich Briefe von älteren Leuten, die sich bedanken, weil sie mich trotz schlechtem Gehör verstehen. Ich rede laut und deutlich.

Hat Sie Ihr Gerede schon oft in Schwierigkeiten gebracht?
Ja. Letzte Woche bei einer Polizeikontrolle. Ich hab aus lauter Nervosität so viel gelabert, dass der Polizist felsenfest davon überzeugt war, dass ich sturzbetrunken bin. Ich hatte natürlich null Promille.

Bei Polizeikontrollen reden Sie also zu viel. Worüber reden Sie am liebsten?
Den Thurgau, das Radio und meine Töchter. Eigentlich finde ich es schlimm, wenn Eltern nur über ihre Kinder reden. Aber ich ertappe mich selber dabei. Meine Frau und ich haben vor der Geburt von Emma schriftlich abgemacht, dass wir als Ehepaar an erster Stelle stehen und erst dann die Kinder kommen. Wir arbeiten daran …

Worauf sind Sie stolz?
Auf meine Frau. Sie arbeitet erfolgreich bei der Bank, erzieht die Kinder, kocht super und mäht auch noch den Rasen. Sie ist mein Lotto-Sechser!

Was nervt Sie an sich selber?
Mein Ordnungsfimmel ist krankhaft. Melanie treibt das ab und zu in den Wahnsinn. Sie ist lockerer und geniesst das Leben auch mit etwas mehr Staub.

Sind eigentlich Sie die Frau in Ihrer Beziehung?
Ja. Ich brauche länger im Bad und bin ein Shopaholic. Ich freue mich schon darauf, mit Emma und Lisa Kleiderläden zu stürmen. Das ist das Grösste! Zum Glück haben wir Mädchen. Meine Frau sagte in der Schwangerschaft oft: «Bitte keinen Jungen, der so war wie du als Kind.» Das wünsche ich niemandem. Ich war ein Radaumacher.

Das sind Sie immer noch. Seit zehn Jahren stiften Sie beim «Donnschtig-Jass» Prominente zu skurrilen Aktionen an. Ihr grösster Coup?
Der halbnackte Christoph Blocher im Zürichsee. Ich bekam zwei Minuten am Telefon mit ihm. Daraus wurde ein einstündiges Gespräch über Weinfelden und unsere Kirche. Wir haben beide dort geheiratet. Erst am Schluss kamen wir auf den «Donnschtig-Jass» zu sprechen. Ich sagte – als Witz –, dass er in den See springen soll. Er war dabei.

Mit welchen Stars würden Sie gerne noch etwas anstellen?
Mit Michelle Hunziker würde ich gerne schwimmen – am besten an einem einsamen See! Roger Federer habe ich für die 200. Jubiläumssendung vom 6. August angefragt. Bundesrätin Leuthard hat bereits zugesagt! King Roger schafft es hoffentlich auch noch.

Welche Show würden Sie gerne noch moderieren?
Meine! Die «Scherrer-Show» am Samstagvormittag. In zwei bis drei Stunden kommentiere ich im Radio die Schlagzeilen der Woche.

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