Bruno Ganz ist tot
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Er starb 77-jährig:Bruno Ganz ist tot

Kollegen, Wegbegleiter und Fans erinnern sich an Bruno Ganz (†77)
Wir verneigen uns!

Er galt als einer der grössten Kino- und Bühnenschauspieler: Bruno Ganz ist mit 77 Jahren in Zürich gestorben. Fans und Weggefährten des Film-Stars drücken ihr Beileid aus.
Publiziert: 16.02.2019 um 13:14 Uhr
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Aktualisiert: 17.02.2019 um 10:52 Uhr
Bruno Ganz (†77) ist tot.
Foto: Dukas
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Michel Imhof, Vanja Kadic

Bruno Ganz ist gestern Nacht mit 77 Jahren in Zürich gestorben. Fans, Kollegen und Weggefährten zollen dem Schweizer Schauspieler Tribut.

Schauspieler Stefan Gubser (61)

«Vor 34 Jahren habe ich meinen ersten grossen Kinofilm (El rio de oro) als Gegenspieler von Bruno Ganz in Spanien gedreht. Zu Beginn war ich so nervös vor lauter Bewunderung für ihn, dass ich kaum ein Wort herausbrachte. Er merkte es, lächelte warmherzig und legte mir seine Hand auf die Schulter, um mich zu beruhigen. Das werde ich nie vergessen. Wenn es für mich je ein Vorbild als Schauspieler gab, dann kam nur er dafür in Frage. Seine Kompromisslosigkeit in künstlerischen Dingen, seine entwaffnende Ehrlichkeit, seine Intelligenz, seine Bescheidenheit, seine Empathie, seine Liebe die er ausstrahlte, seine akribische Genauigkeit in der Sprache und vieles mehr machten ihn zu einem grossartigen Menschen und zu einem der grössten Schauspieler unserer Zeit.

Ich schrieb ihm einmal einen Brief, in dem ich ihm gestand, dass er für mich wie eine Vaterfigur ist in allen künstlerischen Belangen, obwohl wir uns nicht oft gesehen haben, geschweige denn darüber gesprochen hätten. Er hat sich ehrlich darüber gefreut. Er war einfach immer da in mir, wenn die grossen Fragen auftauchten. Eines der letzten Male wo wir uns getroffen haben, war bei uns zu Hause, wo wir gemeinsam auf der Terrasse gegessen haben. Es war kurz vor den Dreharbeiten zu Der Untergang. Wir hatten nur ein paar Kerzen angezündet und er erzählte wie er sich auf diese Rolle vorbereitete. Es lag etwas Unheimliches in der Luft, er hatte die Figur schon ganz tief ergründet, man spürte es förmlich aus all seinen Poren.

Lieber Bruno, in meinem Herz wirst Du bis an mein Ende einen ganz besonderen Platz haben und wie schon so oft werde ich Dich im Geiste um Rat fragen. Danke für alles, was ich mit Dir erleben durfte, gute Reise!»

 

Foto: KEYSTONE/Ennio Leanza

Regisseur Christoph Schaub (60)
Ich lernte Bruno Ganz 1985 kennen, als ich als Praktikant bei einem seiner Filmdrehs dabei war. Ihn bei der Arbeit zu beobachten, war damals meine grösste Motivation. Als ich 2009 bei ‹Giulias Verschwinden› mit ihm in der Hauptrolle Regie führen durfte, erlebte ich ihn ernsthaft und seriös, aber auch charmant und ehrlich. Trotz seines Erfolgs blieb er stets bodenständig. Bei uns am Dreh verzichtete er auf einen eigenen Raum und Chauffeur. Bruno Ganz überzeugte im englischen, deutschen und im Dialekt-Film. Es gibt keinen zweiten.»


Volksschauspielerin Ines Torelli (87)
Die Todesnachricht von Bruno Ganz stimmt mich sehr traurig. Sein Talent ist unbestritten, er war einer der ganz Grossen.

Foto: Remo Naegeli/EQ Images


Bundesrat Alain Berset (46, SP)
Selbst in den boshaften Rollen schimmert bei Bruno Ganz und seinen Charakteren immer Menschlichkeit durch. Das macht sein Wirken und Werk so bedeutsam, weil es differenziert und dadurch verstörend wirkt. Er spielte die Rolle nicht, er lebte sie. Bei meinen Begegnungen mit Bruno Ganz lernte ich einen grossartigen Menschen kennen, der ein intensives Leben führte mit allen Chancen und Risiken. Der Zusammenhalt unserer Gesellschaft beschäftigte ihn. Mit Bruno Ganz verlieren Bühne und Film einen der ganz grossen Schweizer Darsteller.»

Foto: SABINE WUNDERLIN


Regisseur Fredi M. Murer (78)
Ich lernte Bruno Ganz in seinen ganz frühen Jahren kennen. Dass er bei bei meinem Film ‹Vitus› mitspielte, habe ich allein ihm zu verdanken: Ich dachte immer, er sei eine Nummer zu gross für mich. Doch bei einem gemeinsamen Treffen äusserte er den Wunsch, in einem meiner Filme mitzuspielen. Mich faszinierte es, mit welchem Eifer er seine Rolle vorbereitete. Er spielte den lieben Grossvater, wenige Monate zuvor stand er als Adolf Hitler vor der Kamera. Viel zu spät, erst mit seinem Tod, wird uns bewusst, was für einen grossartigen Weltschauspieler der deutschsprachige Raum mit ihm verliert.»

Foto: THOMAS MEIER


Regisseur Rolf Lyssy (82)
Ein grosser Schauspieler ist tot, ein liebenswürdiger Mensch ist gestorben. Er war der Schweizer Schauspieler, welcher über Grenzen hinaus eine Wirkung hatte. Eine in unseren Regionen rar gesäte Eigenschaft. Er war eine starke Persönlichkeit mit einer ebenso starken Ausstrahlung, einer der markantesten Schauspieler des Landes, der jede Rolle ernst nahm und mit Leidenschaft verkörperte.»

Foto: KEYSTONE/Urs Flueeler


Marco Solari (75), Präsident Filmfestival Locarno
Bruno Ganz war ein grosser Freund des Filmfestivals Locarno. Wenn er uns besuchte, erlebten wir einen bescheidenen, sehr herzlichen Menschen ohne jeden Hochmut. Da war er ganz Schweizer: Der Erfolg ist ihm nie zu Kopf gestiegen.»

Foto: Jessica Keller


Schauspielerin Iris Berben (68)
Sein Wissen um den Beruf, seine Klugheit und vor allem seine Haltung haben mich gestärkt und mir meinen Weg dann geebnet. Sein nationales wie internationales Renommee ist unumstritten, aber mir wird er vor allem als Freund fehlen.»


Seraina Rohrer (41), Direktorin Solothurner Filmtage
Bruno Ganz ganz war einer der ganz Grossen, ein Schauspieler von Weltformat, er war ganz einfach ‹bigger than life›. Mit Bruno Ganz verlieren der Schweizer Film und das europäische Kino einen eigenwilligen, kompromisslosen und mutigen Künstler und einen lieben, bescheidenen Freund. Dank seinem unglaublich breiten Repertoire hat er uns immer wieder ein Lächeln ins Gesicht gezaubert, uns Tränen entlockt und uns zum Nachdenken gebracht. Ich habe mich immer ganz besonders gefreut, dass die Eröffnung der Solothurner Filmtage einen Fixpunkt in seinem vollen Terminkalender war. Bruno Ganz unermüdliche Suche nach Wahrheit und hat Generationen von Filmschaffenden geprägt. Dafür und für seine Menschlichkeit danke ich ihm zutiefst.»

Foto: KEYSTONE/Ayse Yavas


Regisseurin Sabine Boss (53)
Bruno Ganz war bis zu seinem Tod ein Sympathieträger und konnte mit seinem Schauspiel sowohl das Feuilleton, wie auch das breite Publikum überzeugen. Das schaffen nur die wenigsten.»

Foto: Simon Becker / Le Pictorium


Schauspielerin Emma Drogunova (23)
Bruno Ganz war einer, der mit seiner Präsenz Räume füllen konnte und wie kein zweiter sein Handwerk perfektioniert hatte. Ich bin dankbar, dass ich mit ihm in seinem letzten Film ‹Der Trafikant› spielen durfte.»

Foto: Philippe Rossier


Alt Bundesrat Christoph Blocher (78)
Für mich war Bruno Ganz der weltbeste Schauspieler. Als Grossvater im Film ‹Vitus› hat er mich ebenso berührt mit seiner gütigen, fürsorglichen und für den extrem begabten Enkel wegweisenden Art wie später als Hitler – wenn auch auf ganz andere Weise – im «Untergang». Bruno Ganz hat den Diktator nicht einfach als geisteskranken Spinner dargestellt, sondern als normalen Menschen, so dass das Böse Hitlers erst richtig erkennbar wird. Dass er zwei so gegensätzliche Aufgaben erfüllen konnte, ist auf der Welt einmalig. Nach einer Lesung im Engadin haben wir uns auch persönlich kennengelernt. Ich habe Bruno Ganz gefragt, ob er denn nicht aus dem Wiler, Gemeinde Buch am Irchel, stamme. Als er erstaunt bejahte und zurückfragte, warum ich die paar Bauernhäuser kenne, konnte ich antworten: «Weil ich dort als Landarbeiter Steine aus dem Acker getragen habe.»


«Heidi»-Produzent Lukas Hobi (44)
Bei den «Heidi»-Dreharbeiten habe ich Bruno Ganz als wunderbaren, tollen Menschen erlebt. Es hat mich fasziniert, wie er sich für seine Arbeit vorbereitet hat. Sein Tod ist ein grosser Verlust für die Schweizer Filmszene.

Ganz bleibt als «unbestechlicher warmherziger Kauz» in Erinnerung

Schauspieler Martin Rapold (45) drehte 2010 mit Ganz «Der grosse Kater». Er sagt: «Bruno Ganz ist mir von ‹Der grosse Kater› als unbestechlicher warmherziger Kauz in Erinnerung, der andere grosszügig mit seinem Bei-sich-bleiben inspirierte. Als Zuschauer gefielen mir zudem besonders seine Filme ‹Der Erfinder› von Kurt Gloor und seine Offenheit in Murers ‹Vitus›.»

Filmproduzent Peter Reichenbach (64) drehte mit Ganz «Nachtzug nach Lissabon». Er sagt: «Das ist ein sehr trauriger Tag für den Film und das Theater. Er war einer der ganz Grossen. Er konnte alleine eine Leinwand oder Bühne füllen. Ich bin sehr dankbar, dass ich die Chance hatte, mit Bruno einen Film drehen zu dürfen.»

Der regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, twitterte: «Berlin hat mit Bruno Ganz einen ‹Engel› und grossen Schauspieler verloren, auf der Schaubühne, im ‹Himmel über Berlin› und vielen anderen herausragenden Rollen. Bruno Ganz bleibt unvergessen. Unsere Gedanken sind bei seinen Angehörigen, Freunden und Kollegen.»

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«Mit Bruno Ganz geht einer der grössten deutschsprachigen Schauspieler der letzten Jahrzehnte. Danke für so viele grossartigen Kinomomente!», schreibt ein Fan bei Twitter. «Bruno Ganz war ein fantastischer Schauspieler, der sich für jede Rolle neu erfand. Ich wünschte, ich hätte ihn in seinen Anfängen am Bremer Theater unter Kurt Hübner erleben können. Das muss ganz gross gewesen sein», kommentiert ein Fan. «Einer meiner ganz Grossen ist gestorben leider. Danke, dass du mich mit deinen Filmen inspiriert hast, zum Lachen, zum Weinen gebracht hast. Danke Bruno Ganz», twittert ein User.

Bruno Ganz erlangte mit seiner Rolle als Adolf Hitler in «Der Untergang» 2004 grosse Bekanntheit.
Foto: DUKAS
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«Ein Gigant unter den Grossen»

«Es war ein Fest, ihm zuzuschauen. Ein Gigant unter den Grossen», schreibt ein weiterer Bewunderer. «Ich konnte nie viel mit Bruno Ganz anfangen. Dann habe ich ihn in ‹Einer nach dem anderen› gesehen, wo er einen albanischen Mafia-Boss spielt, der den ganzen Film über nicht einen verständlichen Satz sagt. Und wie er das macht, ist absolute Weltklasse», erinnert sich ein anderer.

«Der Tod von Bruno Ganz ist eine traurige Nachricht. Für mich ist er einer der grössten deutschsprachigen Schauspieler dieser Zeit, vom amerikanischen Freund über Faust bis zum Untergang – eine grossartige künstlerische Lebensleistung», twittert Thomas Oppermann, Vizepräsident des Deutschen Bundestages.

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