Analyse zum neuen SRF-Comedy-Programm
«Das Schweizer Fernsehen hat die Pointe verhauen»

Nichts ist schlimmer, als einen Witz zu erzählen, bei dem die Pointe schon bekannt ist. Genau so ein Witz ist die neue Besetzung der SRF-Comedy-Sendeplätze.
Publiziert: 17.06.2023 um 18:55 Uhr
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Berit-Silja GründlersRedaktorin People

«Dad Jokes», zumeist von Vätern oder Grossvätern erzählt, sind so schlechte Witze, dass sie eigentlich schon fast wieder lustig sind. Ein solcher Dad Joke war auch das Auswahlverfahren der neuen Comedy-Sendeplätze des SRF.

Zwei leere Bühnen, die es mit Humor in all seiner Diversität zu füllen galt, waren zu vergeben. Aber mit der Mitteilung, dass auf Dominic Deville (48) einmal mehr vorrangig männliche Kunstschaffende folgen, war klar: Das Schweizer Fernsehen hat die Pointe verhauen. Keine überraschende Wendung, kein Aha-Moment.

Komiker, so weit das Auge reicht

Denn auf einen Komiker folgen drei Komiker, begleitet von einer Schauspielerin. Komikerinnen, und das ist der eigentliche Witz, hatten am Leutschenbach keine Chance.

Stefan Büsser wird Host der neuen SRF-Comedy-Show «Late Night Switzerland» auf SRF.
Foto: Siggi Bucher
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Stefan Büsser (37) ist neu der Host von «Late Night Switzerland». Sein Sidekick wird Michael Schweizer (40) sein, mit dem Büsser schon im Podcast «Comedymänner» zusammenarbeitet.

SRF versprach, «junge Künstlerinnen zu fördern»

Durch das zweite Format «Sendung des Monats» führt Kabarettist Gabriel Vetter (40). Ihm helfen Comedian Sven Ivanić (32) und Fabienne Hadorn (48) durchs Programm.

Hadorn ist die einzige Frau, die es durch das Casting von Comedy-Chef Tom Schmidlin, Kulturchefin Susanne Wille (48) und SRF-Direktorin Nathalie Wappler (55) geschafft hat. Ein Auswahlprozess, der – wie Schmidlin gegenüber Blick vor der Bekanntgabe der neuen Aushängeschilder erklärte – «Künstlerinnen und Künstler für verschiedene Rollen» einbeziehen sollte. In einem Umfeld, in dem «junge Künstlerinnen gefördert und ermutigt» werden sollen.

Aussagen, die besagten Künstlerinnen nur ein müdes Lächeln abgewinnen dürften – besonders den Humorschaffenden rund um Patti Basler (48) und Lara Stoll (37), die sich bereits im Februar mit einem offenen Brief ans SRF wandten und die schlechte Vertretung von Frauen im Comedy-Programm der Sendeanstalt kritisierten. Von «geklauten Ideen», «Lohndumping» und «fehlendem Support» für Frauen war die Rede.

Quote bringen anscheinend nur Männer

«Die Quote muss stimmen», schrieb das Konglomerat um Basler weiter, und diese bringen, glaubt man SRF, nur Männer. Wer aber mal ein Programm von Lara Stoll oder Patti Basler gesehen hat, weiss: Auch sie können Flachwitze, genauso wie Stefan Büsser die Kunst des feinen, ironischen Humors beherrscht. Humor hat kein Geschlecht. Und somit hätte es keinen Grund gegeben, mit einer weiblichen Besetzung um die verschmitzten «hö, hö, hö» und die lauten «ha, ha, ha» zu fürchten.

Am Ende sitzen wir dann doch wieder mit unserem Grossvater am Tisch mit der Plastiktischdecke und hören zu, wie er zum zwanzigsten Mal denselben Witz erzählt. Die Pointe, die kennen wir. Lachen tun wir trotzdem, aus Gewohnheit, aus Höflichkeit und weil es halt doch einfach lustig ist.

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