Seit beinahe 800 Jahren kommt der Prince of Wales – diesen Titel hat Prinz William (40) seit dem 9. September nun offiziell inne – nicht mehr aus Wales selbst. Dieser Fakt stösst immer mehr Waliserinnen und Walisern sauer auf. Fast 15'000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Online-Petition auf change.org fordern darum die Abschaffung des Titels.
Der letzte Prinz von Wales, der tatsächlich auch im Land an der irischen See geboren wurde, hiess Dafydd ap Gruffyd und hatte nur wenige Monate regiert, bevor er 1283 auf Befehl vom englischen König Edward I. (1239–1307) ermordet wurde. Damit endete formal die walisische Unabhängigkeit – der Titel blieb zwar, wurde fortan innerhalb der britischen Königsfamilie vergeben. Der erste britische Prince of Wales war 1301 der 16-jährige Edward, der später zu König Edward II. (1284–1327) wurde. Sein Vater hatte ihm den Titel vermacht – seither vergibt der regierende Monarch den Titel an den ältesten lebenden Sohn.
Weiss William genug über Wales?
Dass William bereits am Tag nach dem Tod seiner Grossmutter zum Prince of Wales wurde, war indes nicht schon im voraus klar. Der Titel wird nicht automatisch vererbt, der Regent muss ihn aktiv auf seinen Sohn übertragen. König Charles III. (73) wurde beispielsweise erst im Alter von neun Jahren zum Prince of Wales, die damit verbundenen Aufgaben wurden ihm allerdings noch später, im Alter von 20 Jahren, übertragen.
Ein Kritikpunkt, den die Petition auflistet, ist beispielsweise, dass die jeweiligen Princes of Wales nicht genug Kenntnis von und Verbundenheit zum Land haben. König Charles III. wurde zwar in jüngeren Jahren extra auf eine walisische Universität geschickt, um mehr über Wales zu lernen – bei Besuchen in Cymru, wie Wales in der offiziellen Landessprache Walisisch heisst, wurde er aber öfters schon von Demonstranten begrüsst, die ihn aufforderten, wieder nach Hause zu gehen. Die Befürworter der Petition sehen im royalen Titel eine Beleidigung gegenüber ihrem Land. Er sei ein Symbol der Unterdrückung des Landes.
Kaum Aussicht auf Erfolg
Obwohl die Petition viel Zuspruch erhält, haben ihre Befürworter wohl kaum Aussicht auf Erfolg. Da König Charles III. den Titel bereits vergeben hat, ist die Diskussion darüber eigentlich bereits hinfällig – dass Prinz William von all seinen royalen Pflichten zurücktritt (wie es bereits Harry getan hatte), gilt als äusserst unwahrscheinlich. Kritiker bemängeln auf der Petitions-Website deshalb auch, dass die Debatte um den Titel schon zu Lebzeiten der Queen hätte intensiviert werden müssen. (las)
