Das waren die grössten Skandale von König Charles
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Krönung steht bevor:Das waren die grössten Skandale von König Charles

Millionen Menschen schauen auf die Krönung von Charles III.
Historiker Leonhard Horowski erklärt die Faszination Königshaus

Wenn Charles III. gekrönt wird, schaut die ganze Welt hin. Warum eine über 1000 Jahre alte Tradition bis heute fasziniert und was an den britischen Royals so besonders ist, weiss der Historiker Leonhard Horowski.
Publiziert: 05.05.2023 um 21:31 Uhr
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Aktualisiert: 05.05.2023 um 21:42 Uhr
Interview: Katja Richard

Kein anderes Königshaus fasziniert wie das der Briten. Warum die Royals dank grossem Pomp und trotz Skandalen bis heute so beliebt sind, erklärt der Historiker Leonhard Horowski (50).

Charles III. wird gekrönt und die ganze Welt schaut hin. Warum fasziniert ein solches Ritual bis heute?
Leonhard Horowski: Eine Krönung, wie sie in der britischen Monarchie noch praktiziert wird, ist weltweit einmalig. Es ist ein Ritual, dass es so seit 787 gibt und seit 1066 wird die Krönung in der Westminster Abbey gefeiert. Das ist nicht zu verwechseln mit den Zeremonien anderer Monarchien, dort wird die Krone auf dem Kissen überreicht, sie kommt nicht auf den Kopf. Die letzte Krönung ausserhalb von England war 1940 in Rumänien für Michael I.

Warum sind die britischen Royals da anders?
Das ist ihre Überlebensstrategie. Seit der französischen Revolution war klar, dass Königshäuser stürzen können. Statt sich in der Ecke zu verstecken und den Bürgerlichen immer ähnlicher zu werden, wie es in anderen Königshäusern geschah, haben die Briten ihren Pomp hochgefahren. Nicht nur die Krönung, sondern auch andere Zeremonien sind in den letzten beiden Jahrhunderten prunkvoller geworden. Das hat auch mit der kolonialen Macht der Briten zu tun.

Der Historiker Leonhard Horowski vor dem Schloss Charlottenburg.
Foto: Thorsten Wulff
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Beim Bier sprechen die Briten Klartext über Charles
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Vorglühen für die Krönung:Beim Bier sprechen die Briten Klartext über Charles

Wieso das?
Es gab eine Zeit, da reichte das Kolonialreich Grossbritanniens über 25 Prozent der Erde. Diese Massen von Menschen mussten beeindruckt werden. Eine Strategie, die auch in Grossbritannien selbst bis jetzt aufgegangen ist.

Die Monarchie wird also nicht demnächst abgeschafft?
Sie hat den Vorteil, dass die Schwerkraft auf ihrer Seite ist. In der Sekunde in der Elizabeth II. gestorben ist, wurde Charles III. zum König, keiner musste dafür abstimmen. Will man die Monarchie abschaffen, muss man sich aktiv dafür anstrengen.

Aber warum interessiert dieser royale Pomp noch, gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten in England?
Es geht um tausend Jahre Geschichte, die ist wie feine Fäden in die ganze Gesellschaft eingewoben. Eine Krönung gibt es nur einmal in einer Generation, aber es gibt viele andere Zeremonien wie die Parlamentseröffnung oder Trooping the Colour. Darüber wird berichtet, wie über Sportereignisse. Selbst wer kein Royal-Fan ist, bekommt das mit, und es gibt zu reden. Und da ist dieser Glanz, der ein bisschen auf jeden abfällt.

Und das möchte man nicht verlieren?
Genau. Könige und Prinzessinnen gehören zu unserem kollektiven Unterbewusstsein, sogar in Amerika. Darum sind Serien wie Game of Thrones so beliebt, bei den Windsors gibt es alles in echt. Man kann jederzeit einsteigen und weil es eine ganze Familie ist, findet jeder eine Identifikationsfigur. Das ist auch den Frauen zu verdanken, die einheiraten, so wie Lady Diana oder Kate und Meghan.

Heute können das ja auch Bürgerliche?
Früher war das Kriterium die Geburt, heute geht es ums Aussehen und mediales Charisma. Also, wie gut lässt sich jemand vermarkten? So kann jede davon träumen, eine Märchenprinzessin zu werden.

Bei Meghan ist das ja misslungen, warum kommt sie nicht zur Krönung?
Für ihre Anhänger zeigt sie damit Stärke. Ob sie wegen des Geburtstags ihres Sohnes Archie fernbleibt, oder ob sie nicht willkommen ist, darüber kann man nur spekulieren. Ausgeladen hat man sie sicher nicht, aber Fakt ist, dass sie an diesem Tag nur eine Nebenrolle am Rande spielen würde.

Was für eine Rolle spielt Harry?
Er ist bloss Zuschauer. Eigentlich gehören zur Zeremonie Huldigungen, so wie der Eid, den Prinz Philip 1953 seiner Elizabeth geschworen hat. Das hat man jetzt stark abgekürzt, nur Prinz William huldigt dem neuen König Charles. Als Nummer 2 wäre Harry und danach Andrew dran. Beide sind in Ungnade gefallen und das Letzte, was Harry jetzt will, ist demütig vor seinem Vater niederzuknien.

Noch nie hat ein Thronfolger so lange auf die Krone gewartet wie Charles, warum gibt er sie nicht direkt an William weiter?
Das ist eine Annahme, auf die alle spekuliert haben. Das entspräche dem Zeitgeist, zumal Charles schon über das Pensionsalter hinaus und weniger beliebt ist. Andere Monarchien tun das, in Spanien, Belgien oder den Niederlanden. Sogar Päpste danken inzwischen ab. Aber nicht die britischen Royals, sie bleiben bei ihrem alten Modell. Das gehört zu ihrer Strategie. Denn je mehr sie sich anpassen, je ähnlicher werden sie dem Volk und desto grösser ist das Risiko zu verschwinden.

Wird die Zeremonie modernisiert?
Nur in homöopathischen Dosen. Auffallend ist, dass die kleinen Prinzen diesmal einbezogen werden. Die Schleppe von Charles wird von seinem Enkel Prinz George mitgetragen. Sowas wäre früher undenkbar gewesen – schliesslich wird George ja selber mal König. Auch Camillas Schleppe wird statt von Kindern des Hochadels von ihren eigenen Enkeln getragen.

Sie wird auch gekrönt?
Ja, es ist ihr grosser Tag und auch eine Genugtuung. Weil sie nach dem Tod von Diana so unbeliebt war, bekam sie bei der Heirat mit Charles zuerst einen zweitklassigen Titel. Dass Camilla Königin wird, hat man der Öffentlichkeit scheibchenweise verkauft. Zuletzt mit einer Ankündigung der Queen kurz vor ihrem Tod. Und jetzt sitzt Camilla neben Charles auf einem eigenen Thron.

Spezialist für die Geschichte der europäischen Monarchien

Leonhard Horowski (50) ist Historiker, Buchautor und Publizist. Er hat einen Lehrauftrag an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2017 war er mit seinem Buch «Das Europa der Könige», das die höfische Gesellschaft des 17. und 18. Jahrhunderts behandelte, für den Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse nominiert. Horowski tritt als historischer Experte in verschiedenen Medien auf.

Leonhard Horowski (50) ist Historiker, Buchautor und Publizist. Er hat einen Lehrauftrag an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2017 war er mit seinem Buch «Das Europa der Könige», das die höfische Gesellschaft des 17. und 18. Jahrhunderts behandelte, für den Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse nominiert. Horowski tritt als historischer Experte in verschiedenen Medien auf.

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