«Mit Musik und Freunden»
So überstand Andreas Gabalier zwei Suizide in der Familie

Bei seinem Konzert im Zürcher Hallenstadion begeisterte Andreas Gabalier kürzlich mehr als zehntausend Fans: Der österreichische Sänger ist auf dem Höhepunkt seines Erfolgs. Doch er musste immer wieder auch Schicksalsschläge verkraften.
Publiziert: 03.11.2023 um 20:19 Uhr
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Aktualisiert: 15.01.2024 um 08:22 Uhr
Dominik Hug, Glückspost
Glückspost

Er ist seit Jahren einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Sänger und begeistert mit Hits wie «Hulapalu» oder «Amoi seg’ ma uns wieder» Hunderttausende. Andreas Gabalier (38) trinkt beim Interview mit der GlücksPost einen Cappuccino. Nachdenklich beantwortet er 30 schnelle Fragen und gibt einen ehrlichen Einblick in sein Seelenleben.

GlücksPost: Was vermissen Sie, wenn Sie auf Tournee sind?
Andreas Gabalier:
Gar nichts. Das ist die Zeit in meinem Leben, die ich am meisten geniesse.

Was ist Ihre Leibspeise?
Älplermagronen. Das esse ich immer, wenn ich in der Schweiz bin. Ansonsten liebe ich Fleisch.

Schlagerstar Andreas Gabalier steht auf dem Höhepunkt seiner Karriere.
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Was essen Sie nicht?
Knoblauch vertrage ich nicht. Den schmecke ich jeweils zwei Tage lang zwischen den Zähnen, egal, welchen Kaugummi ich benutze.

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Ihr Verhältnis zu Geld?
Man muss ein bisschen Geld verdient haben, um zu wissen, dass man nicht alles braucht, was man sich kaufen kann. Mein Erfolg wird nicht ewig dauern. Das ist okay. Ich war schon vor 15 Jahren glücklich, als Musik noch nicht diesen Stellenwert in meinem Leben und ich viel weniger Geld hatte.

Was bringt Sie zum Lachen?
Sehr viel. Ich bin ein sehr fröhlicher Mensch. Immer zum Lachen bringt mich meine zweieinhalbjährige Patentochter Mathilda mit ihrem Strahlen.

Was bringt Sie zum Nachdenken?
Mich stimmt traurig, wie rasant die Spannungen und Spaltungen auf unserem Planeten zugenommen haben. Und natürlich auch, dass jetzt wieder Bomben vom Himmel fallen in der Ukraine und im Nahen Osten. Dass dies überhaupt noch möglich ist heute, hätte ich mir nie vorstellen können.

Warum nicht?
Mittlerweile sollte doch wirklich jeder begriffen haben, dass Krieg nie die Lösung ist.

Was bereitet Ihnen sonst noch Sorgen?
Wie teuer in den letzten Jahren alles geworden ist: Benzin, Lebensmittel, Strom ... Ich weiss gar nicht, wie die Masse noch über die Runden kommen kann.

Ihre Beziehung zur Schweiz?
Die ist sehr eng. Wenn ich von zu Hause wegmüsste, wäre die Schweiz das einzige Land der Welt, wo ich hinziehen würde. Am liebsten ins Berner Oberland.

Wie wichtig ist Ihnen die Liebe?
Sie ist das Schönste. Liebe ist aber auch total vielseitig. Ich liebe meine Familie, ich liebe auch meine Kindheitsfreunde. Wenn von denen mal einer eine Spenderniere braucht, verstecke ich mich nicht.

Wann werden Sie heiraten?
Puh! Vor zwölf Jahren habe ich gesagt, dass ich mal gerne sieben Kinder hätte. Durch die Jahre des Erfolgs ist dieser Wunsch ein bisschen in den Hintergrund gerückt. Erfolg basiert ja nicht nur auf Glück und Zufall, sondern vor allem auf harter Arbeit. Ich habe da alles andere hinten angestellt. Ob das gut oder schlecht war für meine Zukunft, wird sich zeigen.

Denken Sie oft an die Zukunft?
Selten. Ich bin ein Mensch, der sich stark an der Gegenwart orientiert. Denn die Zukunft ist bekanntlich die Unbekannte in der mathematischen Gleichung unseres Lebens.

Haben Sie einen Tick?
Mir wurde gerade gestern gesagt, dass ich ziemlich oft das Wort «eigentlich» verwende, wenn ich rede. Das ist mir gar nicht aufgefallen – aber ist eine Macke, die ich gleich wieder austreiben will.

Musikalischer Überflieger

Andreas Gabalier wuchs als zweitältestes von vier Kindern in Graz (A) auf. Der Familienname stammt von einem seiner Vorfahren, einem französischen Soldaten, der 1796 in Napoleons Italienfeldzug nach Österreich geriet und dort blieb.

Gabalier begann ein Jurastudium, brach es aber wegen seines musikalischen Erfolgs ab. 2011 feierte er mit «I sing a Liad für di» seinen ersten Hit, 2016 wurde «Hulapalu» zur Megahymne. Er bezeichnet seinen Musikstil als «Volks-Rock ‘n’ Roll».

Den Suizid seines Vaters 2006 und den seiner Schwester 2008 verarbeitete er im Lied «Amoi seg’ ma uns wieder». Von 2013 bis 2019 war er mit Moderatorin Silvia Schneider (40) liiert. Gabalier ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Sänger und wohnt noch immer in Graz.

Andreas Gabalier wuchs als zweitältestes von vier Kindern in Graz (A) auf. Der Familienname stammt von einem seiner Vorfahren, einem französischen Soldaten, der 1796 in Napoleons Italienfeldzug nach Österreich geriet und dort blieb.

Gabalier begann ein Jurastudium, brach es aber wegen seines musikalischen Erfolgs ab. 2011 feierte er mit «I sing a Liad für di» seinen ersten Hit, 2016 wurde «Hulapalu» zur Megahymne. Er bezeichnet seinen Musikstil als «Volks-Rock ‘n’ Roll».

Den Suizid seines Vaters 2006 und den seiner Schwester 2008 verarbeitete er im Lied «Amoi seg’ ma uns wieder». Von 2013 bis 2019 war er mit Moderatorin Silvia Schneider (40) liiert. Gabalier ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Sänger und wohnt noch immer in Graz.

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Ihr Lieblingsfilm?
«Forrest Gump», ein zeitloser Klassiker, der das Leben in all seiner Härte und Schönheit sehr gut wiedergibt. Ich sehe in diesem Film sehr viele Parallelen zu mir. Ich musste ja auch einige Rückschläge hinnehmen. Letztendlich hat man es aber selbst in der Hand, glaube ich, sein Leben ins Positive zu wenden. Wir sind die Lenker unseres Glücks.

Haben Sie Ängste?
Ich hänge sehr an Menschen. Wenn ich mal jemanden ins Herz geschlossen habe, kommt er da so schnell nicht mehr raus. Sie dann zu verlieren, ist eine grosse Angst.

Ihr Vater und Ihre Schwester haben sich das Leben genommen. Wie verkraftet man solche Tragödien?
Das Leben ist, Gott sei Dank, so gemacht, dass es immer irgendwie weitergeht – egal, was man durchgemacht hat. Wichtig ist, dass man sich selbst nicht aufgibt und man etwas findet, was einen aus dem ganzen Schmerz trägt. Und das waren in meinem Fall die Musik und mein Freundeskreis.

Warum sind Sie gläubig?
Weil ich es schöner finde, an etwas zu glauben, als an nichts zu glauben. Wissen werden wir es allerdings erst, wenn es so weit ist. Oder auch nicht. Vielleicht wird es einfach nur finster, so wie wenn wir schlafen gehen?

Weshalb gerade Katholik?
Weil wir da sehr schön erzogen worden sind. Diese Glaubensgemeinschaft haben wir überaus positiv gelebt. Sich am Sonntag schön anzuziehen, vor der Kirche mit den Freunden Winnetou und Old Shatterhand zu spielen oder sonstigen Unfug zu machen. Nach der Kirche sind wir dann heim zum Kochen. Das sind schöne Erinnerungen. Ich finde es schade, dass solche Traditionen heute immer mehr verloren gehen, auch dieser Zusammenhalt fehlt immer mehr. Und ich spreche jetzt nicht unbedingt vom Spirituellen, sondern vom gemeinschaftlichen Erlebnis.

Ihr Lieblingsbuch?
Das stammt aus meiner Kindheit: «Die unendliche Geschichte» von Michael Ende. Mir gefällt die Botschaft darin, nämlich, dass wir jeden Tag von neuem die Chance erhalten, das Beste aus unserem Leben zu machen.

Sie werden nächstes Jahr 40. Eine grosse Sache?
Dieser Geburtstag ist mir wurst. Mit Bedauern stelle ich einzig fest, wie schnell die Zeit vergeht. Meine Grosseltern sagten uns immer: «Das Leben ist ein Wimpernschlag. Geniesst also jede Sekunde, die ihr noch gut beieinander seid.» Im Alter kommen immer mehr Wehwehchen: die Hüfte, das Knie, das Kreuz, die Zähne werden locker, der Herzschrittmacher ...

Was tun Sie für die Gesundheit?
Ich mache gerne Sport, gehe oft an den Berg. Und ich versuche, mich einigermassen gesund zu ernähren. Besonders wichtig ist aber, dass man sich eine positive Grundeinstellung bewahrt. Ich versuche, mich möglichst wenig zu nerven.

Haben Sie ein Ritual?
Ich miste gerne aus. Gerade am letzten Sonntag, als es geregnet hat, ging ich wieder mal durch meine Schränke in meiner Wohnung am See. Vier Säcke kamen zusammen für die Caritas. Dazu hörte ich alte Vinylplatten meines Vaters: «Private Dancer» von Tina Turner. Fantastisch. Und dann legte ich auch noch Nana Mouskouri auf und staunte, wie wertig früher noch Musik gemacht wurde mit diesem riesigen Orchester. Da kriege ich Gänsehaut.

Heute ist das nicht mehr der Fall?
Nein, viel weniger. Es erklingt zwar überall, in jedem Restaurant, jedem Geschäft, Musik, aber die ist in der Regel doch bloss emotionsloses Computer-Geplänkel. Und von all diesen sogenannten Künstler, die momentan die Hitparaden beherrschen, wird in drei Monaten kein Mensch mehr reden. Was auch ein Spiegel der Zeit ist.

Inwiefern?
So vieles ist völlig austauschbar geworden, eben nicht mehr wertig. Die Leute werden konstant abgelenkt und berieselt. Fürchterlich finde ich auch, wenn ich Jugendliche sehe, die sich vier Stunden am Tag dämliche Tiktok-Videos anschauen, sich dazu noch drei Stunden mit Instagram beschäftigen. Die ganze Zeit, die da verblödet wird – unvorstellbar! Und nichts bleibt hängen.

Haben Sie ein Lebensmotto?
Ganz einfach: eine gute Zeit zu haben.

Worauf sind Sie stolz?
Ich bin in einfachen Verhältnissen gross geworden. Und ich habe ohne grosse Unterstützung von anderen mittlerweile einiges erreichen können. Jahrelang pflügte ich wie ein Ackergaul alle Zeltfeste und Diskotheken. Dann plötzlich kam der Erfolg. Das macht mich schon stolz.

Haben Sie noch Träume?
Momentan keine. Ich hatte diesen grossen Traum vom Singen. Und der hat sich mehr als erfüllt. Noch mehr Träume haben zu wollen, wäre fast ein bisschen zu viel verlangt. Und was anderes machen will ich auch nicht.

Wirklich keine Sehnsüchte?
Nein. Ich brauche weder die Bahamas, noch Palm Beach oder Bali. Ich bin sehr heimatverbunden. Ferien verbringe ich am liebsten zu Hause.

Was machen Sie mit 60?
Dann hocke ich hoffentlich auf einer Alp und bin auf der Jagd. Vielleicht habe ich auch ein paar Kinder. Für Kinder gibt es jetzt aber noch keinen Plan. Ich fühle mich zu jung für eine solche Verantwortung. Und ich hoffe, weiterhin ein paar Lieder schreiben zu können.

Zum Schluss: Ihr Rat an die Menschen?
Wir müssen wieder mehr zusammenfinden und mehr aufeinander eingehen. Liebe Leute, seid wieder etwas versöhnlicher miteinander. Und toleranter! Nur weil jemand eine andere Meinung hat, muss er doch nicht des Teufels sein.

Hier findest du Hilfe

Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:

Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben

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