«Ich habe Scheisstage, aber ich bin nicht verzweifelt»
Züri-West-Sänger Kuno Lauener (59) leidet an Multipler Sklerose

Vor fast vier Jahren wurde Kuno Lauener, Sänger der Band Züri West, mit einer Diagnose konfrontiert, die sein Leben veränderte: Multiple Sklerose. Jetzt spricht Lauener erstmals über seine Krankheit.
Publiziert: 07.03.2021 um 01:51 Uhr
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Aktualisiert: 07.03.2021 um 16:31 Uhr

Kuno Lauener (59) leidet an der Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose (MS). Das bestätigt der populäre Sänger und Texter der Berner Rockgruppe Züri West in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag».

Das Gespräch führte Lauener aus Anlass seines bevorstehenden 60. Geburtstages am 17. März. «Ich habe Scheisstage, aber ich bin nicht verzweifelt», sagt Lauener. Die Diagnose habe er bereits im Juli 2017 erhalten. Erst habe er mit Sehstörungen und Schwindelgefühlen gekämpft. Dann der Besuch beim Arzt.

Die Diagnose - «Multiple Sklerose: Peng» - habe er am 14. Juli 2017 erhalten; an einem Tag, als die Band am Gurten-Festival spielte. Lauener: «So stand ich an diesem Abend auf dieser grossartigen Bühne auf dem Gurten, vergass meine Texte, sah alles doppelt, statt 25'000 waren da 50'000 Menschen, und mir wurde klar, dass ich solche Konzerte in Zukunft nicht mehr würde spielen können.»

Züri-West-Sänger Kuno Lauener bei einem Auftritt 2014, als er von seiner schweren Erkrankung noch nichts wusste.
Foto: Keystone
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Drei sehr schwierige Jahre

Seither seien drei sehr schwierige Jahre vergangen. Erst der Tod seiner Mutter und die MS-Diagnose. Dann die Trennung von seiner Partnerin, der Mutter ihrer Kinder. Vor einem Jahr, kurz vor der Corona-Krise, starb auch noch sein Vater: «Es kam verdammt viel zusammen.»

Eine Prognose sei schwierig. Es gebe moderate Verläufe, andere dagegen treffe es hart. Lauener: «Ich bin froh, dass mich die Krankheit erst jetzt erwischt hat und nicht schon früher. Und in breitem Berner Dialekt: «Aber mir wei nid grüble.» Er habe «alles gegeben, bis ich nicht mehr konnte».

«Am nächsten Morgen alles vergessen»

Die ersten Symptome seien, dass manchmal ein Bein nicht so richtig wolle, dann wieder habe er einen «sturmen Grind» mit Aussetzern im Kopf. Es könne sein, dass er an einem Songtext einen Tag lang arbeite - und am nächsten Morgen alles vergessen habe. Dafür schlafe er heute besser: «Weil ich die Gedankenschlaufen los bin, die mich früher wachhielten, als mein Speicher im Grind noch funktionierte.»

Bislang seien nur enge Freunde und Verwandte eingeweiht gewesen. Doch er merkte, dass das Leben mit MS schwierig werden könnte, sowohl privat als auch beruflich. Daher habe er sich «entschieden, das jetzt öffentlich loszuwerden. Ich musste zuerst Klarheit in mein Leben bringen und wollte nicht, dass mich die Leute bemitleiden. Jetzt ist es ist raus, darüber bin ich froh, und wir können gerne über etwas anderes reden.»

Wie es mit Züri West weitergehe, sei offen und hänge von der Entwicklung seiner Krankheit ab. Trotz MS habe er neue Songs geschrieben, die er mit der Band aufnehmen möchte. Offen bleibt, ob es in Zukunft noch Live-Konzerte gebe. Die Autoimmunerkrankung MS betrifft das zentrale Nervensystem und gilt als unheilbar. (kes)

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