Moderatorin Anna Maier (44) schreibt in ihrem neuen Buch über grosse und kleine Tragödien
Fingerkuppe weg war für sie ein Fingerzeig

Die Autorin und Moderatorin Anna Maier (44) erlebte während ihrer Ausbildung zu Heli-Pilotin einen schweren Unfall. Dabei verlor sie Teile eines Fingers. Jetzt hat sie ein Buch über Höhen und Tiefen ihres Lebens geschrieben. Es soll Mut machen.
Publiziert: 24.09.2021 um 08:33 Uhr
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Aktualisiert: 24.09.2021 um 12:11 Uhr
Peter Padrutt

Das Leben verläuft oft anders, als man denkt: Eigentlich wollte die Journalistin und TV-Moderatorin Anna Maier (44) eine philosophische Begleitung zu ihrer Ausbildung zur Helikopterpilotin schreiben. Ihr Buch «Sei du der Pilot deines Lebens», das in diesen Tagen im Giger-Verlag erschienen ist, hätte mit der Privatpilotenlizenz enden sollen. Doch dann passierte ein einschneidender Unfall, bei dem sie einen Teil ihres Fingers verlor. Doch davon später.

Anna Maier führt uns in ihren lesenswerten Aufzeichnungen vor Augen, wie zerbrechlich Glück sein kann, aber auch, wie man aus Rückschlägen Kraft schöpfen kann. «Seit meinem Bandscheibenvorfall von 2016 und meinem darauffolgenden Abschied aus der Fernsehwelt befand ich mich in einer Umbruchphase, in der ich mein Leben ganz grundsätzlich hinterfragt habe», erzählt sie Blick. «In dieser Zeit hätte ich mir mehr Austausch gewünscht mit Menschen, die in einer ähnlichen Phase stecken, um die Antworten zu finden, nach denen ich suchte. So entstand die Idee, dieses Buch zu schreiben, als Gespräch unter Freunden, spätabends an einem Küchentisch.»

Mutter mit drei Jahren verloren

Ihre Pilotenausbildung diente ihr als roter Faden, als Analogie, um über das Leben nachzudenken. Wer einen Helikopter fliegt, weiss: «Es braucht Widerstand, um Antrieb zu erzeugen.»

Anna Maier hat einen autobiografischen Ratgeber geschrieben, der zum Mitdenken anregt.
Foto: Nicole Boekhaus
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So versucht sie, auch aus Rückschlägen Positives zu gewinnen. Das half ihr auch, ihren Schicksalsschlag aufzuarbeiten, dass ihre Mutter freiwillig aus dem Leben schied, als sie drei Jahre alt war. «Ich habe keine Wut gespürt. Sie hat ihren Weg gewählt, nicht, um mir zu schaden, sondern um sich von einem Leiden zu befreien.»

Aber der Tod ihrer Mutter habe eine grosse Lücke in ihr hinterlassen. «Wenn plötzlich ein Elternteil fehlt, dann hinterlässt das Spuren. Bei mir zum Beispiel war es wohl die Verlustangst, geliebte Menschen zu verlieren und auch, dass ich von klein auf versuchte, Träume und Wünsche sofort umzusetzen, weil mir die Endlichkeit des Lebens sehr bewusst war», sagt Anna Maier.

Vielleicht war das einer der Gründe, warum später zwei ihrer Ehen auseinandergingen. Vor knapp fünf Jahren lernte sie auf Mallorca wieder einen Mann kennen. «Es war ein Moment, in dem ich nicht die toughe Karrierefrau war, sondern verletzlich und pur, ohne spannenden Fernsehjob auf der Visitenkarte. Das war für mich ein schöner Moment, befreiend und heilend gleichzeitig.»

Schlimmer Unfall während Flugausbildung

Dann kam dieser Tag, als sie die schwere Hangartür öffnete, hinter der sich der Heli befand. Plötzlich krachte es, der Zeigefinger geriet zwischen zwei tonnenschwere Metalltüren. Im Buch schreibt sie, wie sie gerufen habe: «Mein Finger ist ab!» Zum Glück musste später nur die Fingerkuppe amputiert werden.

Zu Blick sagt sie: «Ein solcher Unfall mit einer nachfolgenden Teilamputation ist ein einschneidendes Ereignis. Das löste einiges bei mir aus.» Zu Beginn, als sie alles verarbeiten musste, war es für Anna Maier besonders schwierig, dass die Wunde und der Fingerstumpf so sichtbar waren, dass sie auch auf der Strasse darauf angesprochen wurde, «auf ein Thema, das ich nicht mit jedem oder jeder teilen mochte».

Inzwischen habe sie gelernt, damit zu leben. Sie trägt heute eine Prothese. In ihrem Kopf begannen aber auch Gedanken Pingpong zu spielen: War der Verlust eines Teils des Zeigefingers vielleicht ein Fingerzeig dafür, dass ein weiterer grösserer Unfall folgen könnte? So unterbrach sie die Ausbildung zur Pilotin.

Das Leben ist im Fluss. Anna Maier begann wieder zu malen – das Talent hat sie von ihrem Vater geerbt. Es sei Meditation pur und ein Ausgleich zur kopflastigen Arbeit. Demnächst moderiert sie auch «The Masked Singer» auf Pro 7 Schweiz. «Meine jüngeren Kinder, die acht und zehn Jahre alt sind, kennen ihre Mama nicht in der Rolle der TV-Moderatorin, obwohl ich diesen Beruf mehr als zwanzig Jahre lang ausgeübt habe. Ich fand die Vorstellung schön, dass sie auch diese Seite von mir kennenlernen», meint sie.

So zaubert Anna Maier (43) mit dem Pinsel
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Moderatorin und Künstlerin:So zaubert Anna Maier (43) mit dem Pinsel
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