Einmal im Jahr herrscht in der 1900-Seelen-Gemeinde Wacken Ausnahmezustand. 75'000 Fans verwandeln den kleinen Flecken im deutschen Schleswig-Holstein jeweils Anfang August ins Metal-Mekka Europas, das Festival zählt weltweit zu den grössten seiner Art. Mittendrin: die Hardrock-Druiden Krokus auf ihrer grossen Abschiedstournee. Ausgerechnet am Schweizer Nationalfeiertag erschüttert unser Rockexport Nummer eins das nördliche Nachbarland und brennt sein üppiges Hitfeuerwerk ab: «Long Stick Goes Boom», «Hoodoo Woman», «Bedside Radio», «Easy Rocker».
Krokus knacken Wacken
«Dass wir auf unserer Ehrenrunde immer noch eine solche Euphorie entfachen, haben wir bei allem Optimismus selbst nicht für möglich gehalten», sagt Gründer und Bassist Chris von Rohr (67). «Wir reiben uns immer noch die Augen.» Der Liveauftritt wird weltweit auch via Livestream übertragen. Die Fan-Resonanzen online wie in der Open-Air-Arena sind überwältigend.
«Mir tun immer noch die Finger weh»
Die Begeisterung entlädt sich auch bei der turbulenten Autogrammstunde. Sie muss von einer auf zwei Stunden verlängert werden. Die Anhänger haben zum Teil weite Reisen auf sich genommen und sind aus den USA, Australien, Mexiko und Brasilien angereist. «Ich musste sogar wieder einmal entblösste Frauenbrüste signieren», grinst von Rohr, «das kam zuletzt im Schwarz-Weiss-Zeitalter vor.» Und Sänger Marc Storace (67) fügt an: «Mir tun immer noch die Finger weh von den Unterschriften. Kaum zu glauben, aber dies hier sind die besten und freudigsten Krokusse aller Zeiten. So macht die ganze Sache einen Riesenspass.»
Das nächste Heimspiel folgt am 30. August
Der Spass ist vorerst nicht vorbei. Nach Wacken folgen weitere Shows in Deutschland, England und am 30. August am Riverside Open Air in Aarburg AG. «Auf dieses Heimspiel freuen wir uns besonders», betonen alle Bandmitglieder. Bereits sind neunzig Prozent der Tickets weg. Die erfolgreichste Hardrockband der Schweiz zeigt null Altersmüdigkeit. «Unser Powerdrecksound ist wie ein Jungbrunnen», sagt Chris von Rohr. Während seine Bandkollegen schon weiterreisen, bleibt er noch in der Umgebung. «Ich mache einen Kreativbesuch bei meinem Rockkomplizen Udo Lindenberg.» Die Besten sterben nie.