Meryl Streep (74) erhält in Cannes Ehrenpalme und bedankt sich mit Anekdoten
Eine Diva plaudert aus dem Nähkästchen

Von Standing Ovations bis zu intimen Drehmomenten mit Robert Redford – Meryl Streep teilt persönliche Anekdoten beim Filmfestival in Cannes.
Publiziert: 17.05.2024 um 00:15 Uhr
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Christian ThielePeople-Redaktor, Hollywood (USA)

Sie ist an grosse Auszeichnungen gewöhnt. Doch die tosende, zweiminütige Standing Ovation im Filmpalast von Cannes liess auch Hollywoods Grand Dame nicht kalt. Meryl Streep (74) überkamen vor dem Überreichen der Goldenen Ehrenpalme für ihr Lebenswerk so starke Emotionen, dass sie vor Freude tanzte und sie ihre Tränen nur mit Mühe zurückhalten konnte. Die Hollywood-Legende musste an ihr letztes Mal beim Filmfestival denken, vor 35 Jahren. Damals wurde sie für ihr Mitwirken in «Ein Schrei in der Dunkelheit» von Fred Schepisi (84) als beste Schauspielerin ausgezeichnet. «Ich war schon dreifache Mutter, stand kurz vor meinem 40. Geburtstag und dachte, dass meine Karriere vorbei ist. Das war alles andere als eine unrealistische Annahme für eine Schauspielerin in den damaligen Zeiten!»

Für ein «Rendez-Vous with Meryl Streep» im Théâtre Debussy von Cannes hat die Diva ihr weisses Gala-Outfit vom Vortag für eine schwarze Bluse mit dezenten Blümchenmuster und schwarzer Hose ausgetauscht. Ihre langen Haare trägt sie offen, ihre Augen hinter ihrer schwarzen Brille erscheinen sehr klein. «Sie müssen entschuldigen», sagt die Schauspielerin mit einem Lachen, «ich bin etwas müde, weil wir bis drei Uhr letzte Nacht Party gemacht haben!» Solch eine Offenbarung ist es, die die wahrscheinlich talentierteste Schauspielerin Hollywoods aller Zeiten so sympathisch macht. Starallüren sind ihr fremd: «Ich sehe mich selbst nicht als Rockstar. Ich lebe ein sehr ruhiges Leben, das alles andere als übertrieben oder abgehoben ist!» Streep witzelt, dass es einen guten Grund dafür gab, weshalb sie bei der Ehrung so emotional reagiert hatte: «Ich bekomme zu Hause keinen Respekt. Deshalb war es so umwerfend, hierherzukommen und diese Welle an Applaus zu bekommen.»

1989 fühlte sich Streep in Cannes nicht sicher

Für Streep ist Cannes in diesem Jahr nicht vergleichbar zu ihrem letzten Auftritt. Sie verrät, dass sie sich 1989 nicht sicher gefühlt habe: «Um mich waren gut 12 Bodyguards herum. Es gab keine Absperrungen und die Kameras waren bis hierher …» Streep gestikuliert mit ihren Händen und zieht eine imaginäre Kamera bis in ihr Gesicht. «Es war verrückt. Ich hätte mich fast davon nicht mehr erholt.» Sie erinnert sich, dass sie später zurück auf ihrem Hotelzimmer «nur noch gezittert» habe. An mehr kann sie sich nicht mehr erinnern – nicht einmal an ihre Gefühle, als sie damals als beste Schauspielerin ausgezeichnet wurde: «Ich erinnere mich nur noch an das Gefühl der Angst.»

Meryl Streep ist dieses Jahr am Filmfestival in Cannes zu Gast.
Foto: keystone-sda.ch
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Im Gespräch lässt Streep ihre grosse Karriere noch einmal Revue passieren. Insbesondere die Shampoo-Szene in «Out of Africa» war ein prägender Moment. In der ikonischen Szene wäscht ihr Co-Star Robert Redford die Haare in einem südafrikanischen Fluss, während er Gedichte wiedergibt. «Das war für mich damals eine Sex-Szene, weil sie so intim war», meint Streep. Und packt eine weitere Anekdote aus. Redford hatte riesige Angst, im Fluss von einem Nilpferd attackiert zu werden: «Robert war so nervös, weil er gehört hatte, dass Nilpferde mehr Menschen töten als alle anderen Wildtiere in Afrika. Er hat mir zuerst beim Shampoonieren meine Schläfen wie Brot geknetet.» Darauf sei Streeps langjähriger Haar-Stylist eingeschritten und habe Redford ein paar Tipps gegeben. Diese führten zu einer deutlichen Verbesserung der Technik: «Nach der fünften Klappe war ich verliebt», meint Streep mit einem Lachen, «ich wollte nicht, dass die Szene endet – trotz der Nilpferdgefahr!»

Sie ist beeindruckt von den Frauen an der Spitze von Filmstudios

Streep ist glücklich, dass sich in den letzten drei Jahrzehnten die Zeiten für Frauen in der Filmbranche zum Positiven geändert haben. Insbesondere begrüsst sie, dass es inzwischen auch Frauen an der Spitze von Filmstudios gibt: Sie bewundert die immer grösser werdende Anzahl an Schauspielerinnen in Hollywood, die inzwischen ihre eigenen Filme produzieren: «Reese Witherspoon, Nicole Kidman und Natalie Portman, sie haben alle ihre eigenen Produktionsfirmen.» Für Streep selbst kam das nie infrage. Sie witzelt, dass sie «nur Babys produziert habe». Sie habe vier Kinder und fünf Enkelkinder: «Es ist ein bewegtes Leben, aber ich wollte es so!» Und dann wird Streep noch einmal ernst: «Ich wollte niemals Telefonate nach 19 Uhr bekommen. Deshalb habe ich nie selbst produziert und bewundere alle, die das tun. Es gibt einfach nicht genug Stunden in einem Tag für mich.»

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