Fiat-Erbin Ginevra Elkann am Filmfestival Locarno
Sie bringt das Drama ihrer Kindheit auf die Leinwand

Sie stammt aus einer der berühmtesten Familien Italiens: Fiat-Erbin Ginevra Elkann zeigte in Locarno ihren ersten Spielfilm.
Publiziert: 12.08.2019 um 17:02 Uhr
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Aktualisiert: 12.08.2019 um 17:05 Uhr
Katja Richard

Und der kleine, rothaarige Junge im Film ist wirklich nicht ihr Bruder Lapo? Eine Frage, die Ginevra Elkann (39) am Filmfestival Locarno immer wieder gestellt wird. Denn Lapo Elkann (41) ist heutzutage sicherlich die schillerndste Figur des Agnelli-Clans – die Fiat-Gründer gelten als die heimlichen Royals von Italien. Lapo wurde vom Magazin «Vanity Fair» bereits viermal zum bestgekleideten Mann der Welt gekürt. Er sorgte aber auch immer wieder für negative Schlagzeilen mit seinen Exzessen – zuletzt, als er im Kokainrausch seine eigene Entführung vortäuschte. 

Scheu im Scheinwerferlicht

Ganz anders die jüngere Enkelin des legendären Industriellen Gianni Agnelli (1921–2003). Ginevra Elkann meidet eher das Scheinwerferlicht, steht lieber hinter der Kamera. Als sie auf der Piazza Grande ihren Eröffnungsfilm «Magari» vor 8000 Zuschauern präsentierte, stockte ihr die Stimme. «Ich war schon als Kind sehr scheu. Und ich bin es immer noch», erzählt sie beim Treffen mit BLICK. «Darum wäre ich eine sehr schlechte Schauspielerin geworden.» 

Fast eine Prinzessin

Wie eine Adlige wirkt die Filmemacherin nicht, dabei war ihre Grossmutter Marella (1927–2019) eine echte Prinzessin. Auch nicht wie eine Milliarden-Erbin – statt in eine Gucci oder Chanel-Tasche hat Ginevra Elkann ihre Habseligkeiten in eine einfache Stofftasche gepackt. Die kurzen Nägel sind rot lackiert, nur am Zeigefinger sind sie grün. «Ich dachte, es sei Türkis, aber es gefällt mir auch so, es hat etwas Fröhliches.»

Filmregisseurin und Fiat-Erbin Ginevra Elkann in Locarno.
Foto: Anja Wurm
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Dreifache Mutter und Regisseurin

Die Filmemacherin ist Mutter von drei Kindern, dennoch hat sie sich etwas Mädchenhaftes bewahrt. Vielleicht macht das die Unschuld und die Magie aus, mit der sie im Film die Welt betrachtet. Sie erzählt in «Magari» aus der Perspektive eines Mädchens die Geschichte von drei Geschwistern und ihren Schwierigkeiten mit der Trennung der Eltern.

Schillernde Familiengeschichte

Die Ähnlichkeiten mit Ginevras eigener Vergangenheit als Scheidungskind sind frappant, besonders der rothaarige Junge scheint Lapo Elkann ähnlich. «Er ist aber gar nicht rothaarig, sondern blond. Und Lapo hatte auch keine Diabetes, ein Hund wurde auch nicht überfahren in unserer Familie», erklärt Ginevra Elkann die Filmszenen. «Natürlich gibt es einiges, das übereinstimmt, aber sehr vieles eben auch nicht.»

Die Neugier auf die Familiengeschichte der schillernden Agnellis ist verständlich. Skandale werden von der Enkelin aber keine enthüllt, sondern das Gefühlsleben eines kleinen Mädchens, das sich wünscht, dass die Eltern wieder zusammen sind. «Ich hatte diesen Wunsch auch, und ich stellte mir vor, dass dann alles gut wäre.»

Beide Brüder an der Premiere

In gewisser Weise kann sie so als Filmemacherin ihre eigene Geschichte verarbeiten. Das Kino ist eine Welt, in die sie sich schon früh zurückzog. «Statt Partys zu feiern, habe ich mir lieber Filme angeschaut. Sehr, sehr viele Filme.» Mit 13 Jahren war für sie klar, dass sie Regisseurin werden wollte. «Man muss an seine eigene innere Stimme glauben, um überzeugen zu können.» Wo sie das gelernt hat? Sie zögert keine Sekunde mit der Antwort: «In vielen Jahren Psychoanalyse, das ist der Schlüssel!»

Etwas aus dem Film ist bestimmt autobiografisch: der Zusammenhalt der drei Geschwister. «Meine Brüder und ich stehen uns bis heute sehr nahe.» Ganz klar, dass sowohl Lapo also auch John Elkann (43), der heute die Familiengeschäfte leitet, zur Premiere des Streifens ihrer kleinen Schwester nach Locarno gekommen sind. 

«Magari» startet in den Deutschschweizer Kinos im Januar 2020.

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