Comedy-Star Michael «Bully» Herbig (50)
«Ich wollte meinen Film nicht kaputt machen»

Fertig lustig! Comedy-Star Michael «Bully» Herbig (50) erklärt, weshalb er auch gerne ernste Filme dreht.
Publiziert: 05.10.2018 um 02:34 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:57 Uhr
Katja Richard

Er brachte Millionen zum Lachen! Michael «Bully» Herbig (50) gehört zu den erfolgreichsten Filmemachern Deutschlands. Jetzt zeigt er sich erstmals von seiner ernsten Seite. 

BLICK: Man kennt Sie aus Komödien wie «Der Schuh des Manitu». Nun haben Sie erstmals einen Thriller realisiert. Ist fertig lustig? 
Michael Herbig: Das stimmt so nicht ganz. Ich habe schon immer ein Doppelleben geführt. Mein Hobby ist die Schauspielerei und der Bully, den man vor der Kamera kennt, wird bestimmt mal wieder in einer Komödie spielen. Aber ich bin auch mit Leib und Seele Filmemacher, und als Regisseur habe ich im Moment unglaublich grosse Lust auf andere Genres.

Warum spielen Sie im Film nicht selber mit?
Weil ich den Film nicht kaputt machen wollte. Wenn da plötzlich der Bully auftauchen würde, wäre man sofort abgelenkt und jeder würde den ersten Gag erwarten. Wie gesagt, als Darsteller habe ich keinerlei Ambitionen, ins Dramafach zu wechseln. Wenn es ein gutes Drehbuch gibt, spiele ich gerne wieder in einer Komödie, aber ich muss nicht ständig mein Gesicht in die Kamera halten. 

Im neuen Film «Ballon» will eine ostdeutsche Familie mit einem selbstgebastelten Ballon über die Grenze fliehen.
Foto: Marco Nagel
1/5

Sie haben Parodien auf Western, Star Trek oder Wickie gedreht. Das klingt nach Verwirklichung von Bubenträumen?
In gewisser Weise ja. Unter dem Deckmantel der Komödie konnte ich alle möglichen Genres ausprobieren. Als Junge habe ich aber immer für Thriller geschwärmt. Am liebsten mochte ich Alfred Hitchcock oder Streifen wie «Der weisse Hai». Es gibt aber ein paar gute Gründe, warum ich erst jetzt meinen ersten Thriller inszeniert habe. Vor 20 Jahren hätte ich einen Film wie «Ballon» nicht machen können. Das braucht eine gewisse Lebenserfahrung. Heute bin ich selber Vater und kann besser nachvollziehen, wie sich die Menschen in dieser Situation gefühlt haben. 

In «Ballon» erzählen Sie die wahre Geschichte einer Flucht aus der DDR. Würden Sie mit ihrem Sohn auch in einen Ballon steigen, um ihm ein besseres Leben zu ermöglichen? 
Darüber macht man sich natürlich Gedanken, auch wenn diese Frage sehr hypothetisch ist. Ich habe ja nicht in diesem System gelebt. Aber durch die Arbeit an dem Film über die letzten sechs bis sieben Jahren und die Gespräche mit den betroffenen Familien hat der Begriff Freiheit eine andere Bedeutung für mich bekommen. Wir halten Freiheit für eine Selbstverständlichkeit. Das ist sie aber nicht. Ich denke schon, dass ich versucht hätte zu fliehen. Ob ich allerdings mit meinem Sohn in eine Ballongondel gestiegen wäre, wage ich zu bezweifeln.

Ihr Sohn ist acht, träumt er auch vom Filmemachen, so wie Sie damals? 
Nein, das interessiert ihn nicht so besonders. Er kommt manchmal mit ans Set, und das findet er spannend. Hin und wieder kann ich ihn auch überreden, mit mir ins Kino zu gehen. «Wickie und die starken Männer» war der erste Film von mir, den er gesehen hat. «Der Schuh des Manitu» hat er im Fernsehen geschaut, aber ich glaub auch nur, weil er dafür länger aufbleiben durfte. 

Sie sind 50 geworden, was verändert sich da? 
Meine Geburtstage waren immer sehr entspannt. Vor allem, weil ich am selben Tag Geburtstag habe wie meine Mutter. Ab einem gewissen Alter stand deshalb eher sie im Mittelpunkt. Mit 40 kam ich so langsam ins Grübeln, vielleicht auch, weil es nicht mehr zu übersehen war, dass ich nicht mehr zu den jungen Anarchisten gehörte. 

Wie haben Sie gefeiert? 
Zuerst wollte ich eine Riesenparty schmeissen. Aber schon das Nachdenken darüber ging mir so auf den Zeiger, dass ich es gelassen habe. Ich habe mir dann einfach eine Tischtennisplatte gewünscht und vier Freunde plus Ehefrauen eingeladen. Das wurde eine grossartige Party. Selbstverständlich war meine Mutter auch dabei, für einen Rundlauf hat es aber nicht mehr ganz gereicht. 50 ist ein tolles Alter. Irgendwie fühle ich mich entspannter. 

Sie haben mit fünf Filmen innert zehn Jahren 30 Millionen Zuschauer ins Kino gebracht. Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Mich macht der Erfolg in gewisser Weise demütig, ich bin wohl auf der Sonnenseite geboren. Vielleicht hatte ich auch das Glück, die Chancen einfach erkannt zu haben. Alles, was ich gemacht habe, kam von Herzen.

Humor oder Thriller, was ist schwieriger?
Man kann alles machen, man darf die Leute nur nicht langweilen. Das gilt für jedes Genre. Es geht immer um das richtige Timing. Und ein Thriller hat einfach ein anderes Timing als eine Komödie. 

Sie zeigten «Ballon» am Zurich Film Festival. Wie ist Ihr Bezug zur Schweiz? 
Mir gefällt der Schweizer Humor, er ist etwas stiller und trockener. Als wir mit «(T)Raumschiff Surprise» hier Premiere feierten, wurden wir mit den Filmrollen an der Grenze kontrolliert. Damals waren die noch in verplombten Büchsen. Der Zollbeamte bestand darauf, dass wir sie öffnen. Als wir sagten, dass das nicht geht und wir doch Freude in sein Land bringen, meinte er nur stoisch: «Wir haben genug Freude hier.» Grossartig! Auch die Premiere war speziell, der Saal war voll, aber es gab kaum Lacher. Wir dachten, dass die Pointen hier nicht funktionieren. Aber bei der anschliessenden Autogramm-Stunde zeigten sich alle begeistert. Wahrscheinlich amüsieren sich die Schweizer einfach ein bisschen leiser.

Michael «Bully» Herbig

Schon als Kind träumte Michael Herbig vom Filmemachen. Er musste aber seiner Mutter versprechen, eine «richtige» Ausbildung zu machen. Nach einer Lehre als Fotograf wurde er bei der Filmhochschule abgelehnt. Der Münchner landete beim Radio, drehte dann Kino-Hits wie «Der Schuh des Manitu» und «(T)Raumschiff Surprise». Mit «Ballon» bringt er jetzt einen Abenteuer-Thriller in die Kinos. Darin geht es um die ostdeutschen Familien Strelzyk und Wetzel, die am 16. September 1979 die damalige innerdeutsche Grenze von Thüringen nach Bayern mit einem selbstgenähten Heissluftballon überflogen haben. Herbig ist seit 2003 verheiratet und hat einen Sohn.

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