Was aus Pippi, Michel und dem kleinen Lord wurde
Lustige Kinderstars, traurige Erwachsene

«Michel aus Lönneberga», «Pippi Langstrumpf» und «Der kleine Lord» – über die Feiertage laufen immer wieder dieselben Filme und Serien, die zuvor unbekannte Kinderdarsteller zu Stars machten. Nicht alle diese Protagonisten hatten es in ihrem späteren Leben einfach.
Publiziert: 24.12.2023 um 09:00 Uhr
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Aktualisiert: 24.12.2023 um 09:44 Uhr
Jean-Claude Galli

Zu Zehntausenden fahren sie jedes Jahr mit Autos und Campingmobilen durchs südschwedische Småland. Sie suchen den Katthult-Hof, auf dem 1970 Astrid Lindgrens «Michel aus Lönneberga» verfilmt wurde. Jedes Jahr läuft der Kinderfilm-Klassiker über die Feiertage europaweit auf den TV-Kanälen. Er findet immer wieder neue junge Fans, die wiederum ihre Eltern drängen, in Schweden auf Spurensuche zu gehen.

Stromkabel ziehen statt Männchen schnitzen

Doch während sich Dorfwirte und Souvenirverkäufer die Hände reiben, ärgert einer sich enorm über die Touristen: Jan Torsten Ohlsson (60) aus Uppsala. Er verkörperte im Dreiteiler «Immer dieser Michel» die Hauptrolle. Einst dachte er, sie würde ihm zu einer Schauspielkarriere verhelfen, doch das missriet gründlich. Regisseure und Produzenten reduzierten ihn auf die Figur des unzähmbaren Lausbuben. Nach den beiden Billigfilmen «Terror of Frankenstein» von 1977 und «Dante – Beware of the Sharks» von 1978 wandte er sich frustriert von der Schauspielerei ab und wurde Techniker. Er lehnt Auftritte und Interviews konsequent ab und meidet die Öffentlichkeit wie Michel das Badewasser.

«... widdewiddewitt und drei macht neune»

Ganz anders die drei Jahre vor Jan «Michel» Ohlsson geborene Inger Nilsson (63), die «Pippi Langstrumpf» aus den gleichnamigen und ebenfalls um 1970 gedrehten Filmen. Zwar stockte auch Nilssons schauspielerischer Werdegang, als sie den Pippi-Schuhen entwachsen war. Doch sie liess sich nicht verbittern und verdient bis heute ihr Geld in Film und Fernsehen. Regelmässig ist sie etwa in der Krimireihe «Der Kommissar und das Meer» zu sehen, die auch auf deutschen Kanälen läuft. Blick sprach vor einigen Jahren mit ihr, als sie für einen SRF-Auftritt bei Kurt Aeschbacher (74) in Zürich weilte – und lernte eine witzige, lebenskluge und entspannte Frau kennen. Reich sei sie durch ihre Auftritte zwar nicht geworden, sagte sie, «aber es hat unglaublich viel Spass gemacht».

«Der kleine Lord» von Jack Gold mit Ricky Schroder und Sir Alec Guinness.
Foto: imdb.ch
1/10

Scharfe Schnäpse und gebrannte Wasser

Weniger entspannt ist die Lebenssituation von Ricky Schroder (52). Als «kleiner Lord» (1980) an der Seite von Sir Alec Guinness (1914–2000) war er erst 10. Danach versank er in einer ungesunden Vorliebe für Schnaps und eine davon stark angekurbelte Rauflust. Der bisherige Tiefpunkt war, als Schroder im kalifornischen Malibu mehrfach festgenommen wurde. Er soll seiner Ex-Ehefrau Gewalt angetan haben.

Der Niedergang des einstmals so herzigen Buben hatte sich schon in den späten 1980er-Jahren abgezeichnet, forciert durch massenhaft Kokain und Barbituraten. Erst die Ehe mit Designerin Andrea Bernard (50) stabilisierte den Tunichtgut eine Weile. Die beiden heirateten 1992 und hatten vier Kinder. Immerhin, weil Schroder um seine Schwächen wusste, zog er sich mit der Familie auf seine Ranch in den Santa Monica Mountains zurück. Doch Verführungen lauern auch in der Idylle, wo Bobby Beausoleil (72) von der Manson Family 1969 den Musiklehrer Gary Hinman ermordet hatte, wo Autor Robert Arthur (1909–1969) angeblich die Kinderdetektive «Die drei ???» erfunden hatte. 2016 reichte Andrea Bernard die Scheidung ein, was Schroder vollends aus der Bahn warf.

Ein grüner Kerl will den Christbaum klauen

Wiederum etwas besser meinte es das Leben mit Taylor Momsen (29), die im Jahr 2000 als 7-Jährige die Cindy Lou Who in der Kinderbuch-Verfilmung «How the Grinch Stole Christmas» spielte, mit Jim Carrey (60) als grünbehaartem Weihnachts- und Menschenhasser an der Seite. Momsen konnte als Jenny Humphrey in der Serie «Gossip Girl» (2007–2012) ihre Bekanntheit steigern und verpasste sich einen heftigen Imagewechsel. Heute konzentriert sie sich auf ihre Musik.

Der letzte Fall

Ist es denn unmöglich, als Kinderschauspieler erfolgreich beim Fach zu bleiben? Nicht ganz. Nach einem modernen Weihnachtsklassiker, «Love Actually» von 2003, ist das Thomas Brodie-Sangster (heute 32) gelungen. Er spielte Sam, der sich nach dem Tod seiner Mutter vermeintlich hoffnungslos in eine Schulkollegin verliebt. Am Flughafen kommt es zum herzerweichenden Finale. Brodie-Sangster setzte seine Karriere erfolgreich fort, am TV («Game of Thrones») und im Kino («Maze Runner»). Vielleicht ist er noch immer im Geschäft, weil er noch immer aussieht wie der kleine Sam. Vielleicht ist das aber auch der Grund dafür, dass er vor allem in Trickfilmen wie «Dragon Rider» und «Izzy Got the Frizzies» mitwirkt.

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