Walzerkönig André Rieu (72) ist auch mit dem Wallholz ein Meister
«Im Bett schaue ich am liebsten Backvideos»

Star-Geiger André Rieu verrät im Blick-Interview, warum er sich besonders auf seinen Auftritt in Zürich freut, wie er im Lockdown mit Comics Spanisch gelernt hat und warum er jeden Tag eine Torte backt.
Publiziert: 10.11.2021 um 17:36 Uhr
Interview: Patricia Broder

Der Walzerkönig ist wieder da: Nach der coronabedingten 17-monatigen Zwangspause meldet sich André Rieu (72) mit seinem neuen Album «Happy Together» zurück und kommt am 28. Januar im Rahmen seiner Welttournee ins Zürcher Hallenstadion. Mit jährlich rund 600'000 Zuschauern übertrifft Rieu dabei selbst Superstars wie Bruno Mars, AC/DC oder Rihanna. Wieder auf der Bühne stehen zu dürfen, freut den Meister der romantischen Geige besonders. «Für das Publikum zu spielen, ist das Schönste, was es gibt», sagt Rieu im Interview mit Blick.

Blick: Herr Rieu, Sie müssen nun alle Konzerte, die durch Corona verschoben wurden, nachholen – stimmt das?
André Rieu: Genau. Das heisst, ich verdiene ein Jahr lang noch immer nichts. Aber ich freue mich sehr auf meine Auftritte – vor allem auf das Konzert in Zürich nächsten Januar. Das Publikum in der Schweiz ist immer besonders herzlich. Übrigens hat fast keiner der 700’000 Zuschauer, die vor Corona bereits Tickets gekauft hatten, sein Ticket zurückgegeben. Das hat mich sehr gefreut und finde ich sehr solidarisch.

Solidarisch haben auch Sie sich gezeigt: Sie versprachen, Ihre 120 festen Angestellten während Corona zu unterstützen. Sie wollten gar Ihre Stradivari verkaufen?
Ja, ich hätte alles getan, um meine Musiker zu unterstützen und mein Unternehmen zu retten. Mein Orchester ist meine zweite Familie. Ich musste aber meine Stradivari glücklicherweise nicht verkaufen. Da ich staatliche Unterstützung von der niederländischen Regierung erhielt, konnte ich meine Musiker weiter bezahlen.

Der Walzerkönig ist wieder da: André Rieu meldet sich nach der coronabedingten 17-monatigen Zwangspause zurück und kommt am 28. Januar 2022 ins Zürcher Hallenstadion.
Foto: Marcel van Hoorn
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Wie haben Sie die Corona-Zeit erlebt?
Ich muss zugeben, dass ich mich nie gelangweilt habe und auch nie Angst vor dem Virus hatte. Es war schön, mal zu Hause zu sein, Zeit mit meiner Frau zu haben und abends Geige zu üben und Serien zu schauen, meine Enkel zu sehen. In meiner Familie sind alle gesund geblieben, und dafür bin ich sehr dankbar.

Während des Lockdowns haben Sie offenbar auch zu neuen Hobbys gefunden und mit «Tim und Struppi»-Comics Spanisch gelernt.
Ja. Ich kenne die Comics auf Holländisch auswendig. Also hab ich sie mir einfach auf Spanisch gekauft und damit die Sprache gelernt. Ich bin noch kein Meister, aber verstehe die Sprache unterdessen schon ganz gut. Daneben habe ich zudem angefangen zu backen. Ich backe jeden Tag eine Torte.

Wie wird ein Stargeiger zum Meisterbäcker?
Ich verrate es Ihnen: Wenn ich auf Tournee bin, kann ich wegen des Adrenalins nicht einschlafen und schaue mir deshalb im Bett auf meinem Smartphone immer Backvideos an. Während des Lockdowns hatte ich endlich Zeit, selber zu backen. Vom Paris-Brest-Kuchen bis zur Sachertorte habe ich schon alles gemacht.

Gibt es also bald ein André-Rieu-Kochbuch?
Das wäre es (lacht)! Mit einem passenden Album dazu ist das eine ganz tolle Idee.

Ihr neues Album heisst «Happy Together» und bezieht sich auf die Zeit, wie sie vor der Pandemie war. Wie drückt man das musikalisch aus?
In einem fröhlichen, lebensbejahenden Mix aus Klassik und Pop. Es sind alles Herzstücke, die ich zusammen mit meiner Frau ausgesucht habe. Das Album konnte nicht anders als «Happy Together» heissen. Endlich können wir wieder alle zusammen sein.

Sie sind ein grosser Familienmensch und haben im Lockdown Ihr Lager für Ihren Sohn Pierre frei geräumt. Denn dieser hat ein ausgefallenes Hobby: Er sammelt Panzer.
Ganz genau. Pierre sammelt und renoviert alte Panzer aus dem Zweiten Weltkrieg. Er hat alle in meinem Lager untergebracht und braucht dafür ganz schön viel Platz (lacht). Pierres Traum ist es, eines Tages ein eigenes Museum zu eröffnen. Er möchte vor allem Jugendlichen die Schrecken des Krieges zeigen und erhofft sich, dazu beizutragen, dass so etwas nie wieder passiert. Zudem plant er für Kinder einen Animationsfilm über mich.

Ein Animationsfilm der auf Ihrem Leben basiert?
Genau, «Little André». Es geht um einen kleinen Jungen, der Geige spielt. Er und seine Geige geraten in viele spannende Abenteuer, aber natürlich enden sie immer gut. Nach dem Motto: Wenn man Musik mit dem Herzen macht, kann man alles schaffen. Wann der Film veröffentlicht wird, ist noch offen. Es ehrt mich sehr, dass mein Sohn mir damit ein filmisches Denkmal setzt.

Sie haben neben Ihren zwei Söhnen auch fünf Enkelkinder. Hören die bereits Ihre Musik?
Ja. Die spielen Klavier und Klarinette. Wir sind eine sehr musikalische Familie. Meine Enkel sind meine grössten Fans, und ich bin ihr grösster Fan.

Sie begeistern die Menschen seit über 30 Jahren mit Ihrer romantischen Geigenmusik. Wie lange wollen Sie noch auf der Bühne stehen?
Mindestens noch weitere 30 Jahre, besser noch 50 Jahre. Dann bin ich 132 Jahre alt – so alt werde ich mindestens (lacht). Im Ernst: Ich liebe meinen Beruf, und ich lebe sehr gesund, mache dreimal die Woche Sport und trinke keinen Alkohol. Solange ich kann, möchte ich auftreten und den Menschen mit meiner Musik Freude bereiten.

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