Peter Kraus feiert seinen 85. Geburtstag
«Ich habe alles gemacht im Leben, was mir Vergnügen bereitete»

Er ist das Urgestein der deutschen Unterhaltung. Der seit Jahrzehnten im Tessin wohnhafte Sänger und Schauspieler feiert am 18. März seinen 85. Geburtstag – und spricht im grossen Interview mit der «Glückspost» auch über sein langes Liebesglück.
Publiziert: 18.03.2024 um 00:10 Uhr
Dominik Hug, Glückspost
Glückspost

Das Alter scheint ihm kaum etwas anzuhaben: Peter Kraus strotzt auch mit Mitte 80 noch vor Enthusiasmus. Nun geht der legendäre «Sugar Baby»-Sänger noch einmal auf Tournee. Kraus erzählt, was ihn jung hält und wo er Kraft tankt.

«Glückspost»: Sie werden Mitte März 85 Jahre alt. Wie geht es Ihnen?
Peter Kraus: Eigentlich ganz gut. Die Leute sagen, dass man im Alter ruhiger wird. Das ist bei mir nicht so. Ich bin noch immer ziemlich aktiv. Ich sehe mein Alter als eine Errungenschaft. Es ist eine tolle Sache, 85 zu werden und einigermassen gesund zu sein und das Leben noch immer geniessen zu können. Trotz der Veränderungen, die das Alter mit sich bringt.

Was ändert sich mit dem Alter?
Bäume reisse ich natürlich nicht mehr aus. Einiges wird erschöpfender. Aber das Alter hat auch gute Seiten. Man wird fokussierter. Man wird sich noch mehr bewusst, was man zum Glücklichsein braucht. Und vor allem: Was man nicht mehr braucht. Meine Frau und ich sagen uns oft: «Das haben wir gesehen» oder «Das haben wir ausgekostet». Und dann sagen wir uns: «Aber das brauchen wir jetzt nicht mehr». Man hakt im Alter also Dinge schneller ab und konzentriert sich mehr auf Dinge, die einem wirklich Freude bereiten. Wir gehen beispielsweise sehr gerne gut essen.

Am 18. März feiert Peter Kraus seinen 85. Geburtstag – zur Feier dazu geht er nun auf Tournee: «Rockin' 85! – Das grosse Geburtstagskonzert 2024».
Foto: Getty Images
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Sie standen schon mit 16 auf der Bühne und tun das auch noch heute. Eine solch lange Karriere ist eigentlich unvorstellbar.
Das hängt damit zusammen, dass ich aus einer anderen Epoche stamme. Ich kam in den 50er-Jahren mit einem neuen Musikstil, für den es sehr schnell eine grosse Begeisterung gab. Heute kann es eine solche musikalische Revolution gar nicht mehr geben. Und heute zieht es auch so viele andere auf die Bühne, da ist die Konkurrenz grösser.

Wären Sie gerne nochmals jung?
Nein. Zumindest in der heutigen Zeit nicht. Mir ist alles zu hektisch geworden. Die Jugend steht vor schwierigen Aufgaben und wird von allen Seiten bedrängt.Überall ist etwas los, dauernd wird man abgelenkt.

Worauf sind Sie am meisten stolz?
Darauf, dass ich mich nie verbogen habe in all den Jahrzehnten. Ich habe immer das gemacht, was mir Spass bereitete, ohne mich irgendwelchen Trends anzubiedern. Das gilt für die Musik wie auch für die Schauspielerei. Ich habe mir nie gesagt: «Oh, ich muss mich jetzt auch schnell tätowieren lassen, weil das alle machen.» Ich war mir immer selber treu. Deshalb bin ich für viele auch glaubwürdig geblieben.

Würden Sie im Rückblick gewisse Dinge anders machen?
Darüber denke ich nicht nach. Das ist nichts als vergeudete Zeit und bringt niemanden weiter. Ich versuche immer, das Gute vor Augen zu haben. Zufriedenheit ist eine sehr wichtige Eigenschaft, die ich auch aktiv pflege. Ich bin zufrieden, wie ich mein Leben gelebt habe.

Wie schaffen Sie es, dauernd so positiv zu sein?
Jeder kann sein Glück beeinflussen. Denn man kann Glück genauso heraufbeschwören wie Unglück. Zudem habe ich einen Beruf, in dem ich andere Menschen glücklich mache. Voraussetzung dafür ist es, dass man selbst glücklich ist.

Sie sind seit 1969 verheiratet. Was ist das Geheimnis Ihrer Ehe mit Ingrid?
Ganz einfach: Bei mir hat sich alles zeitlich ein bisschen verschoben. Ich bin schon sehr früh in den Genuss gekommen, mit mehreren Damen ein Verhältnis zu haben und Spass zu haben. Deswegen war ich auch früher, als dies bei der heutigen Generation vielleicht der Fall ist, bereit dazu, eine Familie zu gründen. Glücklicherweise habe ich nach emsigem Suchen mit Ingrid dann die richtige Frau dazu gefunden, um uns eine Welt nach unseren Vorstellungen aufzubauen. Und darüber bin ich sehr dankbar. Denn es ist sehr wichtig im Alter, einen guten Partner an der Seite zu wissen und mit diesem auch immer noch voller Lebenslust eine Zukunft planen zu wollen.

Haben Sie als Paar auch Rituale?
Ja, nämlich nicht zu streiten. Das haben wir auch nie getan, ganz ehrlich. Ich weiss, das klingt unglaubwürdig, ist aber wahr. Diese Streitunlust beginnt im Kopf. Sagt man sich, dass man unter keinen Umständen einen Streit vom Zaun brechen will, wird es in der Regel auch nie zu einem Streit kommen. Nun behaupten viele, dass ein bisschen Streit eine Ehe bereichern kann. Das ist sicher möglich. Aber Ingrid und ich haben das einfach nie erleben wollen.

Persönlich

Schon während der Schulzeit nahm Peter Kraus Gesangsunterricht, belegte Schauspiel- und Steppkurse. 1954 hatte er seine erste Rolle im Film «Das fliegende Klassenzimmer», nach dem gleichnamigen Buch von Erich Kästner. Kurz darauf macht er als Sänger Karriere und galt bald als «deutscher Elvis». 1969 heiratete er das Fotomodell Ingrid Nieuweboer. Sie brachte eine Tochter, Gaby (1962–2001), mit in die Ehe, die von Kraus adoptiert wurde. 1973 wurde der gemeinsame Sohn Michael geboren. Kraus lebt seit über vier Jahrzehnten in Morcote TI. Am 20. Oktober wird er im Kongresshaus Zürich noch einmal seine grössten Hits singen.

Schon während der Schulzeit nahm Peter Kraus Gesangsunterricht, belegte Schauspiel- und Steppkurse. 1954 hatte er seine erste Rolle im Film «Das fliegende Klassenzimmer», nach dem gleichnamigen Buch von Erich Kästner. Kurz darauf macht er als Sänger Karriere und galt bald als «deutscher Elvis». 1969 heiratete er das Fotomodell Ingrid Nieuweboer. Sie brachte eine Tochter, Gaby (1962–2001), mit in die Ehe, die von Kraus adoptiert wurde. 1973 wurde der gemeinsame Sohn Michael geboren. Kraus lebt seit über vier Jahrzehnten in Morcote TI. Am 20. Oktober wird er im Kongresshaus Zürich noch einmal seine grössten Hits singen.

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Nicht mal eine kleine Zankerei zwischendurch?
Das schon. Aber wenn wir spüren, dass der Funken demnächst explodieren könnte, löschen wir ihn gleich aus. Wir waren uns beide von Anfang an einig, wie wir unser Leben gestalten wollen und welche Erwartungen wir haben. Wir lieben unser zurückgezogenes Leben in Morcote TI, dem schönsten Ort der Schweiz, wie ich mal gelesen habe. Nach dem ganzen Rummel eines Konzertes bin ich immer froh, zurück zu meiner Frau ins Tessin zu fahren, wo wir unsere Ruhe haben.

Wie sieht ein typischer Tag in Ihrem Leben aus?
Möglichst unterschiedlich. Die einzige Routine ist, dass ich früher aufstehe als Ingrid. Ich mache mir dann einen starken Espresso. Irgendwann ruft mich meine Frau, dann bringe ich ihr einen Kaffee ans Bett und schlüpfe noch einmal unter die Decke. Dann besprechen wir, was wir mit diesem weiteren geschenkten Tag machen können. Und das ist immer anders.

Auf keinen Fall Routine aufkommen lassen?
Genau. Langeweile kann tödlich sein. Wir haben auch keine fixen Essenszeiten. Ich esse, wenn ich Hunger habe. Egal, ob das nun 13 Uhr ist oder 16 Uhr.

Was ist Ihr Lebensmotto?
Immer versuchen, cool zu bleiben und über den Dingen zu stehen, die auf einen zukommen. Ich habe einige schlimme Sachen erlebt, aber ich bin ein Mensch, der immer nach vorne schaut und glücklicherweise auch schnell vergessen kann. Ich will mich nicht mit Negativem unnötig belasten.

Haben Sie mit 85 noch Wünsche?
Nein, ich habe alles gemacht im Leben, was mir Vergnügen bereitete. Auch verrückte Sachen wie Fallschirmspringen. Ich habe alles probiert, was ich konnte. In einigen Sportarten war ich sogar Pionier, beispielsweise beim Tiefseetauchen oder beim Windsurfen auf dem Luganersee. Einiges davon war ziemlich fahrlässig. Die Schweizer Bootsfahrer sind sehr freundliche Menschen, die haben mich des Öfteren aus dem Wasser holen müssen. Solche waghalsigen Sachen mache ich heute nicht mehr. Man wird vernünftiger mit dem Alter (lacht).

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Denken Sie oft an den Tod?
Nein. Vielleicht gibt mir mein Geburtstag einen Grund, mich mal etwas eingehender mit dem Thema zu beschäftigen. Unsere Tochter Gaby starb 2001 an Krebs. Sie ist auf dem wunderschönen Friedhof in Morcote begraben. Auch meine Eltern und Schwiegereltern ruhen dort. Ob ich einmal dort bestattet werde, weiss ich nicht. Ich weiss, dass niemand dem Tod entgeht. Aber ich mache es ihm schwer, mich zu bekommen. Deshalb gebe ich alles dafür, möglichst lange gesund zu bleiben.

Peter Kraus wird am 20. Oktober im Kongresshaus Zürich auftreten. 


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