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Elton John über Erfolg, Zweifel und Liebe
«Ich bin ein normaler Mensch, der Sex hat»

Er gehört zu den bekanntesten Sängern der Welt. Jetzt feiert Elton John (72) auch im Kino Grosserfolge. Das Interview mit dem Superstar.
Publiziert: 26.05.2019 um 10:25 Uhr
|
Aktualisiert: 27.05.2019 um 15:21 Uhr
Interview: Dierk Sindermann

Beim Festival in Cannes (F) wurde sein Film «Rocketman» (hier die BLICK-Kritik zum Film) bejubelt. Kein Wunder, ist Elton John (72) in Festlaune. Zum Interview mit SonntagsBlick trägt er einen glitzernden Smoking mit Riesenfliege sowie eine rosarote Brille. Was ihn prompt zu einem Scherz über seine Kurzsichtigkeit hinreissen lässt: «Mein Vater hat stets behauptet, dass man vom Onanieren blind werde. Als ich mit 13 plötzlich eine Brille brauchte, dachte ich nur: Oh mein Gott, er hatte recht!»

Wie ist das, wenn man sich selber auf der Leinwand sieht und es eigentlich ein Schauspieler ist, der einen perfekt nachmacht?
Elton John: Es ist komisch, einen Film über sein Leben zu sehen, wenn man sich selbst noch so lebendig fühlt. Ich glaubte tatsächlich, meinem eigenen jungen Ich zuzuschauen.

Der Film zeigt nicht nur die Highlights Ihrer Karriere, sondern auch Ihre Tiefpunkte. Wie gehen Sie damit um?
Natürlich ist es hart, wenn man die eigenen Fehler derart schonungslos vorgeführt bekommt. Aber ich wollte von Anfang an keinen Fantasy-Film haben, sondern einen ehrlichen Rückblick. Ich konnte damals mit meinem fantastischen Erfolg nicht umgehen. Ich danke Gott, dass ich die richtige Intuition hatte, Hilfe zu suchen.

Elton John und Ehemann David Furnish (r.) an der «Rocketman»-Premiere in London.
Foto: WireImage
1/10

Wer den Film sieht, wird sich fragen, wie Sie Ihren exzessiven Alkohol- und Drogen-Lifestyle überhaupt überleben konnten.
Die Musik hat mich gerettet. Egal, wie viele Drogen ich eingeworfen hatte, ich habe immer weiter Alben aufgenommen und bin getourt. Hätte ich aufgehört zu arbeiten, würde ich heute nicht hier sitzen.

Ihre Eltern kommen im Film nicht gut weg. Was machen Sie bei der Erziehung Ihrer eigenen Kinder anders?
Mein Mann David und ich sind sehr offen mit unseren Kindern. Es gibt auch keine körperlichen Züchtigungen. Das Unglückliche an der Ehe meiner Eltern war, dass sie niemals hätten heiraten sollen. Sie haben sich gleich nach dem Krieg schnell das Jawort gegeben, obwohl sie gar nicht zusammenpassten. Deshalb haben sie sich auch ständig nur gestritten.

Wieso haben sie sich denn nicht früher scheiden lassen?
Die 50er-Jahre waren eine sehr konservative Zeit. Meine Eltern haben Druck von ihren Familien bekommen, sich nicht scheiden zu lassen. Unter dem Motto: Was würden die Nachbarn sagen? Ich habe später realisiert, dass sie hauptsächlich zusammengeblieben sind, damit sie mir eine gute Ausbildung ermöglichen konnten. Doch es wurde immer schlimmer, und alle haben gelitten. Was mich glücklich macht, ist, dass beide mit ihren zweiten Ehepartnern echte Liebe gefunden haben.

Immerhin haben Ihre Eltern Sie bei der Musik unterstützt und Sie aufs Konservatorium geschickt.
Sie waren aber auch der Grund, warum ich als Kind Zuflucht in der Musik suchte. Sie hat mich getröstet, wenn sie sich mal wieder gestritten haben.

Warum dauerte es eigentlich so lange, bis ein Filmstudio bereit war, Ihren Film zu produzieren?
Weil ich darauf bestanden habe, mein Leben als schwuler Mann ungeschminkt zu zeigen. Dazu gehört auch der Sex. Ich bin ein normaler Mensch, der Sex hat. Mit Männern. Auch wenn ich erst mit 23 damit angefangen habe. Dieser wichtige Teil meiner Persönlichkeit sollte nicht einfach unter den Teppich gekehrt werden.

Sie setzen sich seit Jahrzehnten für den Kampf gegen Aids ein. Es gibt einige Ihrer alten Kollegen, die daran gestorben sind.
Deshalb schätze ich mich umso glücklicher, noch am Leben zu sein. Ich hätte als homosexuelle Berühmtheit schon viel früher ganz vorne gegen Aids ins Feld ziehen sollen. Ich habe zwar bei ein paar Anlässen mit der leider verstorbenen Liz Taylor mitgemacht, doch das war nicht genug. Als Drogenabhängiger war ich in den 80er-Jahren schlicht zu selbstsüchtig, um etwas für andere zu tun.

Was hat Sie umdenken lassen?
Als ich aus der Reha-Klinik kam, war es Teil meiner Therapie, mich für andere aufzuopfern. Einfach, um mich selbst wieder zu respektieren. 1992 gründete ich die Elton John Aids Stiftung. Damals gab es noch keine Heilmittel. Wir haben Menschen Essen ausgeliefert, die nur noch wenige Tage zu leben hatten. Heute sind wir, Gott sei Dank, viel weiter.

Ist es schwierig, anderen Menschen zu vertrauen, wenn man von den eigenen Eltern so enttäuscht wurde?
Oh ja, das war harte Arbeit. Ich musste lernen, auf andere zu hören und einen Ratschlag auch mal anzunehmen. Es gibt so viele Menschen, die es gut mit dir meinen, einfach auch aus Nächstenliebe. Dies erkennen zu können, hat mich selbst zum besseren Menschen gemacht. Ebenso natürlich auch meine Beziehung mit David. Ich hätte in einer Million Jahren nie gedacht, dass ich mal 25 Jahre mit derselben Person zusammen sein könnte.

Was machen Sie heute, wenn Sie sich schlecht fühlen?
Ich habe eine Geheimwaffe gegen Niedergeschlagenheit: meine Kinder. Sobald meine Boys um mich herum sind, verfliegt alle Dunkelheit in mir. Sie und mein Mann sind das Grossartigste in meinem Leben. Kaum zu glauben, dass ich die Möglichkeit auf ein solches Glück einst fast weggeworfen hätte.

Sind Ihre Söhne Zachary (8) und Elijah (6) eigentlich musikalisch?
Sie nehmen beide Klavierunterricht und haben daran auch Spass. Ich glaube aber nicht, dass sie in meine Fussstapfen treten werden.

Gab es Momente, in denen Sie an Ihrem Talent gezweifelt haben?
Natürlich. Ich fragte mich oft: Bin ich wirklich gut genug? Aber es sind die Zweifel, die einen besser machen.

Wir das Komponieren mit dem Alter eigentlich schwieriger?
«Your Song» habe ich in einer halben Stunde geschrieben. Ich spüre es in mir drinnen, wenn ich unbedingt etwas schreiben muss. Aber ich habe keine Ahnung, wie das genau passiert. Ich lege einfach meine Hände auf die Tastatur. Ich nehme an, es ist eine Gabe.

Sind Sie auch stolz auf Ihren Erfolg?
Es gab Zeiten, in denen ich all meine Goldenen Schallplatten und sonstigen Auszeichnungen an der Wand aufgehängt hatte. Heute nicht mehr. Die Preise liegen alle irgendwo in einem Lagerraum.

Ein Leben voller Hits

Elton John kam 1947 in London zur Welt. Weil sich seine Eltern oft stritten, wuchs er vor allem bei seiner Grossmutter auf. Ab elf nahm er Klavierunterricht. Anfang 20 veröffentlichte er erste Songs. In den 70er-Jahren wurde er weltberühmt. Damals outete er sich als bisexuell. 1984 heiratete er eine deutsche Tontechnikerin. 1988 liess er sich scheiden. Später bekannte er sich zur Homosexualität. Seit 2005 lebt er mit seinem langjährigen Partner David Furnish (56) in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft, 2014 wurde diese in eine Ehe umgewandelt. 2010 brachte eine Leihmutter den kleinen Zachary zur Welt. Elton John und David Furnish kommen als leibliche Väter in Frage; sie selbst wissen nicht, wer von ihnen beiden es ist. 2013 wurde Elijah von derselben Leihmutter zur Welt gebracht. Patentante beider Kinder ist Sängerin Lady Gaga (33).

Elton John kam 1947 in London zur Welt. Weil sich seine Eltern oft stritten, wuchs er vor allem bei seiner Grossmutter auf. Ab elf nahm er Klavierunterricht. Anfang 20 veröffentlichte er erste Songs. In den 70er-Jahren wurde er weltberühmt. Damals outete er sich als bisexuell. 1984 heiratete er eine deutsche Tontechnikerin. 1988 liess er sich scheiden. Später bekannte er sich zur Homosexualität. Seit 2005 lebt er mit seinem langjährigen Partner David Furnish (56) in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft, 2014 wurde diese in eine Ehe umgewandelt. 2010 brachte eine Leihmutter den kleinen Zachary zur Welt. Elton John und David Furnish kommen als leibliche Väter in Frage; sie selbst wissen nicht, wer von ihnen beiden es ist. 2013 wurde Elijah von derselben Leihmutter zur Welt gebracht. Patentante beider Kinder ist Sängerin Lady Gaga (33).

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