Die Welt verneigt sich vor Queen Elizabeth II.
Mädchenjahre einer Königin

Im Vorfeld des vom 2. bis zum 5. Juni dauernden «Platinum Jubilee» beleuchtet Blick das Leben von Königin Elizabeth II. (96), die seit 70 Jahren Grossbritannien und das Commonwealth of Nations regiert.
Publiziert: 30.05.2022 um 00:27 Uhr
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Aktualisiert: 30.05.2022 um 16:00 Uhr
Jean-Claude Galli

London und ganz Grossbritannien sind bereits im Ausnahmezustand. Seit dem vergangenen Wochenende schmückt ein riesiges Plakat mit dem Konterfei von Königin Elizabeth II. (96) den weltbekannten Piccadilly Circus, Städte und Dörfer werden beflaggt. Mit einem als Party des Jahrhunderts angekündigten viertägigen Riesenfest würdigt das Land vom 2. Juni an die nunmehr 70 Jahre andauernde Regentschaft der Queen. Blick berichtet direkt aus London auf allen Kanälen vom «Platinum Jubilee» und blickt vorgängig in einer vierteiligen Serie auf ihr Leben zurück.

Das Wetter in London ist bemerkenswert trocken und mild im April 1926, auch am 21. des Monats, einem Mittwoch, als Elizabeth Alexandra Mary, genannt Lilibet, per Kaiserschnitt zur Welt kommt, das ältere von zwei Kindern von Prinz Albert (später George VI., 1895–1952, bekannt als «Stotterer») und dessen Gattin Elizabeth (1900–2002, später «Queen Mum»). Die innenpolitische Lage ist schwierig: Eine Bergarbeiterblockade weitet sich Anfang Mai in einen Generalstreik aus und belastet die Regierung um Premier Stanley Baldwin (1867–1947). Getauft wird die spätere Königin am 29. Mai in der Privatkapelle des Buckingham Palace. Das blond gelockte Mädchen ist aufgeweckt und entwickelt früh eine närrische Liebe zu Pferden, Tauben und vor allem Hunden.

Elizabeth und ihre vier Jahre jüngere, eher schrullige Schwester Margaret (1930–2002) werden zu Hause unterrichtet, betreut von der Gouvernante Marion Crawford (1909–1988), die darüber später ein nicht autorisiertes Buch schreibt – wie viele geldgierigen Bedienstete nach ihr und auf Druck ihres Ehemannes. Der damalige Bestseller ist heute nur noch als Einschlafmittel verwendbar. Crawford rühmt darin vor allem Eifer und Reinlichkeit der jungen Monarchin.

Zukünftige Landesmutter: Prinzessin Elizabeth im Buckingham Palace, aufgenommen am Tag der Verlobung mit Prinz Philip, am 9. Juli 1947.
Foto: Getty Images
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In den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses rückt Elizabeth, als 1936 ihr Onkel Edward VIII. (1894–1972) nach dem Aufruhr um die Heirat mit Wallis Simpson (1896–1986) abdankt und ihr Vater König wird. Weil jetzt nur noch ein nachgeborener Bruder ihre Thronfolge verhindern könnte, ist es mit der Ruhe vorbei. Dazu kommt der sich anbahnende Krieg. Von jetzt ab wird jedes ihrer Worte beurteilt.

Erste Ansprache an die Bunker-Kinder

Auch jene der allerersten Ansprache am 13. Oktober 1940, gerichtet übers Radio an die in den Luftschutzbunkern sitzenden Kinder. «Wenn Frieden kommt, dann erinnert euch daran, dass es unsere Aufgabe sein wird, die Welt von morgen zu einem besseren und glücklicheren Ort zu machen.» Was bis heute nichts an Gültigkeit verloren hat.

Elizabeths Ausbildung übernehmen Eton-Professoren, für die religiöse Erziehung ist der Erzbischof von Canterbury zuständig. In Kontakt mit Gleichaltrigen kommt sie höchstens über Pfadfinder und Schwimmlektionen. Eine geplante Evakuierung der Prinzessinnen nach Kanada während der Bombardements wird verworfen, um die moralische Stärke der Königsfamilie zu demonstrieren. Ab Mai 1940 bis Kriegsende leben die Mädchen in Windsor Castle. Zum Zeitvertreib darf Elizabeth Ukulele spielen und Patiencen legen.

Ihren ersten öffentlichen Auftritt meistert sie an ihrem 16. Geburtstag 1942 mit Bravour. Sie besucht die Grenadier Guards, deren Ehrenoberst sie seit 1941 ist. Königshaus und Staat gehen Hand in Hand: Ab Februar 1945 leistet sie Militärdienst in der Frauenabteilung des Heeres und durchläuft eine Ausbildung zur Mechanikerin und Lastwagenfahrerin – ein PR-Geniestreich.

Allen Widrigkeiten zum Trotz

Bereits weit vor dem Krieg begegnet Elizabeth 1934 erstmals ihrem späteren Gemahl Prinz Philip (1921–2021). Nach einem weiteren Treffen 1939 beginnen sie einen Briefwechsel. Über den Grad der Anbahnung hinter den Kulissen bewahren alle Beteiligten standesgemäss Stillschweigen. Das Bild von echter Liebe und freier Entscheidung nährt aber, alle Vorbehalte ausgeklammert, früh das Bild der entschlossenen, selbständigen Landesmutter. Ihre Wahl ist nicht unumstritten: Philip ist mittellos, im Ausland geboren, seine Schwestern sind mit Nazi-nahen Deutschen verheiratet. Doch die interne Devise lautet «Against All Odds» – allen Widrigkeiten zum Trotz. Die offizielle Bekanntgabe der Verlobung ergeht am 9. Juli 1947, die Heirat findet am 20. November 1947 in der Westminster Abbey statt. Im November 1948 kommt Prinz Charles zur Welt, 1950 Prinzessin Anne.

1951 verschlechtert sich der Gesundheitszustand von George VI. rapide, Elizabeth übernimmt Repräsentationspflichten. Auf einer Kenia-Reise erfahren sie am 6. Februar 1952 vom Tod ihres Vaters. Noch am selben Tag wird sie zur Königin ausgerufen, die Krönung folgt am 2. Juni 1953.

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Lesen Sie morgen: Die Queen und ihre grosse Liebe zu Philip; ihre Kinder, deren Amouren und Skandale.

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