Daniel Brühl spielt Mode-Ikone
«Karl Lagerfeld war eine so vielseitige Figur»

In «Becoming Karl Lagerfeld» schlüpft Daniel Brühl in die Rolle des berühmten Modeschöpfers. Im Interview mit Blick spricht er über seine Darstellung des Designers sowie über seine bereichernde Erfahrung, endlich eine Liebesgeschichte mit einem Mann spielen zu dürfen.
Publiziert: 06.06.2024 um 00:36 Uhr
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Saskia SchärRedaktorin People

Dunkle Sonnenbrille, weisse, zurückgebundene Haare, ein schwarzer Anzug und farblich passende Lederhandschuhe, so kennt man ihn: Karl Lagerfeld. In der neuen Disney+-Serie «Becoming Karl Lagerfeld», die ab dem 7. Juni gestreamt werden kann, ist davon aber nichts zu sehen, im Gegenteil. Lagerfeld, gespielt von Daniel Brühl (45), überrascht mit für ihn ungewohnt bunten 70er-Jahre Outfits und dunkeln Haaren.

Auch Chanel, die Marke, mit der der Designer unweigerlich in Verbindung steht, sucht man im neusten Filmprojekt über den Designer vergeblich, lediglich in einer der allerletzten Szenen findet sie kurz Erwähnung. Die sechsteilige Serie behandelt jene Jahre, in der Lagerfeld noch für das Modehaus Chloé arbeitete und sich im ständigen Konkurrenzkampf mit Yves Saint Laurent befand. 

«Es war total spannend, diese Konkurrenz zu Yves Saint Laurent zu spielen. Ich liebe das immer als Schauspieler, dieses Mozart-Salieri-Verhältnis. Irgendwie Hass und Liebe, Eifersucht und Respekt, Freundschaft und Konkurrenz», erzählt Brühl im Blick-Interview über seine Rolle als Karl Lagerfeld. Der Mann, der in Brühls Augen «eine so vielseitige Figur gewesen war. So unergründlich und so unglaublich. Er war ja nicht nur Modeschöpfer, sondern er war so vieles mehr. Er war Fotograf und er war Illustrator und er war ein Intellektueller auf der einen Seite, eine Pop-Ikone auf der anderen. Er war ständig im Scheinwerferlicht, aber auch ein ganz einsamer Mann».

Daniel Brühl schlüpft für die sechsteilige Serie «Becoming Karl Lagerfeld» in die Rolle des berühmten Modeschöpfers.
Foto: Disney+
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Das Problem mit der Nähe

Die Einsamkeit hätte aber nicht sein müssen, sondern war Ergebnis seiner Entscheidungen und wohl auch seiner Erlebnisse. In der Serie kämpft Jacques de Bascher (gespielt von Théodore Pellerin, 26), ein Dandy und Lebemann, ab der ersten Folge um die Liebe und Nähe des Designers. Doch mit beidem tat sich der Deutsche zeitlebens schwer. «Karl Lagerfeld konnte sich nicht wirklich öffnen. Also fand ganz viel im Platonischen, in seiner Fantasie statt», erklärt Brühl die lagerfeldsche Distanziertheit.

Ob Brühl während seiner Rollen-Vorbereitung ein Gefühl dafür bekam, woher Lagerfelds Probleme mit Nähe stammten? «Ja, aber das ist etwas, was ich dann irgendwann auch gar nicht genauer wissen wollte. Vielleicht habe ich da meine Ideen, aber die würde ich auch nicht teilen, weil ich mich immer mit grösstem Respekt und Hochachtung dieser Figur genähert habe.» Auch sei es für die Serie aus Brühls Sicht unwichtig gewesen. «Ich wollte einen verletzlichen, romantischen, nahbaren Karl Lagerfeld darstellen, der nicht diese distanzierte Erscheinung ist, die er dann später wurde.» 

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So schwer sich Lagerfeld mit dem Thema Nähe tat, so viel Freude bereitete es Brühl, «endlich eine Liebesgeschichte zu einem Mann spielen zu dürfen.» Die Momente, die er am Set mit Théodore Pellerin hatte, werde er nie vergessen. «Die Liebesgeschichte in dieser Serie war der Kern. Und das hat mich wahnsinnig erfüllt, auch im Nachhinein. Ich habe ihn (Anm. Pellerin) jetzt gerade in Paris gesehen und wir sind uns wieder in die Arme gefallen, weil wir wirklich ineinander verknallt waren, muss man sagen.» Tatsächlich erzählt «Becoming Karl Lagerfeld» mehr eine Liebesgeschichte, als dass sich intensiv mit dem künstlerischen Schaffen Lagerfelds auseinandergesetzt wird.

Brühl ist bereit für eine zweite Staffel

Dem echten Karl Lagerfeld ist Daniel Brühl vor zwanzig Jahren bei einem Fotoshooting selbst einmal begegnet: «Ich war richtig aufgeregt, ich war noch sehr jung und natürlich hatte der eine imposante Art, er war charmant und witzig auf der einen Seite. Er hat auch meine Nervosität gespürt und hat die mir gleich genommen, mit irgendeinem Witz über Berlin. Aber auf der anderen Seite dachte ich, was für eine merkwürdige Figur er ist, mit seiner Brille und seinem weissen Zopf und seinen Handschuhen. Er hatte etwas wahnsinnig Distanziertes. Also fast so eine artifizielle Figur. Aber das fand ich natürlich total spannend. Warum wird jemand so? Warum schützt sich jemand so vor seinem Umfeld? Was ist da los? Wer ist denn der Mann dahinter?»

Wer der Mann dahinter ist, dem Brühl vor zwei Jahrzehnten begegnet ist, dazu liefert die Serie keine Antwort, da sie viele Jahre früher einsetzt. Sie gibt allerdings einen ersten Einblick. Um das Bild von Karl Lagerfeld, so wie man ihn heute kennt, fertig zu skizzieren, wäre eine zweite Staffel nötig – und zu dieser hat sich Daniel Brühl bereits so seine Gedanken gemacht. «Wenn es weitergehen würde, wird es ja mit Chanel weitergehen. Das ist dann der Zeitraum, da würde ich ihn langsam zu der Figur werden lassen, die er dann später wurde und die ich dann auch kennengelernt habe. Und das ist natürlich auch nochmal eine spannende Etappe, diesen Übergang spielen zu dürfen.»


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