Crewmitglieder verliessen Set wegen Sicherheitsmängel
Assistent, der Baldwin Waffe gab, war Not-Ersatz

Alec Baldwin schoss mit einer scharfen Requisitenwaffe auf zwei Personen. Eine Kamerafrau starb. Jetzt kommt raus: Mitarbeiter hatten am Tag des Schusses das Set wegen massiver Sicherheitsmängel verlassen.
Publiziert: 23.10.2021 um 06:10 Uhr
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Aktualisiert: 23.10.2021 um 13:35 Uhr
Filmstar Alec Baldwin hat mit einer Requisitenpistole geschossen – und eine Person getötet.
Foto: Instagram / AlecBaldwinInsta
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Immer mehr erschreckende Details kommen an die Öffentlichkeit, nachdem es am Filmset von «Rust» zu einem tragischen Unfall kam. Der Hollywood-Star Alec Baldwin (68) erschoss eine Kamerafrau (†42) und verletzte einen Regisseur. Jetzt wird klar: Am Set ging es chaotisch zu – und es gab massive Sicherheitsmängel.

Die «New York Times» berichtet, dass der Assistent, der Baldwin die Requisitenwaffe gab, zuvor versichert hatte, es sei eine «Cold Gun». Eine unscharfe Waffe also. Ein tragischer Fehler, der den Tod der Kamerafrau zur Folge haben sollte. Und die «New York Post» schreibt weiter: Der Requisiteur, der mit der Waffe hantierte, war gerade erst am Set eingestellt worden. Sein Vorgänger hatte den Dreh am Tag des Schusses verlassen –wegen Sicherheitsbedenken! Der neue Assistent wurde demnach inmitten eines Protests über die Bedingungen am Set «einfach eingestellt», als Notnagel quasi.

Weiter heisst es, dass eine Gruppe von Mitarbeitern am Donnerstagmorgen das Set des Films auf der Bonanza Creek Ranch in der Nähe von Santa Fe wegen angeblich mangelhafter Sicherheitsprotokolle verlassen hat. Später am Tag feuerte Baldwin den fatalen Schuss ab.

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Requisitenpistole enthielt eine scharfe Patrone

Die Gewerkschaft der Arbeiter, die das Set verliessen, gibt an, dass die Requisitenpistole eine scharfe Patrone enthielt. Laut einer eidesstattlichen Erklärung nahm der neue Assistent eine von drei Requisitenwaffen, die der Waffenschmied des Films ausgelegt hatte – und reichte sie Baldwin.

Der Regieassistent soll nicht gewusst haben, dass sich scharfe Munition in der Requisitenpistole befand, als er sie dem Schauspieler übergab. Das steht ebenfalls in der eidesstattlichen Erklärung. Diese Kugel hat die Kamerafrau Halyna Hutchins (†42) getötet und den Regisseur Joel Souza (48) verletzt.

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Waffe zündete bereits drei Mal fehl

Die Requisitenpistole habe auch zweimal am Samstag zuvor und ein Mal in der vorangegangenen Woche fehlgezündet, berichtete die «Los Angeles Times» unter Berufung auf ein Besatzungsmitglied.

Die Quelle sagte der Zeitung ebenfalls, dass «es an diesem Set einen ernsthaften Mangel an Sicherheitsbesprechungen gab». (euc)

Waffenmeister sollen für Sicherheit sorgen

Bezüglich des Umgangs mit Waffen gibt es an Schweizer Filmsets diverse Auflagen, die auch internationalem Standard entsprechen. «Wenn wir mit Waffen arbeiten, braucht es zwingend einen sogenannten Waffenmeister, eine geschulte Person, die mit Waffen umgehen kann und gemäss dem Schweizer Waffengesetz dazu berechtigt ist. Diese Funktion kann auch ein Stunt-Koordinator erfüllen, wenn er über die entsprechende Ausbildung verfügt», sagt Produzent Michael Steiger von Turnus Film gegenüber Blick. Wichtig sind die korrekten Instruktionen der Schauspieler zum professionell wirkenden Hantieren auch für die Glaubwürdigkeit gegenüber den Zuschauern. Bis zum Gebrauch werden die Waffen sicher verwahrt und den einzelnen Schauspielern beim Einsatz eindeutig zugeordnet.

Ein spezielles Bewilligungsverfahren gebe es nicht, «da grundsätzlich nie mit richtigen Schusswaffen gearbeitet wird. Es sind immer präparierte Waffen, die keinen durchgängigen Lauf haben und nur Platzpatronen abfeuern können. In der Regel wird die Polizei aber vorgängig darüber informiert, dass ein Dreh mit Waffen durchgeführt wird, vor allem wenn dies auf öffentlichen Plätzen geschieht», so Steiger.

Auch in den USA wird möglichst immer mit Deko-Waffen gearbeitet. Echte Waffen werden gemäss Vorschrift ausschliesslich mit Platzpatronen geladen, die keine Kugel enthalten, aber genügend Schiesspulver, um einen Mündungsblitz zu erzielen. Doch auch mit Schreckschuss-Modellen sind Unglücksfälle durchaus möglich, wenn sich jemand zu nahe bei der Waffe aufhält.

Bezüglich des Umgangs mit Waffen gibt es an Schweizer Filmsets diverse Auflagen, die auch internationalem Standard entsprechen. «Wenn wir mit Waffen arbeiten, braucht es zwingend einen sogenannten Waffenmeister, eine geschulte Person, die mit Waffen umgehen kann und gemäss dem Schweizer Waffengesetz dazu berechtigt ist. Diese Funktion kann auch ein Stunt-Koordinator erfüllen, wenn er über die entsprechende Ausbildung verfügt», sagt Produzent Michael Steiger von Turnus Film gegenüber Blick. Wichtig sind die korrekten Instruktionen der Schauspieler zum professionell wirkenden Hantieren auch für die Glaubwürdigkeit gegenüber den Zuschauern. Bis zum Gebrauch werden die Waffen sicher verwahrt und den einzelnen Schauspielern beim Einsatz eindeutig zugeordnet.

Ein spezielles Bewilligungsverfahren gebe es nicht, «da grundsätzlich nie mit richtigen Schusswaffen gearbeitet wird. Es sind immer präparierte Waffen, die keinen durchgängigen Lauf haben und nur Platzpatronen abfeuern können. In der Regel wird die Polizei aber vorgängig darüber informiert, dass ein Dreh mit Waffen durchgeführt wird, vor allem wenn dies auf öffentlichen Plätzen geschieht», so Steiger.

Auch in den USA wird möglichst immer mit Deko-Waffen gearbeitet. Echte Waffen werden gemäss Vorschrift ausschliesslich mit Platzpatronen geladen, die keine Kugel enthalten, aber genügend Schiesspulver, um einen Mündungsblitz zu erzielen. Doch auch mit Schreckschuss-Modellen sind Unglücksfälle durchaus möglich, wenn sich jemand zu nahe bei der Waffe aufhält.

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