Am Festival in Cannes spielen Männer nur Nebenrollen
Film ab für die Frauen

Letztes Jahr gewann mit Julia Ducournau eine Frau die Goldene Palme der Filmfestspiele von Cannes. Und weil dieses Jahr Publikumsempfänge und Galas wieder möglich sind, dominieren die Frauen auch die öffentliche Wahrnehmung dieser Jubiläumsausgabe.
Publiziert: 25.05.2022 um 00:21 Uhr
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Aktualisiert: 25.05.2022 um 06:57 Uhr
Jean-Claude Galli

Sichtbare Dominanz am Boulevard de la Croisette – die Frauen haben die Galas und Empfänge der Jubiläumsausgabe von Cannes fest im Griff. Musterbeispiel ist die Weltpremiere von «Crimes of the Future» vom Montagabend: Im Fokus der Fans, Fotografen und Kameraleute stehen beim Vorstellungstermin und auf dem roten Teppich die Hauptdarstellerinnen Kristen Stewart (32) und Léa Seydoux (36). Co-Star Viggo Mortensen (63), immerhin dreifach oscarnominiert, und Kultregisseur David Cronenberg (79) sehen daneben wie Statisten aus. Dazu stiehlt ihnen auch die anwesende Hollywoodikone Sharon Stone (64) die Show.

Beinahe identische Bilder liefern die Tage davor: Schauspielerin Tilda Swinton (61) lässt den immer wieder als neuen «Bond» gehandelten Schauspielkollegen Idris Elba (49) an der Premiere von «Three Thousand Years of Longing» mit ihrem Outfit und ihrer markanten Frisur untergehen. Und selbst Tom Cruise (59) muss beim Fototermin zu «Top Gun: Maverick» gegen Schauspielpartnerin Jennifer Connelly (51) heftig um Aufmerksamkeit kämpfen.

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Die Geburt des Mythos in den 1950er-Jahren

Umjubelte Auftritte haben in Cannes auch Naomi Campbell (52) bei der Premiere von «Decision to Leave» oder Marion Cotillard (46) bei «Frère et soeur». Als Französin setzt sie die Tradition der einheimischen Publikumslieblinge an der Côte d'Azur fort, die Brigitte Bardot (87) in den 1950er-Jahren glanzvoll begonnen und damit einen Ruf begründet hatte, von dem das Festival und die Region bis heute leben.

Im Mittelpunkt: Léa Seydoux (links) und Kristen Stewart beim offiziellen Fototermin zur Premiere von «Crimes of the Future» in Cannes.
Foto: WireImage
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Punkto Chancengleichheit sieht es auch bei der Preisvergabe mittlerweile besser aus als in den Gründerjahren diverser Festivals. Bei den letzten Austragungen gewannen Regisseurinnen als absolutes Novum die Goldene Palme in Cannes, den Löwen in Venedig und den Goldenen Bären in Berlin – in Cannes war es Julia Ducournau (38) mit «Titane». Im diesjährigen Hauptwettbewerb gibt es zumindest quantitativ allerdings viel Luft nach oben. Von 21 Produktionen stammen vier von einer Regisseurin, ein fünfter von einer gemischten Co-Regie.

Die 75. Ausgabe dauert noch bis Samstagabend, dann werden auch die Preise verliehen.


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