«Ich kann die Kinder nicht im Stich lassen»
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Hannes Schmid aus Kambodscha:«Ich kann die Kinder nicht im Stich lassen»

Hannes Schmid (73) fürchtet um sein Hilfswerk in Kambodscha
«Ich kann die Kinder nicht im Stich lassen»

Innert weniger Jahre hat Hannes Schmid in Kambodscha ein ganzes Dorf aufgebaut, um den Ärmsten der Armen nachhaltig zu helfen. Jetzt droht wegen Corona das Aus.
Publiziert: 30.03.2020 um 23:54 Uhr
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Aktualisiert: 24.12.2020 um 13:55 Uhr
Katja Richard

Egal, was kommt, er bleibt in Kambodscha. «Die Lage vor Ort wird immer dramatischer. Aber ich kann die Kinder nicht im Stich lassen», sagt Hannes Schmid (73). Der Fotokünstler hat über die letzten Jahre das Hilfswerk Smiling Gecko aufgebaut, mit einer Farm, Hotel und eigener Schule. Wegen der Corona-Krise sind die letzten Gäste vor zwei Wochen abgereist, auch die Schule musste Schmid schweren Herzens schliessen.

Über 300 Kinder besuchen hier sonst den Unterricht – vom Kindergarten bis zur dritten Klasse, jetzt mussten sie ihre Schuluniformen abgeben. Ein trauriger Moment, doch die Kinder und deren Familien werden weiterhin unterstützt. «Unser Notfallteam bringt den Bauern rundherum Pakete mit Nahrungsmitteln und dem Allernötigsten.»

Rätselhafte Todesfälle häufen sich

Allerdings kommt Schmid mit seinem Team selber an die Grenzen, 14 Schweizer sind vor Ort geblieben. Insgesamt sind noch 140 Mitarbeiter im Einsatz, die Hälfte der Angestellten musste er entlassen. Sie bekommen weiterhin den halben Lohn: «Sonst stehen sie vor dem Nichts. Ein Angestellter sorgt jeweils für eine ganze Familie, rundum leben etwa 8000 Menschen von uns.»

Abschied von ihren Uniformen: Über 300 Kinder wurden in der Smiling-Gecko-Schule unterrichtet.
Foto: Hannes Schmid
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Versicherungen oder Hilfe vom Staat gibt es in Kambodscha nicht, von der medizinischen Versorgung und Hygiene ganz zu schweigen. Rundum häufen sich rätselhafte Todesfälle, Schmid vermutet wegen Corona: «Die Leute können nicht mehr atmen oder fallen einfach um.»

Man verzichtet auf alles, um zu helfen

Er muss jetzt die nötigen und teils harten Entscheidungen treffen, das Tor der Farm bleibt verschlossen, aber man hilft, wo man kann. Auf der Farm schränkt man sich ein und verzichtet auch auf den kleinsten Luxus, vom Cappuccino und Glace bis zu Bananen und Papaya. «Jeder Dollar zählt, damit wir nicht alles verlieren, was wir aufgebaut haben.»

Smiling Gecko hat bereits ein schwieriges Jahr hinter sich. Wegen der Dürre blieb die Reisernte aus, im trockenen Boden wächst derzeit kein Gemüse mehr. «Wenn wir nicht alles pflegen und bewässern, ist hier bald nur noch Wüste.»

Ohne Spenden steht alles auf der Kippe

Schmid fürchtet um sein Werk. Sein Ziel war es, eine Hilfsorganisation aufzubauen, die langfristig auf eigenen Beinen stehen kann. Eine Idee, die aus der Schweiz grosszügig mit Spenden und dem Engagement von Firmen und Hochschulen unterstützt wurde. Jetzt steht alles auf der Kippe: «Wir sind dringend auf Spenden angewiesen, auch die kleinste.»

Um sich selber macht er sich weniger Sorgen, obwohl er zur Corona-Risikogruppe gehört. «Natürlich ist das eine harte Entscheidung, auch für meine Frau und Kinder daheim», so Schmid. Er versucht sich so gut als möglich abzuschirmen. «Aber ich bin der Kapitän und werde dieses Schiff nicht verlassen.»

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