Ex-Locarno-Filmfestival-Chef eröffnet heute erstmals die Berlinale
«Nur mit dem Deutsch hapert es noch»

Mit der Zusage als künstlerischer Leiter der Berlinale gelang Ex-Locarno-Chef Carlo Chatrian der grosse Coup. Ihn freut besonders, dass nach 2012 endlich wieder ein Schweizer Film im Wettbewerb dabei ist – «Schwesterlein» von Stéphanie Chuat und Véronique Reymond.
Publiziert: 19.02.2020 um 23:25 Uhr
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Aktualisiert: 20.02.2020 um 09:44 Uhr
Jean-Claude Galli

Seit 2012 war Carlo Chatrian (48) künstlerischer Leiter des Filmfestivals Locarno, ab heute präsentiert der Italiener sein allererstes Berlinale-Programm. «Um nervös zu werden, hatte ich nie Zeit», sagt Chatrian und schwärmt: «Mit meinem neuen Job habe ich das ganz grosse Glück gefunden. Nur mit dem Deutsch hapert es noch.» Zusammen mit Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek (63) bildet er die erste Doppelspitze des mit rund 500'000 Besuchern grössten Publikumsfestivals der Welt, das heuer zum 70. Mal stattfindet.

Für die Jubiläumsausgabe hat er rund 800 Filme visioniert und ist dafür um die ganze Welt gereist. «Persönliche Treffen sind immer noch am ergiebigsten», sagt Chatrian zum Thema moderne Kommunikation.

Schweizer Film werden Siegeschancen eingeräumt

Im offiziellen Wettbewerb um den Goldenen Bären figurieren 18 Werke. Darunter ist erstmals seit 2012 und «Sister» von Ursula Meier (48) wieder ein Schweizer Film, dem Experten durchaus Siegeschancen einräumen: «Schwesterlein» der Westschweizer Regisseurinnen Véronique Reymond (48) und Stéphanie Chuat (49). Das Drama ist zu grossen Teilen in Berlin entstanden und steht in Deutschland auch im Fokus, weil zwei heimische Stars die Hauptrollen spielen: Nina Hoss (44) und Lars Eidinger (44). Topfavorit ist – vor dem Hintergrund des durch die Oscars noch angekurbelten Korea-Booms – «The Woman Who Ran» von Hong Sang Soo (59). Es ist seine vierte Wettbewerbsteilnahme.

Der damalige Festivaldirektor Carlo Chatrian im August 2017 auf der Piazza Grande in Locarno.
Foto: Keystone
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Einen heiklen Fall hat Chatrian schon gemeistert

Mit «Le sel des larmes», aufgenommen von Kamera-Altmeister Renato Berta (74), und «Favolacce» von Damiano D‘Innocenzo (31) laufen auch zwei Schweizer Co-Produktionen im Wettbewerb. Ebenfalls aus der Schweiz: «Mare», der neue Spielfilm von Andrea Staka (47), ist in der Sektion Panorama vertreten.

Einen ersten heiklen Fall hat Carlo Chatrian schon im Vorfeld überzeugend gemeistert, als die deutsche Wochenzeitung «Die Zeit» die NS-Vergangenheit von Gründungsdirektor Alfred Bauer (1911–1986) enthüllte. «Wir haben entschieden, den nach ihm benannten Preis auszusetzen und das weitere Vorgehen akribisch zu klären», so Chatrian. Die 70. Berlinale dauert bis am Sonntag, 1. März.


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