BLICK prüft das SRF-Sommerprogramm
Zu viel Schule, zu wenig Show

Das diesjährige SRF-Sommerprogramm bietet in der Summe solides Fernsehen. Allerdings nehmen didaktische Sendeelemente zulasten der Unterhaltung Überhand. Highlights wie «Talk am Grill» stehen Rohrkrepierer wie «Die Schauspielschüler» gegenüber.
Publiziert: 23.07.2018 um 01:54 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:49 Uhr
Jean-Claude Galli/Peter Padrutt

Trotz Sparmassnahmen präsentiert das Schweizer Fernsehen auch diesen Sommer ein üppiges Extraprogramm. BLICK hat die Sendungen einem Hitzetest unterzogen. Sommerzeit ist auch Ferienzeit. Und da mögen es die  Zuschauer vor allem locker. Doch das scheint SRF zu ignorieren. Es wimmelt von belehrenden Stoffen, das Unterhaltende und die leichte Muse kommen hingegen zu kurz.

Begonnen mit dem Aushängeschild, dem «Schweiz aktuell»-Special «Die Alpenreise». Aus Kostengründen wurde 2018 auf eine Living-History-Geschichte verzichtet, als «Reiseleiter» figurieren Michael Weinmann (37) und Sabinde Dahinden (49). Das Thema Bergtourismus ist passend zur Saison gewählt. Weinmanns Part, die Nachzeichnung der ersten Pauschalreise von 1863, wirkt stellenweise etwas gar museal. Dahinden, die eine Publikums-Dreierseilschaft begleitet, hat die dankbarere Aufgabe, weil die Zuschauer mitfiebern können. Um die 300'000 sind es, die von Montag bis Freitag jeweils einschalten.

Wie ein gestresster Doktor in einer Notfallklinik

Gute Zahlen kann auch Fabian Unteregger (41) mit «Ärzte VS Internet» verzeichnen. Er nimmt wie im wahren Leben seine Doppelrolle als Comedian und Arzt wahr. Das gelingt ihm bestens. Im Gegensatz zur «Alpenreise» fehlen seinen Krankheitsgeschichten der Jahreszeiten-Bezug. Man kann sich in Anbetracht der explodierenden Gesundheitskosten auch fragen, ob eine solche Sendung nicht bloss mehr «eingebildete Kranke» erzeugt. Unteregger wirkt wie ein gestresster Doktor in einer überfüllten Notfallklinik, der einen Patienten nach dem andern abfertigt.

Flop: Auch der Auftritt von Gastdozent Harald Schmidt konnte die Sendung «Die Schauspielschüler» nicht retten.
Foto: SRF
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Bekömmlich wie Roséwein

Ein Glanzlicht ist der «Talk am Grill». Goldrichtig zum jetzigen Zeitpunkt, beschwingt und bekömmlich wie Roséwein. In sieben Folgen empfängt ein wechselnder Gastgeber am Sonntag jeweils drei Persönlichkeiten zum Schmaus im Freien. Den Auftakt machte Viola Tami (37) an einer Grillstelle in Zürich-Schwamendingen ZH, gestern Abend lud Gülsha Adilji (32) auf eine Zürcher Dachterrasse. Gerade in Anbetracht der überdrehten Ostschweizerin fragt es sich, ob das Rotationsprinzip wirklich nötig gewesen wäre und ob man nicht besser ganz auf Tami gesetzt hätte. Fragwürdig ist auch, weshalb der Talk erst weit nach 22 Uhr läuft. Ein solche Sendung gehört in die Primetime.

Büsser als Schmalspur-Borat

Einen Primetime-Platz erhielten Comedian Stefan Büsser (32) und sein Radio-Kollege Manuel Rothmund. Sie machten sich in «Mission ImBüssible – Am Ball im Balkan» auf Spurensuche in der Heimat von Natifussballern. Die Zuschauer fragten sich allerdings bis zum Ende des Dreiteilers, welches Ziel die Macher verfolgten. Lustig wurde es nie wirklich. Und zum Dokumentarstück fehlte die Ernsthaftigkeit.

Unter den Erwartungen 

Mehr versprochen hatte man sich auch vom Vierteiler «Au Pair», der als «nationale Doku-Serie» parallel auf RTS lief, eine Ausstrahlung auf RSI folgt. Zwei Mädchen und zwei Jungen wurden während ihres Au-pair-Jahrs begleitet. Die Erwartungshaltung war gross, der Spielfilm «Jeune Homme» hatte das Stoffpotenzial angedeutet. Angesichts des Resultats hätte eine Einzelsendung aber vollauf gereicht.

Kein «Sommernachtstraum»

Gar nicht überzeugen konnte die Dokuserie «Die Schauspielschüler». Schon letztes Jahr sorgte die damalige Premiere für Kopfschütteln. Sie zeigte eine verschroben-elitäre Nischenszene weitab des grossen Publikums.

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