Alex, Guido und Vic über 50 Jahre Trio Eugster
«Wir sind auf dem Heimweg»

Das 1967 gegründete Trio Eugster (2 Millionen verkaufte Tonträger) spricht zum grossen Jubiläum über Erfolge, Anfeindungen, aber auch über Krankheiten im Alter – und den Tod, der näher rückt.
Publiziert: 26.04.2017 um 20:38 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:26 Uhr
Von Peter Padrutt (Interview) und Toini Lindroos (Foto)

Treffpunkt ist ein grosses Haus in Dübendorf ZH – seit Jahrzehnten das Schaltzentrum der drei Brüder. Wir sitzen im alten Tonstudio, wo ihre grossen Hits entstanden sind. Bei  Guido (81) ist «der Buch weg», seit er an Zucker leidet. Alex (80), der ihre Hits komponierte, wirkt in Jeans Lederjacke fast wie ein Popstar. Und Vic (77) agiert ein bisschen als Moderator. Die Stimmung ist locker, es wird viel gelacht, obwohl die drei auch ein paar Sorgen plagen.

BLICK: Viele Fans hoffen, dass Sie zu Ihrem Jubiläum nochmals ein Comeback geben.
Vic: Die müssen wir leider alle enttäuschen. Das Trio Eugster ist Geschichte. Zwar singen wir alle drei noch in einem Kirchenchor. Aber schon vor Jahren sagte ich: Als Trio Rollator werden wir nie auf einer Bühne stehen. Bald wäre es so weit.

Warum?
Guido:
Ich habe einige Probleme mit der Gesundheit. Ich habe Mühe mit dem Gehen. Das liegt vermutlich an der Diabetes, um die ich mich lange zu wenig gekümmert habe.
Vic: Und ich hatte eine Knieoperation, und kurz darauf erlitt ich einen kleinen Schlaganfall. Ich bin im Spital erwacht, aber jetzt ist alles zum Glück wieder gut.

Foto:  v.l.n.r.: Die Brüder Alex, Guido und Vic Eugster  sind nach nach dem BLICK-Interview in Dübendorf ZH gut gelaunt.
Foto: Toini Lindroos

Und wie geht es Ihnen, Alex?
Alex:
Ich kann nicht klagen, keine grösseren Beschwerden.
Vic: Alex ist immer der Glückliche. Früher sagten unsere Fans: Alex ist der Schönste von euch. Zu mir meinten sie immer: «Du ziehst immer so ein grimmiges Gesicht.»

Aber der Lustigste von Ihnen war der Guido.
Guido:
Ja, ich war auch immer der Dickste. Heute bin ich der Schlankste.
Alex: Ja, wenn wir wandern gingen und Guido voraus lief, sagten die Leute: «Hier kommt der Trio Eugster.» Für sie gab es nur ihn. Uns übersahen sie immer.

Sie haben zwei Millionen Tonträger verkauft. Spüren Sie, wie beliebt Sie heute noch sind?
Alex:
Vor kurzem bin ich Gölä begegnet. Er hat mich ganz fest gedrückt und meinte: «Ihr seid meine Kinderlieder gewesen.»

Sie sind alle drei noch am Leben. Bei den Bee Gees verlief die Geschichte trauriger.
Alex:
Ja, wir hatten viel Dusel. Dabei könnten wir alle tot sein. 1981, nach einem unserer letzten Konzerte, raste uns auf dem Heimweg von einem Konzert bei Bern ein Geisterfahrer entgegen. Wir konnten knapp ausweichen. Es war das schlimmste Erlebnis unserer Karriere.

Warum haben Sie 1981 aufgehört?
Vic:
 Die Musik hatte sich gewandelt, wir hätten unser Programm modernisieren müssen, aber dazu hatten wir keine Lust mehr. Zudem waren wir schon Ende 40.

Sind Sie sich als Brüder so ähnlich, oder haben Sie sich speziell ergänzt?
Guido:
Als Brüder hatten wir sehr ähnliche Stimmen. So wirkte der Dreiklang homogener. Wenn man nur schon ein paar Töne hörte, wusste man: Das ist das Trio Eugster!

Ganz am Anfang sind Sie noch zu viert aufgetreten.
Alex:
Genau, mit unserem ältesten Bruder Paul, der heute 84 ist. Als wir 1967 beschlossen, professionell aufzutreten, ist er ausgestiegen. Es wurde ihm zu viel. Er wurde Hotelier in St. Moritz.

Mit Hits wie «Oh läck du mir» oder «Ganz de Bappe» haben Sie es in den 1970er-Jahren oft in die Hitparade geschafft. Was machte den Erfolg aus?
Vic:
Wir haben den Mundart-Erfolg der Minstrels weitergeführt. Dialekt im Schlager war damals neu. Zuerst hat man uns ausgelacht, denn damals begannen ja alle Englisch zu singen. Viele hielten uns auch für zu rechts, zu geldgierig. Aber beides waren wir nicht.

Viele Ihrer Refrains wurden zu geflügelten Worten. 
Guido:
Stimmt. Es waren alles pointierte Kabarett-Texte, welche Autoren wie Fredy Lienhard oder Max Rüeger in der Schublade hatten. Sie suchten Interpreten für ihre Lieder, und wir waren zur Stelle. Aber erst dank der tollen Melodien von Alex wurden sie zu Gassenhauern.

Parallel zur Karriere haben Sie ein Firmenimperium gegründet. Aber Guido musste sein Immobiliengeschäft wieder verkaufen. Auch im Musiksektor lief nicht alles rund. Warum?
Vic:
Vor allem die Übernahme der 13 Plattenläden von Interdiscount im Jahre 1994 war ein Fehlgriff. Wir stiegen in den Plattenverkauf ein, als der Tonträger-markt bereits rasant im Fall war. Damit haben wir über eine Million Franken verloren.

Von 1982 bis 1984 gab es dann noch ein Comeback am TV. Mit der Samstagabendshow «Iischtige bitte».
Guido:
Da wurden wir sehr gefordert, denn wir mussten das Moderieren komplett neu erlernen. Die Show war sehr innovativ. Es wurde extra für uns ein Bahnhof nachgebaut, Charles Lewinsky schrieb kreative Bücher. Für uns war die Sendung ein grosses Abenteuer.

Was hören Sie privat für Musik?
Vic: Kaum Schlager, mehrheitlich klassische Musik und Oper.
Guido: Eigentlich nur Kirchenmusik.
Alex: Ich liebe Volksmusik, Schlager, auch mal guten Pop. Kürzlich war ich am Konzert von Bryan Adams im Hallenstadion. Grandios.

Sie waren viel auf Achse. Sind Ihre Frauen glücklich, dass sie Sie wieder mehr haben?
Alex: Vielleicht hätten sie uns lieber zu Hause gehabt, als wir jünger waren.
Guido: Nicht so gebrechlich wie heute (alle lachen).

Aber Sie sind alle über 50 Jahre verheiratet. Eine Sensation im Showbusiness.
Vic:
Meine Mutter meinte: «Ihr könnt heiraten, wen ihr wollt, aber geschieden wird nicht.» Das haben wir Brüder dann auch so gemacht.
Alex: Stimmt. Ich sagte immer, in meiner Familie gibt es keine Scheidung. Jetzt sind mein Sohn und meine Tochter geschieden.

Wie gross ist die Angst unter Ihnen, dass mal einer fehlen könnte?
Vic:
Früher haben wir gar nicht daran gedacht. Aber wenn du eines morgens mit einem schrägen Mund erwachst wie ich kürzlich, dann merkst du, dass es jederzeit passieren kann.
Alex: Ich sage immer: Wir sind alle auf dem Heimweg. In unserem Alter ist das so. Da können wir nicht wegschauen. Das Sterben gehört zum Leben.
Guido: Aber wir sind nicht traurig. Es ist der Lauf der Dinge.

Immerhin: Sie sind um die 80. Ein gutes Alter in dieser Branche. Haben Sie immer gesund gelebt?
Alex:
Ich nicht. Es gab immer wieder Tage, da habe ich zu viel getrunken, hatte aber auch Zeiten, in denen ich gesund lebte und Sport machte. Oft heisst es: Man kann das Showbiz nicht überleben, wenn man viel runterleerte wie ich. Aber man schafft das. Man darf es einfach nicht dauernd tun.

Und Sie wollen wirklich nicht nochmal auf die Bühne?
Alex:
Wir haben so viel erlebt, so schön aufgehört. Wir müssen uns nicht nochmals beweisen.
Vic: Guido kann nicht mehr schnell auf Bühne gehen.
Guido: Ja, ich müsste ein Geländer haben. Einen Stock habe ich schon (lacht).

Aber Sie wirken trotzdem glücklich.
Guido:
Aber natürlich. Wir haben zusammen bald sieben Enkel. Unsere Familien machen uns zufriedener als jede Karriere.
Vic: Aber auch die Enkel kennen das Trio Engster nicht mehr (Lachen im Trio).

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