Zweiter Tabakmulti bringt E-Zigarette auf den Markt
Heisser Kampf um warme Luft

Tabakmultis verkaufen E-Zigaretten, die Tabak erhitzen. Das soll weniger schädlich sein als eine herkömmliche Zigi, versprechen die Hersteller. Doch bei der Lungenliga kommen die Lifestyle-Produkte nicht gut an.
Publiziert: 05.04.2017 um 21:47 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 06:06 Uhr
Michael Bolzli

Wer ein Produkt hip machen will, setzt es unter Strom. Das E-Auto ist heute der letzte Schrei, die elektrische Zahnbürste gehört schon lange zum Inventar. Logisch, muss auch die Zigarette dran glauben. 

Doch bisher tummelten sich auf dem E-Zigi-Markt nur Nischenanbieter. Damit ist jetzt Schluss: Gestern hat British American Tobacco (BAT) mit «Glo» eine elektrische Zigi-Alternative in der Schweiz lanciert. Rivale Philip Morris hat mit «Iqos» seit 2015 ein ähnliches Produkt im Sortiment. 

«Die Schweiz ist der erste Markt, in dem wir das Produkt grossflächig lancieren», sagt Ralf Wittenberg (51), Regionalleiter bei BAT. Letztes Jahr hat der Konzern das Produkt in Japan eingeführt. Mit Erfolg: «Im Testmarkt haben wir heute einen Marktanteil von 6,5 Prozent», sagt er. 

«Glo» von British American Tobacco erhitzt den Tabak auf 240 Grad.
Foto: PD

Tabak auf 240 Grad erhitzt

Im Gegensatz zu gängigen E-Zigaretten verdampfen die Zigi-Alternativen der Tabakkonzerne keine Flüssigkeit, sondern erhitzen Tabak. Das funktioniert so: Der Raucher steckt eine spezielle Zigarette in ein Gerät, das den Tabak auf rund 240 Grad erhitzt. Ein warmer «Tabak-Dampf» entsteht, der inhaliert wird. Laut British American Tobacco sollen so 90 Prozent weniger Schadstoffe entstehen. Der Preis ist etwa gleich wie bei normalen Zigaretten. 

Sind solche Tabak-Verdampfer wirklich gesünder als eine Zigarette? «Uns sind keine unabhängigen Studien bekannt, die zeigen, wie schädlich solche Produkte wirklich sind», sagt Regula Bur, Mediensprecherin der Lungenliga. Eine Empfehlung für Raucher, die umsatteln wollen, will sie darum nicht abgeben. Aber: «Zur individuellen Schadensminderung bei starken Rauchern kann das Produkt eine Alternative sein. Grundsätzlich bleibt Rauchen aber immer schädlich.»

Was bei der Lungenliga besonders sauer aufstosst: Offiziell wollen die Tabakmultis mit den Tabak-Verdampfern nur erwachsene Raucher ansprechen. Bur will das nicht glauben: «Mit der schicken Aufmachung zielen die Konzerne klar auch auf junge Nichtraucher ab.»

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