Coop und Migros verdienen im europäischen Vergleich vor Verwaltungs- und Vertriebskosten am meisten an Guetzli, Müesli, Waschmittel und Co.
Foto: KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Zu Gast beim Erzfeind
Das verkauft Coop bei der Migros – und umgekehrt!

Migros und Coop haben zwei Universen aufgebaut, die sich kaum kreuzen. Aber im Internet-Zeitalter ist das nicht mehr so einfach.
Publiziert: 03.08.2019 um 23:58 Uhr
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Aktualisiert: 04.08.2019 um 08:32 Uhr
Moritz Kaufmann

Sie gönnen sich keinen Millimeter Ladenregal – Coop und Migros, die ewigen Rivalen im Schweizer Detailhandel. Jede der beiden Genossenschaften hat ihr eigenes Universum aufgebaut. Und achtet akribisch darauf, dass das andere nicht zu nahe kommt.

Nur ist das im Internetzeitalter nicht mehr ganz so einfach. Sowohl Migros als auch Coop investieren riesige Beträge in den Aufbau ihrer Shopping-Plattformen Digitec Galaxus, beziehungsweise Microspot. SonntagsBlick-Recherchen zeigen: Eine ganze Reihe Coop-Produkte sind bei Galaxus zu finden, das zur Migros gehört – aber nicht als solche gekennzeichnet.

Auch Dritthändler können ihre Ware anbieten

Zum Beispiel die von Body Shop. Seit 2010 gehören Coop die Schweizer Läden der internationalen Kosmetikmarke. Bei Galaxus kann man ein umfassendes Body-Shop-Sortiment kaufen, 64 Produkte. Doch die Coop-Tochter lässt verlauten: «Wir vertreiben unsere Ware nicht direkt über Galaxus.» Die Cremen und Shampoos dort stammen vom Graumarkt. Das heisst: Sie werden von einem Kosmetikhändler parallel importiert.

Betty Bossi ist eine Coop-Marke, die es auch bei der Migros-Tochter Galaxus zu kaufen gibt.
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Denn bei Galaxus können nicht nur Migros-Unternehmen, sondern auch Dritthändler ihre Ware anbieten. Das Migros-Portal stellt ihnen die Plattform zur Verfügung, verlangt dafür aber eine Kommission – ganz nach dem Vorbild der internationalen E-Commerce-­Giganten Amazon (USA) und Alibaba (China).

Ähnlich ist es mit Betty Bossi, einer Marke, mit der Coop Lebensmittel und Kochbücher verkauft – 64 Rezeptbände gibts bei Galaxus: «Unsere Bücher sind seit Jahrzehnten bei Ex Libris und Globus gelistet – beides Tochtergesellschaften der Migros», erklärt eine Betty-Bossi-Sprecherin auf Anfrage. Und die Coop-Produktionsfirma Steinfels – die unter anderem die Sonnencreme Sherpa Tensing herstellt – lässt ausrichten: «Der Vertrieb an Drittkanäle», also auch an den Onlinekanal Galaxus, erfolge «über einen Distributionspartner».

Zusammenarbeit mit Erzfeind Coop denkbar

Umgekehrt sticht vor allem die Marke Café Royal ins Auge. Sie gehört der Migros und wird über Microspot verkauft. Der Hersteller äussert sich nicht dazu.

Sowohl Digitec Galaxus wie auch Microspot investieren massiv in den Ausbau ihres Sortiments. «Wir haben im Juni die Marke von drei Millionen verfügbarer Produkte auf Digitec Galaxus geknackt», sagt Sprecher Alex Hämmerli. Er kann sich durchaus vorstellen, mit dem Erzfeind Coop zusammenzuarbeiten: «Wir würden das begrüssen. Gut passen würden Artikel von Christ, Lumimart, Livique oder Bau+Hobby.» Microspot liegt aktuell bei 280000 Artikeln. Auch da kann man sich Kooperationen mit Migros vorstellen. «Microspot.ch ist für Anfragen offen.»

Sicher ist: Die beiden Plattformen sind für Migros und Coop von ausserordentlich strategischer Bedeutung. Aktuell werden noch weniger als zehn Prozent aller Einkäufe in der Schweiz online getätigt. Aber: «Wir gehen davon aus, dass in der Schweiz in zehn Jahren mehr als die Hälfte der Einkäufe im Internet erledigt werden», sagt Galaxus-Hämmerli. Davon wolle man sich «den grössten Teil abschneiden».

Diese Cola macht Coop glücklich

Happy Cola hat eine unglückliche Vorgeschichte. Coca-Cola liess im Winter in der Schweiz seine Flaschen auf 0,45 Liter schrumpfen, ohne die Preise zu senken. Das brachte Coop zum Schäumen – und dazu, im April die Eigenmarke Happy Cola zu lancieren. Die Coop-Cola kostet 15 Rappen weniger als das Original des US-Getränkeriesen.

Die helvetische Brause scheint beim Konsumenten gut anzukommen. «Wir haben Coca-Cola mit unserem Happy Cola bereits ein Drittel am Halbliter-Flaschen-Absatz abgejagt», freute sich Coop-Sprecher Urs Meier im Juni. Die kleine Coca-Cola-Flasche sei aber weiter sehr beliebt und bleibe im Regal.

Happy Cola hat eine unglückliche Vorgeschichte. Coca-Cola liess im Winter in der Schweiz seine Flaschen auf 0,45 Liter schrumpfen, ohne die Preise zu senken. Das brachte Coop zum Schäumen – und dazu, im April die Eigenmarke Happy Cola zu lancieren. Die Coop-Cola kostet 15 Rappen weniger als das Original des US-Getränkeriesen.

Die helvetische Brause scheint beim Konsumenten gut anzukommen. «Wir haben Coca-Cola mit unserem Happy Cola bereits ein Drittel am Halbliter-Flaschen-Absatz abgejagt», freute sich Coop-Sprecher Urs Meier im Juni. Die kleine Coca-Cola-Flasche sei aber weiter sehr beliebt und bleibe im Regal.

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