Carlos Ghosn mit dem Renault-Elektro-SUV am Pariser Autosalon
Foto: Werk

Verhafteter Renault-Nissan-Boss Carlos Ghosn: Von Nissan entlassen und Schweizer Konten blockiert
Japan zieht die Reissleine

Carlos Ghosn (64) ist jetzt auch offiziell als Nissan-Chef abgesetzt. Immer mehr Details zum vermuteten Betrug des einstigen Erfolgsmanagers werden bekannt – und zu Konten in der Schweiz!
Publiziert: 22.11.2018 um 15:43 Uhr
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Aktualisiert: 23.11.2018 um 07:58 Uhr
Der in Japan verhaftete Nissan-Renault-Tycoon Carlos Ghosn.
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Jürg A. Stettler und Timothy Pfannkuchen

Die Verhaftung in Japan des Renault-Nissan-Bosses Carols Ghosn (64) wird zur Staatsaffäre. Der französische Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire trifft sich gar mit seinem japanischen Amtskollegen Hiroshige Seko in Paris, um das Vorgehen zu diskutieren: Zu heikel sind die Auswirkungen auf die Wirtschaft der beiden Länder, nicht nur auf Renault-Nissan-Mitsubishi als weltweiter Nummer vier der Autobranche und die Aktienkurse. Zumal Frankreich 15 Prozent an Renault hält.

Untersuchungshaft verlängert

Daher verlangte Le Maire schon am Dienstag eine kommissarische Führung für Renault: «Herr Ghosn ist nicht in der Lage, das Unternehmen zu führen.» Dem bleibt so: Das Bezirksgericht Tokio verlängerte die Untersuchungshaft um zehn Tage. Ohne Anklage kann der 64-Jährige Topmanager bis zu 23 Tage hinter Gitter bleiben. Und für seine vermuteten Vergehen – Untreue und Steuerhinterziehung – drohen ihm in Japan bis zu zehn Jahre Gefängnis und bis zu 900'000 Franken Busse. Bei Renault übernimmt CEO Thierry Bolloré (55) zwar intermistisch, aber noch nicht formell die Führung. Ghosn Absetzung wohl auch hier: nur eine Frage der Zeit!

Nissan entlässt Ghosn

Anders bei Nissan: Japans zweitgrösster Autobauer entlässt den in U-Haft sitzenden Ghosn nach Vorstandsabstimmung und beruft eine unabhängige Untersuchungskommission ein. Nissan-CEO Hiroto Siakawa (65): «Solches Verhalten kann von unserem Unternehmen nicht geduldet werden!» Ungemütlich nur: Die japanische Staatsanwaltschaft erwägt, auch gegen Nissan Ermittlungen einzuleiten. Der Autobauer trage Mitverantwortung für Ghosns falsche Gehaltsangaben; interne Kontrollen hätten versagt.

Jedes Mass verloren?

Ghosn, der gerne im Pyjama klassische Musik hören soll und keine Könige neben sich duldete, soll seit 2011 nicht nur runde 40 Millionen Euro Einkommen zu wenig angegeben, sondern Luxusimmobilien in Paris, Rio de Janeiro, Amsterdam und Beirut auf Firmenkosten erworben haben. Hat da wieder ein mächtiger Boss jedes Mass verloren?

Bank Julius Bär betroffen?

Ungemütlich könnte es gemäss «Inside Paradeplatz» auch für die Schweizer Bank Julius Bär werden. Ghosn wurde dort jeweils von Ex-Bär-CEO Boris Collardi empfangen und trat mit ihm am WEF in Davos auf. Die Bank könnte auf illegalen Millionen sitzen. Sie hat daher vorerst alle Ghosn-Konten blockiert. Fortsetzung folgt! Auch, bis Ghosns noch ausgebliebene Absetzung als Vorstandsvorsitzender bei Mitsubishi folgt und weitere pikante Details bekannt werden.

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