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Thomas-Cook-Pleite – Schweizer Touristen im Disneyland und auf Mallorca müssen doppelt zahlen
«Wir wollen unser Geld zurück»

Seit Montagnacht ist bekannt: Reiseanbieter Thomas Cook ist pleite. Die deutsche Tochter und damit auch Neckermann sind zwar (noch) nicht insolvent, verkaufen aber keine Reisen mehr. Und stornieren Hotels: Das mussten Schweizer Kunden am eigenen Leib erfahren.
Publiziert: 24.09.2019 um 23:06 Uhr
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Aktualisiert: 25.09.2019 um 08:27 Uhr
Julia Fritsche

600'000 Reisenden hat das plötzliche Aus von Thomas Cook die Ferien verdorben, darunter auch zahlreichen Schweizern. Von Hunderten Betroffenen berichtet Reiseveranstalter Tui, bei Kuoni sind es einige Dutzend, und der TCS hat gestern rund 90 Kunden beraten.

Bei der Migros-Tochter Hotelplan Suisse sind aktuell ein paar Dutzend Kunden mit Thomas Cook unterwegs. Zudem ist auch die Hotelplan Group betroffen. In Grossbritannien verkaufte Thomas Cook auch Reisen des Unternehmens Hotelplan UK.

Was die Pleite des zweitgrössten Reiseveranstalters weltweit für einzelne Reisende bedeutet, zeigt der Fall von Stefan Schranz und seinen Arbeitskollegen. Gemeinsam besuchen die Tattookünstler zurzeit das Disneyland Paris. Doch als sie beim Hotel ankommen, erwartet sie eine böse Überraschung. «Wir mussten zuerst zahlen, um die Zimmer zu bekommen», sagt Schranz dem BLICK. Dabei hatten sie eine Buchung vorzuweisen. «Wir haben über die Migros gebucht, und diese arbeiten mit Thomas Cook zusammen, das ist uns erst da bewusst geworden.»

Seit Montagnacht ist bekannt, der britische Reiseveranstalter Thomas Cook ist pleite.
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Individualreisende in der Kostenfalle

Zähneknirschend zahlten sie erneut. 493 Franken verlangte das Hotel. Schon bei der Migros hatten sie 468 Franken bezahlt. Immerhin: Da der Rest der Reise nicht über Thomas Cook lief, ist nicht das ganze Geld verloren. Hätte die Gruppe aber eine Pauschalreise gebucht, würde sie die zusätzlichen Hotelkosten zurückerstattet bekommen, da die Buchung versichert gewesen wäre. Stefan Schranz will um sein Geld kämpfen: «Wir werden uns am Donnerstag bei der Migros melden, sie haben uns das verkauft, und wir wollen unser Geld zurück.»

Auch Francesco Caputo, der mit seiner Familie gerade in Mallorca Ferien macht, gehört zu den Opfern der Reise-Pleite. «Wir haben unser Hotel über Neckermann gebucht», erzählt der Familienvater aus dem Kanton Bern. Am Samstag sind sie angereist, bis zum 28. bleiben sie. «Am Montag waren wir auf einem Ausflug, und nach unserer Rückkehr wurde uns mitgeteilt, dass unser Reiseveranstalter am Vormittag alle Buchungen storniert hat», empört er sich. «Einfach so, hinter dem Rücken der Kunden.»

Polizeieinsatz im Hotel

Das Hotel habe alle Neckermann-Gäste vor die Tür gestellt. «Man hat uns sogar mit der Polizei gedroht.» Am Abend mussten die Beamten dann tatsächlich kommen und aufgebrachte Gäste beruhigen. Seiner fünfköpfigen Familie sei nichts anderes übrig geblieben, als die fünf folgenden Nächte erneut zu zahlen. Fast 1100 Franken hat sie das gekostet. «Das ist ärgerlich, aber andere sind noch schlimmer dran. Sie können sich das gar nicht leisten», so Caputo. Immerhin seien ihre Easyjet-Flüge noch gültig. Auch sie hatten kein Pauschalangebot gebucht.

Die Neckermann-Ansprechpartner seien aus dem Hotel verschwunden, auch per Telefon sei niemand erreichbar, klagt Caputo. Wieder zu Hause will er über seine Rechtsschutzversicherung um die Zusatzkosten kämpfen. «Jetzt aber geniessen wir zuerst unsere Ferien auf Mallorca.»

Notkredit für Cook-Airline Condor?

Als einzige der fünf Airlines von Thomas Cook fliegt Condor weiter. Doch wie lange noch? Der Ferienflieger wartet auf die Zusage eines Notkredits der deutschen Bundesregierung. Die Rede ist von rund 220 Millionen Franken, die Condor braucht, um nicht mit der Konzernmutter in den Abgrund gerissen zu werden. In den nächsten Tagen fällt der Entscheid. Spekuliert wird, dass auch Lufthansa zur Hilfe eilen könnte. Besonders betroffen ist auch Griechenland, da dort zahlreiche Hotels mit Thomas Cook zusammengearbeitet haben. Die Pleite sei für die Wirtschaft «der stärkste Schlag seit der Finanzkrise», so die Zeitung «Naftemporiki». Bis zu 550 Millionen Franken könnten dem griechischen Tourismussektor fehlen.

Als einzige der fünf Airlines von Thomas Cook fliegt Condor weiter. Doch wie lange noch? Der Ferienflieger wartet auf die Zusage eines Notkredits der deutschen Bundesregierung. Die Rede ist von rund 220 Millionen Franken, die Condor braucht, um nicht mit der Konzernmutter in den Abgrund gerissen zu werden. In den nächsten Tagen fällt der Entscheid. Spekuliert wird, dass auch Lufthansa zur Hilfe eilen könnte. Besonders betroffen ist auch Griechenland, da dort zahlreiche Hotels mit Thomas Cook zusammengearbeitet haben. Die Pleite sei für die Wirtschaft «der stärkste Schlag seit der Finanzkrise», so die Zeitung «Naftemporiki». Bis zu 550 Millionen Franken könnten dem griechischen Tourismussektor fehlen.

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