«Stark runter, langsam hoch»
Swiss braucht Jahre für neuen Höhenflug

Der Umsatz der Lufthansa-Tochter Swiss wird noch lange unter dem Rekordniveau bleiben. Kommerzchef Tamur Goudarzi Pour rechnet mit einer Durststrecke, die sich über Jahre hinzieht.
Publiziert: 22.05.2020 um 12:35 Uhr
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Aktualisiert: 22.05.2020 um 12:59 Uhr

Die Swiss rechnet mit einem jahrelangen Taucher wegen der Corona-Krise. «Den Umsatz des Jahres 2019 dürften wir wohl erst 2023 wieder erreichen», sagt Swiss-Kommerzchef Tamur Goudarzi Pour im Interview mit dem Onlineportal «Travelnews». «Wir sprechen hier von einem langen Weg. Es ist kein U und kein V, sondern eher wie eine Nike-Bildmarke: Es geht stark schnell runter und dann nur langsam wieder hoch», so der Swiss-Manager.

Der Reiseverkehr hinke der wirtschaftlichen Erholung hinterher. Er gehe als Erster zurück und komme als Letzter wieder hoch. «Ob auf 60, 70 oder 80 Prozent der Kapazität, wissen wir noch nicht», sagt Goudarzi Pour auf die Frage, wie er die Lage in einem Jahr einschätze.

In der Krise habe die Swiss einen Minimalflugplan mit drei Prozent des Angebots aufrechterhalten. «In einem nächsten Schritt werden wir unser Flugangebot im Juni auf 15 bis 20 Prozent erhöhen. Das ist sehr schwierig, da je nach Land andere Restriktionen gelten und Lockerungen pro Land schwierig einzuschätzen sind», so Goudarzi Pour.

Die Swiss ist in der Krise: Der Reiseverkehr leidet unter dem Coronavirus.
Foto: keystone-sda.ch
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90 Prozent in Kurzarbeit

«Dazu müssen wir die richtigen, teils kleineren Flugzeuge auswählen. Gleichzeitig müssen wir die Kosten im Auge behalten», sagt der Kommerzchef. 90 Prozent der Piloten und Flugbegleiter seien in Kurzarbeit.

Eine besondere Herausforderung stelle dabei das Hub-Geschäftsmodell der Swiss dar. «Um dieses aufbauen zu können, benötigen wir Umsteigepassagiere. Nur dadurch können wir der Schweizer Volkswirtschaft die so wichtigen interkontinentalen Direktverbindungen anbieten.»

«Wir möchten das Angebot sukzessive erhöhen und nicht mehr nur auf Sicht fliegen.» Der bisherige Zweiwochen-Rhythmus, den Flugplan anzupassen, hat sich in der Krise zwar bewährt. «Nun wollen wir aber auch weiter nach vorn schauen und in wenigen Wochen einen Flugplan verkünden, der sich Richtung 50 Prozent des Flugangebots bis Ende 2020 weiterentwickelt», so das Swiss-Konzernleitungsmitglied.

Über 100 Millionen an Rückvergütungen

Zur Auseinandersetzung mit den Kunden um die Rückzahlung der Ticketpreise für gestrichene Flüge sagt der Swiss-Manager: Das Thema betreffe nicht nur die Swiss, sondern die ganze Branche. «Hätte die Luftfahrtbranche umgehend alles erstattet, wäre vielen Fluggesellschaften die Liquidität ausgegangen.»

«Wir stellen die Forderungen überhaupt nicht in Frage, und wir halten uns auch stets an das geltende Recht. Wir konnten aber angesichts des hohen Volumens an Forderungen die üblichen Fristen nicht einhalten und haben darum um Verständnis gebeten. Wir sind aber laufend dran, Rückvergütungen zu erstatten.» Das betreffe sowohl Privat- als auch Firmenkunden. «Wir haben in diesem Jahr bereits Rückvergütungen im niedrigen dreistelligen Millionenbereich getätigt», sagt Goudarzi Pour. Diese Zahl sei höher als die der beantragten, aber noch nicht rückbezahlten Forderungen.

Geld für Reisebüros

Die Swiss werde den Reiseveranstaltern bis zum 30. September 2020 sämtliche Forderungen zurückvergüten, die durch Corona-Streichungen entstanden seien. Diesen Punkt habe die Swiss mit dem Schweizer Reise-Verband (SRV) diskutiert. «Wir werden den Dialog dazu weiter suchen», so der Swiss-Manager.

Und die Swiss habe die Umbuchungsmöglichkeiten bis 31. Dezember 2021 verlängert, was den Kunden helfe und der Swiss wiederum Liquidität verschaffe. So könnten Kunden beispielsweise eine Urlaubsbuchung für diesen Sommer bereits jetzt auf das nächste Jahr umbuchen lassen. «Mit dieser Regelung erhalten auch Reisebüros mehr Flexibilität, ihre Kundenbuchungen zu behandeln. Diese Massnahmen sind Schritte, um das Thema gemeinsam zu lösen», sagt Tamur Goudarzi Pour. (SDA/ise)

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