SBB-Chef in engster Auswahl zur neuen Nummer 1 der Deutschen Bahn
Kommt Meyer zum Zug?

Das politische Berlin diskutiert heiss die Nachfolge von Rüdiger Grube als Chef der Deutschen Bahn. SBB-CEO Andreas Meyer ist in der engeren Auswahl.
Publiziert: 12.02.2017 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 20:21 Uhr
Vinzenz Greiner

Als es immer heisser wird in der Gerüchteküche, stellt sich Andreas Meyer (55) selbst an den Herd. Spekulationen, dass er Chef der Deutschen Bahn (DB) werde, seien «überflüssig», schrieb der SBB-Chef am Freitag im Intranet seines Unternehmens. Aber: «Natürlich empfinde ich es als Anerkennung, dass mein Name überhaupt genannt wird.»

Ende Januar trat Rüdiger Grube (65) überraschend vom Chefposten der DB zurück. «Derzeit werden eine Handvoll möglicher Nachfolger von Herrn Grube in Berlin genannt», erklärt die SPD-Bundestagsabgeordnete Kirsten Lühmann (52), die auch im DB-Aufsichtsrat sitzt. Unter ihnen: Andreas Meyer. Ein weiteres Mitglied des Gremiums bestätigt gegenüber SonntagsBlick: «Es geht um fünf bis sechs Leute, die alle ähnliche Chancen haben.»

Politisch heikles Amt

Ebenfalls auf der Shortlist stehen Sigrid Evelyn Nikutta (47), Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe und Ronald Pofalla (57). Der einstige Kanzleramtsminister unter Angela Merkel (62) ist seit Januar Infrastruktur-Chef der DB. Der ursprüngliche Favorit beurteilt seine Chancen im «Spiegel» aber als «schlecht».

«Natürlich empfinde ich es als Anerkennung, dass mein Name überhaupt genannt wird.» SBB-CEO Andreas Meyer wird als möglicher Nachfolger für den Chefposten bei der Deutschen Bahn gehandelt.
Foto: Marco Zanoni/Lunax

Denn das Amt des DB-Chefs ist politisch heikel – gerade im Jahr 2017, da die Deutschen ein neues Parlament wählen. «Die CDU wäre schön blöd, wenn sie jetzt einen eigenen Kandidaten durchdrücken würde», sagt ein einflussreicher Abgeordneter der SPD. «Jede kaputte Toilette, jede Zug-Verspätung wäre eine der CDU.»

Als neutraler Schweizer ist Meyer Top-Kandidat. Aber auch, weil er den Konzern gut kennt. Von 1997 bis 2006 arbeitete er für die DB. Zwei Jahre davon als Geschäftsführer des Bereichs Stadtverkehr. DB-Aufsichtsrätin Lühmann findet, Meyer habe «einen guten Leistungsausweis im Personenverkehr» und bringe politisches Verhandlungsgeschick mit.

SBB-Chef Andreas Meyer ist auf der Shortlist für die Nachfolge des Deutsche-Bahn-Chefs.
Foto: WALTER G. ALLGOEWER

Meyer hat bei den SBB fast alles erreicht

Meyer wird sich ein Angebot sicherlich überlegen. Geht es nach dem Bundesrat, soll sein Lohn gekürzt werden. Ein DB-Chef verdient deutlich mehr. Ausserdem ist Meyer mit Mitte 50 in einem Alter, in dem man sich neue Aufgaben sucht, oder es sich irgendwo als Verwaltungsrat gemütlich macht.

Nach zehn Jahren als SBB-CEO hat er quasi alles erreicht. «Die grossen Projekte hat Meyer hinter sich gebracht», heisst es vom Fahrgast-Verband ProBahn. Der Swisspass: lanciert. Die Durchmesser-Linie: eröffnet. Die Ausgaben: heruntergefahren. Das Unternehmen: zukunftsfähig getrimmt. Die Züge ins Tessin: rasen früher als geplant durch den Gotthardtunnel. 

Meyer schreibt im Intranet: «Es gibt keine konkrete Anfrage seitens DB.» Doch das will nichts heissen. Effektiv entscheidet CDU- und Regierungschefin Merkel. Und das wohl Ende Februar.

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