Wie weiter mit FV Dosto?Jetzt spricht Bombardier-Schweiz-Chef Wettstein

Pannenzug macht Fortschritte im Schneckentempo
Die SBB bleiben unzufrieden

Die Zuverlässigkeit des Pannenzugs FV Dosto habe sich klar verbessert, findet Hersteller Bombardier. Doch die SBB sind nicht zufrieden, solange sie den Zug nur eingeschränkt einsetzen können. Noch prüfen will die Bahn zudem, ob das übelkeitserregende Schütteln weg ist.
Publiziert: 06.11.2019 um 20:45 Uhr
Claudia Gnehm

Pannenzug, Wackeldoppelstöcker, Schüttelzug – für den Hersteller Bombardier hat der Fernverkehrszug FV Dosto diese Übernamen nicht mehr verdient. «Wir haben Zuverlässigkeit und Fahrkomfort deutlich verbessert», betonte Bombardier-Schweiz-Chef Stéphane Wettstein (60) gestern vor den Medien.

Tatsache ist: Damit die SBB den Zug ohne Einschränkungen einsetzen können, muss die Zuverlässigkeit noch weiter gesteigert werden. Die für die Paradestrecke Genf–St. Gallen (IC1) erforderliche Zuverlässigkeit von einer Störung auf 8000 Kilometer Fahrleistung dürfte laut Wettstein im Frühling 2020 erreicht werden. Letzten Monat waren es erst knapp 7000 Kilometer.

Noch nicht am Ziel

«Auf der IC1-Strecke setzen wir den neuen Zug dann ein, wenn genügend betriebstaugliche Fahrzeuge zur Verfügung stehen», sagt SBB-Sprecher Reto Schärli auf Anfrage. «Einen Termin können wir heute nicht nennen.» Die SBB arbeiteten eng mit Bombardier zusammen, um die Zuverlässigkeit des Zugs weiter zu steigern.

Der Fernverkehrszug FV Dosto hat erhebliche Probleme mit der Zuverlässigkeit.
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Grund zur Euphorie haben die SBB nicht. Der ursprüngliche Plan war, den FV Dosto im Jahr 2013 auf die Schiene zu bringen. Die SBB belastet zudem die angespannte Lage im Bahnnetz wegen der schlechten Planung, Baustellen und dem Mangel an Rollmaterial und Lokführer. SBB-Chef Andreas Meyer (58) hat die Bahnpassagiere vor einer Woche auf längerfristige Verspätungen eingestimmt.

Damit nicht genug: Das Bundesamt für Verkehr (BAV) dürfte Meyers geplante Massnahmen für mehr Pünktlichkeit nicht alle durchwinken. Das BAV betonte, die SBB müssen ihre Konzessions-Vorgaben einhalten. Linien oder Haltestellen dürfen die SBB nicht ausfallen lassen.

Sensible sollen ins Unterdeck

Als ob die Zuverlässigkeits-Probleme des FV Dosto nicht genügten: Auch die Defizite beim Fahrkomfort sind für die SBB noch nicht vom Tisch. Bombardier erklärte gestern die Schüttelprobleme des Zugs für behoben. Aber die SBB wollen sich zuerst selber ein Bild davon machen. Der SBB-Sprecher sagt: «Ob die Fortschritte beim Fahrkomfort genügen, wird aktuell im Betrieb geprüft.»

Gemäss Wettstein ist der Fahrkomfort, vor allem das Wanken im Oberdeck, beim FV Dosto jetzt sogar besser als bei den bewährten IC2000-Zügen. Trotzdem empfiehlt er: «Wer sehr sensibel ist, soll ins Unterdeck gehen, dort ist der Fahrkomfort noch viel besser.»

Mängelbeseitigung im Vordergrund

Immerhin: Nachdem die Pannenzüge nun zehn Monate unterwegs sind, geben sich SBB und Bombardier nicht mehr gegenseitig die Schuld für die Probleme. «Die gemeinsam erzielten Fortschritte sind erfreulich», betonen beide Seiten. Bis Sommer 2021 will Bombardier alle 62 bestellten Züge an die SBB ausliefern.

Wollen die SBB die Kaufoption für weitere FV Dosto ausüben? Die nüchterne Antwort des SBB-Sprechers: «Für die SBB stehen die Mängelbeseitigung und Fertigstellung der bestellten Züge im Vordergrund.» Der Übername Pannenzug hat offenbar noch Berechtigung.

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