Negativzinsen greifen um sich
Bei Raiffeisenbanken müssen Neukunden bangen

Negativzinsen oder nicht? Diese Frage treibt auch die Genossenschaften der Raiffeisen um. Die Zentrale der drittgrössten Schweizer Bank gibt eine Empfehlung ab. Doch gerade Neukunden müssen damit rechnen, dass die Banken diese nicht beherzigen.
Publiziert: 05.12.2019 um 23:16 Uhr
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Aktualisiert: 07.12.2019 um 14:14 Uhr
Julia Fritsche

Das Vorpreschen der Zürcher Kantonalbank (ZKB) zeigt: Auch Kleinsparer müssen vermehrt mit Negativzinsen rechnen. So kennt etwa Raiffeisen keine einheitliche Negativzinspolitik. Die Zentrale empfiehlt ihren Genossenschaftsbanken zwar, «keine Negativzinsen auf Sparvermögen zu verrechnen». Ob sich die Banken aber an die Empfehlung halten, ist ihnen überlassen. Eine BLICK-Umfrage zeigt: Die Treue zur Zentrale ist gross. Doch ein Tabu sind Negativzinsen auch bei Raiffeisen nicht.

«Grundsätzlich verfolgen wir den Ansatz, keine Negativzinsen an Privatkunden zu verrechnen», sagt etwa Matthias Renevey, Bankleitungsvorsitzender bei der Genossenschaft Liestal-Oberbaselbiet. Die identische Antwort liefern weitere Raiffeisenbanken. Aber man beobachte die Entwicklungen am Geld- und Kapitalmarkt und auch das Verhalten der Marktteilnehmer sehr genau. «Wir behalten uns vor, die Situation bei Bedarf neu zu beurteilen», so Renevey weiter.

Bank will kein reiner Fluchtort sein

Einen Schritt weiter geht die Raiffeisenbank Aarau-Lenzburg. «Bei Kontovermögen über einer Million Franken bei Privatkunden erfolgt die Preisfestlegung individuell in Absprache mit dem Kunden», erklärt Christoph Wilhelm, Mitglied der Bankleitung. Individuelle Lösungen für Neukunden mit grossem Vermögen arbeitet die Raiffeisenbank Rigi nach Auskunft ihres Vorsitzenden Ivan Köpfli aus. «Wer aber in der Region verankert ist, ist willkommen.» Für übrige Privatkunden hat die Bank auch nicht die Absicht, in Zukunft Negativzinsen einzuführen.

Raiffeisen-Genossenschaften sind generell frei darin, bei ihren Kunden Negativzinsen einzuziehen oder darauf zu verzichten.
Foto: keystone-sda.ch
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Generell hält sich auch die Raiffeisenbank Zug an die Empfehlung der Zentrale und gibt Negativzinsen nicht an ihre Privatkunden weiter. Neukunden jedoch, die grössere Beträge bei ihr unterbringen wollten, betrachte man differenziert, sagt Matthias Brunner, Vorsitzender der Bankleitung. «Es kann aber nicht in unserem Interesse sein, unbegrenzt Kunden aufzunehmen, die bei anderen Banken vor Negativzinsen flüchten.»

Für die Zukunft hoffe man auf die Nationalbank. «Wir wollen aber darauf verzichten, unsere Kunden nach dem Giesskannenprinzip mit Negativzinsen zu bestrafen.»

Zentrale behält sich Negativzinsen vor

Auch die Zentrale ist sich bewusst, dass die Negativzins-Frage wohl nicht für immer gelöst ist. So sagte Heinz Huber (54) im September gegenüber BLICK auf die Frage nach einer Negativzins-Einführung für Raiffeisen-Kunden: «Völlig ausschliessen können wir das natürlich nicht.»

Seine Einschränkung: «Wir werden sicher keine Vorreiter sein.» Drei Monate später gibt es nun dank der Zürcher Kantonalbank kein Hindernis mehr.

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