Gestrichene Flüge als Schachzug
So will Ryanair vom Air-Berlin-Grounding profitieren

Überraschend hatte Ryanair bekanntgegeben, bis Ende Oktober täglich Dutzende Flüge zu streichen. Grund seien die mangelnde Pünktlichkeitsquote und Umstellungen wegen der Urlaubspläne. Doch ein Luftfahrtexperte meint: Die Flugausfälle haben mit Air Berlin zu tun.
Publiziert: 18.09.2017 um 11:56 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 11:29 Uhr

Das Unternehmen bereite sich nach seiner Einschätzung auf den möglichen Fall vor, dass die insolvente Air Berlin ihren Flugbetrieb aus Geldmangel vorzeitig einstellen muss, sagte Gerald Wissel von der Beratungsgesellschaft Airborne am Montag der Deutschen Presse-Agentur.

«Im Fall eines vorzeitigen »Groundings« der Air Berlin müssten die begehrten Start- und Landerechte vom zuständigen Koordinator der Bundesrepublik sofort neu vergeben werden», sagte Wissel. Den Zuschlag könnten aber nur Gesellschaften erhalten, die dann auch mit entsprechenden Flugzeugen die Strecken tatsächlich fliegen könnten.

Maschinen in der Hinterhand

Dafür wolle Ryanair einige Maschinen in der Hinterhand haben, sagte Wissel. Die irische Gesellschaft hat nach eigenen Angaben nicht für Betriebsteile der Air Berlin geboten.

Ein Jet von Ryanair am Flughafen in Frankfurt am Main. Bis zum Ende des Sommerflugplans Ende Oktober will die irische Airline täglich zwischen 40 und 50 Flüge zu streichen. (Archiv)
Foto: Keystone/DPA dpa/ANDREAS ARNOLD

Trotz eines stetigen Zugangs von neuen Boeing-Jets war bislang die Flotte der Ryanair mit aktuell 400 Maschinen restlos verplant. Am Freitag hatten die Iren bekanntgegeben, bis zum Ende des Sommerflugplans (Ende Oktober) täglich zwischen 40 und 50 Flüge zu streichen. Das seien weniger als 2 Prozent des täglichen Angebots von rund 2500 Verbindungen.

Als Gründe nannte die passagierreichste Fluggesellschaft Europas die mangelnde Pünktlichkeitsquote im aktuellen Flugplan sowie eine Umstellung bei den Ferienplanungen für die Crews. Man benötige einige Standby-Maschinen, um die Pünktlichkeit des Gesamtsystems wieder auf einen Schnitt von 90 Prozent zu heben.

Weitreichende Konsequenzen

Ein Stillstand der Air Berlin soll wegen der weitreichenden Konsequenzen durch den vom Bund verbürgten KfW-Kredit über 150 Millionen Euro verhindert werden. Er ist aber gleichzeitig das grösste Risiko für die Bieter in dem Air-Berlin-Verkaufsverfahren, zu dem bis Freitag Angebote abgegeben werden konnte.

Eine Entscheidung soll laut Air Berlin am Montag 25. September bekanntgegeben werden. Bis zu einem Vertragsabschluss könnten aber insbesondere wegen kartellrechtlicher Prüfungen noch Wochen oder sogar Monate vergehen. In dieser Zeit müsste die Air Berlin ihren Flugbetrieb mit Hilfe des Kredits selbst aufrecht erhalten. (SDA)

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