Japanisches Medikament gilt als vielversprechend
Avigan sei «sicher und wirksam» bei Behandlung von Coronavirus, sagt China

China empfiehlt ein japanisches Grippemedikament im Kampf gegen das Coronavirus. Es sei «sehr sicher und wirksam». Der Hersteller von Avigan will sofort mit klinischen Tests für die Zulassung als Covid-19-Medikament beginnen.
Publiziert: 22.03.2020 um 01:29 Uhr
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Aktualisiert: 22.03.2020 um 10:54 Uhr

Die Aktien des japanischen Pharmakonzerns Fujifilm Toyama Chemical, der das Grippemedikament Avigan entwickelt hat, schossen gleich in die Höhe nach dem Lob aus China. Das Medikament, hiess es diese Woche aus Peking, habe in klinischen Studien klare Erfolge bei der Behandlung von Coronavirus-Patienten gezeigt. Das berichtet die japanische «Nikkei Asian Review».

Laut Zhang Xinmin von Chinas Wissenschafts- und Technologieministerium habe Avigan, das als Generika unter dem Namen Favipiravir vertrieben wird, ermutigende Ergebnisse in klinischen Studien in Wuhan und Shenzhen erzielt. «Es ist sehr sicher und eindeutig wirksam in der Behandlung», sagte Zhang am 17. März vor Medien.

Patienten, denen das Medikament in Shenzhen verabreicht wurde, seien nach durchschnittlich bereits vier Tagen negativ auf das Virus getestet worden, verglichen mit einer Durchschnittszeit von elf Tagen bei Patienten, die nicht mit dem Medikament behandelt wurden. Darüber hinaus würden Röntgenaufnahmen bei mehr als 90 Prozent der mit Favipiravir behandelten Patienten eine Verbesserung des Lungenzustands zeigen. Gesundheitsbehörden in Peking haben demnach bereits damit begonnen, das Medikament als Covid-19-Behandlung zu empfehlen.

Ist das japanische Grippemedikament Avigan ein erstes Wundermittel gegen das Coronavirus?
Foto: zvg
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Von Rückschlägen geprägte Entwicklungsgeschichte

Hinter dem Aufstieg des Medikaments steht ein drei Jahrzehnte dauernder Kampf, der für den Pharmakonzern Toyama Chemical von vielen Rückschlägen geprägt war. Jetzt steht der Hersteller an vorderster Front im globalen Wettlauf, ein Heilmittel für das Coronavirus zu finden und flächendeckend zu produzieren.

Toyama Chemical, 2008 von Fujifilm Holdings aufgekauft, hatte schon 1990 mit der Entwicklung des völlig neuen antiviralen Medikaments Avigan begonnen. Doch das mittelgrosse Pharmaunternehmen verfügte nicht über das Geld, um die für eine internationale Zulassung erforderlichen Tests durchzuführen.

Auf einer medizinischen Konferenz im Jahr 2000 berichtete Toyama Chemical über seine Entdeckung, in der Hoffnung, einen Partner zu finden, der die Entwicklung vorantreibt. Es gelang jedoch nicht, das Interesse eines grossen Arzneimittelherstellers zu wecken.

USA werden auf Tamiflu-Konkurrent aufmerksam

Einen weiteren Schlag versetzte dem Unternehmen das vom Schweizer Pharmariesen Roche entwickelte, konkurrierende Grippemittel Tamiflu. Die Zukunft von Avigan sah immer unsicherer aus. Zur Rettung verkaufte Toyama Chemical 2002 einen Teil seiner Aktien an Taisho Pharmaceutical.

2006 kam die Wende. Das nationale Institut für Allergie und Infektionskrankheiten (NIAID) der USA wurde auf Avigan aufmerksam. Demnach zeigte es sich nach Tests von rund 3000 Wirkstoffen äusserst wirksam in der Behandlung von einem neuen Influenza-Stamm. Die Nachricht veranlasste Toyama Chemical, das Projekt neu zu starten.

Fujifilm Toyama Chemical beantragte die Zulassung des Medikaments in Japan. Der Prozess dauerte drei Jahre statt dem üblichen Jahr. Die Behörden gaben schliesslich grünes Licht. Avigan galt als «potenziell wirksames Instrument im medizinischen Arsenal des Landes als Absicherung gegen eine mögliche neue Grippe-Epidemie», so die «Nikkei».

Covid-19-Zulassung schon im Mai?

Der Ausbruch des Ebolavirus 2014 in Westafrika rückte das Medikament ins weltweite medizinische Rampenlicht. Eine infizierte französische Krankenschwester wurde offenbar durch Avigan geheilt. 2016 lieferte die japanische Regierung Favipiravir 2016 als Nothilfe zur Bekämpfung des Ebola-Virusausbruchs in Guinea.

Es zeigte sich, dass das Medikament die Sterblichkeit von Patienten mit niedrigen bis mittleren Konzentrationen des Virus in ihrem Blut senkte. Inzwischen hat Fujifilm die Herstellung von Avigan als das Generika Favipiravir nach China lizenziert, was dort die ersten klinischen Tests mit Corona-Patienten erlaubt.

Diese ersten Studien zeigen offenbar, dass Patienten, die das Medikament erhielten, nach vergleichsweise kurzer Zeit negativ auf das Virus getestet und dass Lungenfieber-Symptome deutlich reduziert wurden. Nach Angaben von Japans Gesundheitsbehörden könnte das antivirale Medikament bereits im Mai für die Behandlung von Covid-19 zugelassen werden. (kes)

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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