«Wir sind über den Berg – wenn es der letzte war»
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BAG-Koch zur Corona-Situation
«Wir sind über den Berg – wenn es der letzte war»

Was gibt es für Neuigkeiten in Sachen Corona? Die Bundesbehörden, unter anderem BAG-Mann Daniel Koch, informierten die Bevölkerung am Ostersamstag über die neusten Entwicklungen.
Publiziert: 11.04.2020 um 13:08 Uhr
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Aktualisiert: 17.04.2020 um 09:04 Uhr

Einen Bundesratsentscheid gab es am heutigen Ostersamstag nicht. Dafür mahnende Worte von «Mr. Corona» Daniel Koch anlässlich der Pressekonferenz des Bundes. «Alle müssen sich anstrengen, damit die Zahlen weiter runtergehen», so der Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit (BAG).

Die Zahlen, das sind nach wie vor 500 bis 700 neue Covid-19-Fälle pro Tag in der Schweiz. Seit gestern sind 592 Fälle dazugekommen. Insgesamt beziffert Koch die Zahl Corona-Infizierter auf 24'820 Fälle. «Tendenz leicht nachlassend», sagt Koch. Es gebe aber auch nach wie vor mehrere Dutzend Todesfälle pro Tag. Die Krankheit sei keinesfalls zu unterschätzen.

Seine Worte richten sich besonders an Risikopersonen: Hochbetagte seien besonders gefährdet, aber auch für jüngere Seniorinnen und Senioren gebe es keine Garantie, nicht schwer an dem Virus zu erkranken.

Neuste Informationen vor Corona-Pandemie in der Schweiz und weltweit: Dafür zuständig ist Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit.
Foto: keystone-sda.ch
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Lob an die Bevölkerung

Alenka Bonnard, Co-Geschäftsleiterin der Politplattform Staatslabor, stellt den Schweizern für ihr bisheriges Verhalten ein gutes Zeugnis aus. Man könne stolz sein, wie die Bevölkerung die Regeln einhalten würde. Es gäbe viele Ideen aus der Zivilgesellschaft zur Bekämpfung der Coronavirus-Epidemie, so Bonnard. Sie nennt als Beispiel: eine App, mit der man die Verfügbarkeit der Spitalbetten überprüfen kann.

Einen entscheidenden Beitrag in der Bekämpfung des Coronavirus leistet die Armee. 5000 Soldaten stehen derzeit im Einsatz. 3800 sind im Sanitätseinsatz. Die Militärangehörigen sind in 50 Krankenhäuser präsent. Dort arbeite man in der Triage oder beim Transport, erklärt Raynold Droz, Stabschef Kommando Operationen VBS. Dies, vor allem in Luzern, Basel-Land, Tessin und Kanton Waadt. Die Rekrutenschüler kümmern sich vor allem um Leute in den Altersheimen.

Droz spricht auch über den Vorwurf, dass die Armee mehr Leute eingezogen habe, als tatsächlich nachgefragt sind. Das sei normal in einer Krisensituation, man könne im Vorhinein nicht wissen, wie schlimm die Situation werde. Als der Auftrag zur Mobilisation kam, habe man die Variante «All in +» gewählt. «Wir hatten keine Zeit, wir mussten schnell handeln», sagt Droz.

Höhepunkt tatsächlich erreicht?

Die Kurve zur Ausbreitungsgeschwindigkeit des Coronavirus in der Schweiz flacht ab. Die Hospitalisierungen sind rückläufig. Die alles entscheidende Zahl der Neuansteckungen durch bereits Infizierte ist stark zurückgegangen, wie eine am Donnerstag aktualisierte Studie der Universität Bern zeigt. Gemäss dieser hat die Pandemie den Höhepunkt in der Schweiz überschritten? Sind wir über den Berg?

Darauf angesprochen sagt BAG-Mann Koch: «Ja, wenn der Berg der letzte Berg war, dann könnte man das sagen.» Das könne aber niemand sagen. «Wir haben noch einen langen Weg zu gehen und sind noch lange nicht am Ziel», sagt Koch. Wie weit man lockern könne, damit es keinen zweiten Berg gebe, sei schwierig zu sagen. Darüber berate gegenwärtig der Bundesrat.

Schaden für Wirtschaft von bis zu 170 Milliarden

Über die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Wirtschaft brütet derweil das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). Die Schweizer Wirtschaft habe sich seit Mitte März wesentlich stärker verschlechtert als noch zu Beginn der Coronakrise vom Seco erwartet, gibt Eric Scheidegger, Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik im Seco, fiel bisher ein Viertel der Produktivität weg.

In verschiedenen Branchen wie dem Gastgewerbe liege der Ausfall bei über 80 Prozent, beim Detailhandel und bei der Transportbranche seien bisher 50 bis 60 Prozent der Produktivität verloren gegangen, so Scheidegger. «Die Konjunkturprognosen von März sind deshalb bereits überholt.»

Laut Scheidegger arbeitet sein Amt nun mit zwei Szenarien. Die beiden aktuellen Negativszenarien gehen nun von einer schwereren Rezession aus als bisher angenommen, bei der auch die Erholung «länger auf sich warten lassen könnte». Resultieren würde ein Rückgang des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 7,1 oder gar 10,4 Prozent.

Die Seco-Ökonomen beziffern auch die Höhe des BIP-Ausfalls durch die Coronakrise. So würde im «günstigen» Basisszenario der BIP-Verlust per Ende 2021 gegenüber dem Stand von Ende 2019 rund 30 Milliarden Franken betragen. Im Szenario «V-Rezession» steigt der BIP-Verlust auf rund 90 Milliarden Franken und eine «L-Rezession» würde einen BIP-Verlust von 170 Milliarden bedeuten. (uro/SDA)

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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