Der grosse Ärger über Schweizer Skiorte
«Total überteuert und unter jeder Sau!»

Überwältigendes Echo auf den Aufruf von BLICK. Die meisten Leser geben den Kritikern der Schweizer Skiorte und den Konkurrenten recht – und loben die Ösis!
Publiziert: 06.01.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:49 Uhr
Von Andreas Schaffner

Es waren keine guten Tage für die Schweizer Ferienregionen. Zuerst mangelte es an Schnee, dann blieben die Russen weg. Und jetzt kommt erst noch ein offener Proteststurm: Die höchste amerikanische Diplomatin in der Schweiz, Suzi LeVine (42), kritisiert «Chaos» und «Ineffizienz» an Schweizer Ski­liften. Und Andreas Steibl (48), Tourismus-Chef des Tiroler Ski­gebiets Paznaun–Ischgl, motzt über die unfreundlichen Schweizer.

Da kann Jürg Schmid (52), Direktor von Schweiz Tourismus, noch so sehr dagegen halten: «Wir sind kantiger, direkter, aber in jedem Moment zuverlässig und kompetent.» (BLICK berichtete.) Denn die BLICK-Leser geben unseren Wintersportorten keine Chance, sie stimmen ein in das Klagelied: Die meisten finden, die Schweiz sei für Ferien zu teuer und die Bedienung zu unfreundlich.

«Der Österreicher (Tourismus-Chef Andreas Steibl – Red.) hat recht. Schweizer Skiorte sind total überteuert und die Bedienung unter jeder Sau», schreibt Leser Roman Wey. «In der Schweiz habe ich immer das Gefühl, dass wir, sobald wir fertig mit dem Essen sind, dem Restaurant lästig werden. Man wird praktisch zum Zahlen und Gehen getrieben.»

«Wir sind kantiger, direkter, aber in jedem Moment zuverlässig und kompetent.»
Foto: Illustration: Igor Kravarik
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«Traurig, aber wahr: Im Durchschnitt sind wir Schweizer leider unfreundliche Gastgeber», pflichtet ihm ein weiterer Leser, der anonym bleiben will, bei. Und Familie Sandmeier schreibt: «Was wir (66- und 64-jährig) in den Schweizer Ski­orten an Unfreundlichkeit und völlig überrissenen Preisen antreffen, ist nicht zu glauben.»

«Mit der Freundlichkeit haben wir es nicht so»

Der Tenor der Zuschriften ist meist ähnlich: «Es ist leider tatsächlich so, mit der Freundlichkeit haben wir es nicht so. Bei uns ist es teuer und unfreundlich. Oft kann man auf Schweizerdeutsch kaum eine Bestellung aufgeben», schreibt ein verärgerter BLICK-Leser.

«Als Gast spürt man die Freundlichkeit nur solange, als man ihnen aus der Hand frisst und mit allem, was sie dem Gast bieten, einverstanden ist», gibt Heinz Ming zu Protokoll. «Sobald man reklamiert oder mit einer Dienstleistung nicht einverstanden ist, ist es mit der Freundlichkeit vorbei.» «Die Abzocke fängt meistens schon beim Parkplatz an», fügt ein weiterer Leser an.

Reto Fasolini aus Chur sagt es klar: «Wir sind nicht unfreundlich, aber reserviert freundlich. Die Ösis sind herzlich freundlich und zuvorkommend. Und sie haben Österreicher Personal!»

Dass hierzulande oft ausländisches Personal angestellt wird, kommt bei vielen nicht gut an. Björn Ruppen aus Naters VS: «Der Tiroler Tourismus-Chef hat recht, aber das ist doch nichts Neues. Hätte man vor 20 Jahren den Schweizer Köchen und dem Schweizer Servicepersonal bessere Löhne bezahlt, wären nicht alle auf andere Branchen umgestiegen. Nun kann die Schweizer Gastronomie- und Tourismusbranche die Suppe mit Portugiesen, Deutschen, Rumänen, Polen und Slowaken auslöffeln statt mit einheimischem, freundlichem Personal wie in Österreich.»

Ärger über ausländisches Personal

«Auch wir Schweizer werden nicht immer mit gastronomisch guten Tugenden bedient oder behandelt. Dazu kommt, dass in vielen Schweizer Skiorten fremdsprachiges (nicht Deutsch sprechendes) Personal die Gäste betreut», meint Jules Siegenthaler.

Es gibt aber auch positive Stimmen. «Überall sind wir immer freundlich bedient worden», meint Christine Wittlin-Ingold. Und Marc Breithaupt sagt: «Wir verbrachten tolle Ferientage in Gstaad. Keine Spur von Unfreundlichkeit, im Gegenteil!» Unfreundliches Personal gebe es überall.

Zuletzt ein Leser, der sich Willy aus Lenk nennt. Er hat eine andere Erklärung: «Die Österreicher sind freundlich, meinen es aber nicht so! Die Schweizer wirken unfreundlich, meinen es aber auch nicht so!»

Die vier grössten Ärgernisse

1. Zu hohe Preise Im österreichischen Ischgl kostet ein Ski-Tagespass für einen Erwachsenen umgerechnet 55 Franken. In Zermatt muss man 79 Franken hinblättern. Noch deutlicher sind die Preisunterschiede beim Essen und Übernachten. Das hat seinen Grund: Die Lebenshaltungskosten in der Schweiz sind viel höher als im benachbarten Ausland.

2. Unfreundliche Bedienung Bei den hohen Preisen sind die Erwartungen an die Bedienung erst recht hoch. Umso grösser die Enttäuschung bei den BLICK-Lesern. Aber auch bei internationalen Umfragen kommt die Bedienung hierzulande schlecht weg. Die Tourismusorganisationen bemühen sich seit Jahren, Gegensteuer zu geben – wenig erfolgreich.

3. Ausländisches Personal Um die Kosten möglichst tief zu halten, setzt die Tourismus­industrie auf Personal aus dem EU-Raum. Angesichts der Vollbeschäftigung hierzulande finden sich immer weniger Schweizer, die bereit sind, in den Bergen zu bedienen, zu kochen oder zu putzen.

4. Die Qualität der Infrastruktur Hier hat die Schweiz in den letzten Jahren massiv investiert. In den grossen Skige­bieten gibt es kaum noch Bügellifte, viele Sessellifte sind schnell unterwegs, bieten geheizte Sitzplätze an und haben einen Windschutz. Die Zeiten, in denen man eine Dreiviertelstunde anstehen musste und danach eine halbe Stunde nach oben gezogen wurde, sind längst passé.

1. Zu hohe Preise Im österreichischen Ischgl kostet ein Ski-Tagespass für einen Erwachsenen umgerechnet 55 Franken. In Zermatt muss man 79 Franken hinblättern. Noch deutlicher sind die Preisunterschiede beim Essen und Übernachten. Das hat seinen Grund: Die Lebenshaltungskosten in der Schweiz sind viel höher als im benachbarten Ausland.

2. Unfreundliche Bedienung Bei den hohen Preisen sind die Erwartungen an die Bedienung erst recht hoch. Umso grösser die Enttäuschung bei den BLICK-Lesern. Aber auch bei internationalen Umfragen kommt die Bedienung hierzulande schlecht weg. Die Tourismusorganisationen bemühen sich seit Jahren, Gegensteuer zu geben – wenig erfolgreich.

3. Ausländisches Personal Um die Kosten möglichst tief zu halten, setzt die Tourismus­industrie auf Personal aus dem EU-Raum. Angesichts der Vollbeschäftigung hierzulande finden sich immer weniger Schweizer, die bereit sind, in den Bergen zu bedienen, zu kochen oder zu putzen.

4. Die Qualität der Infrastruktur Hier hat die Schweiz in den letzten Jahren massiv investiert. In den grossen Skige­bieten gibt es kaum noch Bügellifte, viele Sessellifte sind schnell unterwegs, bieten geheizte Sitzplätze an und haben einen Windschutz. Die Zeiten, in denen man eine Dreiviertelstunde anstehen musste und danach eine halbe Stunde nach oben gezogen wurde, sind längst passé.

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