Das SBB-Monopol wackelt
Eurobus plant schweizweites Fernbus-Netz

Das SBB-Monopol wackelt: Eurobus hat beim Bund eine Konzession für sieben nationale Fernbuslinien beantragt.
Publiziert: 10.12.2017 um 15:32 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 04:10 Uhr
Thomas Schlittler

Es kommt Bewegung in den öffentlichen Verkehr der Schweiz. Eurobus, das grösste private Busunternehmen des Landes, will ein nationales Fernbusnetz aufbauen.

SonntagsBlick weiss: Am vergangenen Mittwoch hat Eurobus beim Bundesamt für Verkehr (BAV) ein Konzessionsgesuch für sieben Fernbuslinien eingereicht. Unter anderem sollen zwei bis vier Mal täglich Verbindungen von Zürich nach Grindelwald BE und Davos GR angeboten werden. Von Bern aus will Eurobus bis zu sechs Mal täglich nach Montreux VD fahren. Auch Verbindungen nach Basel, Genf und ins Tessin sind geplant.

Das BAV bestätigt, dass ein Konzessionsgesuch von Eurobus eingegangen ist. Zur Frage der Strecken will sich die Behörde nicht äussern. Auch bis wann mit einem Entscheid zu rechnen ist, behält das BAV für sich. Eurobus plant den Start der nationalen Fernbuslinien Mitte 2018. «Vorbehaltlich einer Konzessionsbewilligung», wie Projektleiter Roger Müri (33) ergänzt. Eine Prognose will er nicht abgeben: «Wir haben das Konzessionsgesuch eben eingereicht und können die Chancen einer Konzessionserteilung zurzeit nicht abschätzen.»

Fahrzeuge von Eurobus sollen ab Sommer 2018 zum ÖV-Netz gehören.
Foto: KEYSTONE
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Das ÖV-Angebot ergänzen

Die Gründe für seinen Vorstoss erläutert Müri dafür umso genauer: «Wegen der wachsenden Nachfrage nach Fernbusangeboten in Zentraleuropa hat sich auch die Ausgangslage in der Schweiz dahingehend verändert, dass nationale Fernbuslinien nachgefragt und möglich werden.»

Eurobus wolle sich im nationalen Fernbusverkehr engagieren und das bestehende Schweizer ÖV-Angebot sinnvoll ergänzen. Dass damit die SBB bedrängt werden, glaubt Eurobus nicht. Müri: «Wir wollen nicht das bestehende ÖV-Angebot konkurrieren, sondern die Attraktivität des Gesamtsystems weiter steigern und den Kunden einen Mehrwert bieten.»

Halbtaxabo muss anerkannt werden

Die Zurückhaltung kommt nicht von ungefähr. Zwar hat der Bundesrat Mitte Oktober in einem Bericht festgehalten, dass er nationale Buslinien ins bestehende System des öffentlichen Verkehrs einbinden will. Gleichzeitig betont er aber auch, dass nationale Fernbuslinien bestehende, von der öffentlichen Hand mitfinanzierte Verkehrsangebote «nicht wesentlich» konkurrenzieren dürften. Zudem müssten die Anbieter neuer, nationaler Buslinien Halbtax- und Generalabonnemente anerkennen, die schweizerischen arbeitsrechtlichen Bedingungen einhalten und das Behindertengleichstellungsgesetz erfüllen.

Sind diese Voraussetzungen erfüllt, steht das BAV Gesuchen für nationale Fernbuslinien offen gegenüber, wie auf seiner Homepage zu lesen ist.
Eurobus ist die zweite Firma, die beim BAV ein Konzessionsgesuch für nationale Linienbusverbindungen eingereicht hat. Anfang 2017 stellte bereits das Busunternehmen Domo Reisen einen entsprechenden Antrag.
Domo Reisen interessiert sich für folgende Strecken: St. Gallen–Zürich–Genf Flughafen, Zürich Flughafen–Basel–Lugano sowie Chur–Zürich–Sitten.
Ursprünglich wollte Domo Reisen den Betrieb dieser Strecken bereits morgen Montag mit dem SBB-Fahrplanwechsel aufnehmen.

Haltemöglichkeiten gesucht

Es gibt aber noch Probleme bei der Suche nach geeigneten Haltemöglichkeiten auf öffentlichem Grund. Die Behörden einiger Städte reagierten zum Teil mit Skepsis auf die Anfragen.

Das BAV wird nun voraussichtlich im ersten Quartal 2018 über das Gesuch von Domo Reisen entscheiden.

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