Auch der Personalchef wurde überwacht – Credit Suisse leitet Untersuchung ein
Wer ist der bespitzelte CS-Top-Manager Goerke?

Neben dem zur UBS gewechselten Starbanker Iqbal Khan wurde offenbar auch der oberste Personalchef der Credit Suisse, Peter Goerke, überwacht. Wer ist der Mann, der zum innersten Machtzirkel gehörte?
Publiziert: 17.12.2019 um 12:41 Uhr
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Aktualisiert: 07.02.2020 um 17:35 Uhr
Auch Peter Goerke, oberster Personalchef der Credit Suisse, soll beschattet worden sein. Dies berichtet die NZZ am 16. Dezember 2019. Goerke verliess die Grossbank kurz danach.
Foto: Screenshot Youtube
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Sven Zaugg

Die Überwachung des zur UBS gewechselten Star-Bankers Iqbal Khan (43) ist offenbar kein Einzelfall. Wie die NZZ gestern enthüllte, wurde neben Khan auch der ehemalige Personalchef Peter Goerke bespitzelt.

Als Beleg dafür präsentierte die Zeitung neue Dokumente und ein Foto, das Peter Goerke (56) am Morgen des 22. Februars auf dem Weg zum Flughafen zeigt. Beim Bild handelt es sich um den Ausschnitt aus einer Aufnahme der Beschatter.

Die NZZ publizierte gestern Montag dieses Bild: Es zeigt den ehemaligen Personalchef der Credit Suisse. Bei dieser Aufnahme handelt es sich um den Ausschnitt einer Aufnahme der Beschatter.
Foto: Screenshot NZZ.ch

Durch den Bericht wird die Darstellung der Credit Suisse mindestens in Zweifel gezogen, dass die Beschattung von Khan eine «isolierte Angelegenheit» gewesen ist, wie Bank-Präsident Urs Rohner (60) im Nachgang des Bespitzelungs-Skandals vor den Medien beteuerte.

Ein Vertrauter Thiams

Die Bank erklärte auf Anfrage der NZZ, dass die Untersuchung der Anwaltskanzlei Homburger im Fall Khan keine Hinweise gegeben habe, dass neben Khan noch weitere Angestellte der Credit Suisse beschattet wurden.

Auf Anfrage von BLICK teilt Credit Suisse nun mit, dass sie eine Untersuchung zur Klärung einer möglichen Überwachung des früheren Personalchefs Peter Goerke einleitet. «Die CS wird die in den Medien dargestellten neuen Erkenntnisse mit internen und externen Abklärungen überprüfen», so ein Sprecher.

Die neuesten Enthüllungen bringen CS-Chef Tidjane Thiam (57) in Erklärungsnot. Folgte die Überwachung Khans noch einer gewissen Branchenlogik – er wechselte in gleicher Funktion als Co-Chef der Vermögensverwaltung zur Konkurrentin UBS – mutet die Überwachung Goerkes nach jetztigem Kenntnisstand grotesk an.

Goerke gilt als Vertrauter Thiams, gehörte zum innersten Machtzirkel. Goerke kannte sogar den geschassten operativen Leiter Pierre-Olivier Bouée (48), der wegen der Beschattung von Khan gehen musste, seit Jahren. Unweigerlich stellt sich abermals die Frage: Was wusste CS-Boss Thiam?

Nach Beschattung zurückgestuft

Thiam und Goerke blicken zudem auf eine gemeinsame Zeit beim Versicherer Prudential in London zurück. Thiam war Konzernchef, Goerke oberster Personaler. Zuvor war der Schweizer Manager bei der Zürich-Versicherung tätig gewesen, bevor er 2011 dem Ruf Thiams nach London folgte. Dann kam der Wechsel zurück in die Schweiz. Kaum hatte Thiam im März 2015 die Zügel bei der CS in die Hand genommen, ging auch Goerke bei der Prudential von Bord und bezog sein Büro am Paradeplatz.

Dort amtete Goerke knapp vier Jahre lang als Profiler für zukünftige Konzernleitungsmitglieder der CS – bis auch er beschattet wurde. Vier Tage nach der Aktion, am 26. Februar 2019, gab die CS bekannt, dass Goerke aus der Konzernleitung ausscheide: Er werde künftig als «Senior Advisor» arbeiten und sich dabei auf die Talentsuche in Asien, insbesondere China konzentrieren.

Neue HR-Chefin wurde Antoinette Poschung (63), zuvor Ombudsfrau des Konzerns für ethische und Verhaltensfragen.

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