Wegen Rückschlägen im Ukraine-Krieg
Verliert Putin jetzt auch noch den Rückhalt von China?

Russland und China eint die Abneigung gegen die USA. Doch nun scheint die Beziehung zu bröckeln, denn China scheint von den jüngsten Angriffen auf Kiew nicht gerade begeistert zu sein. Anscheinend hat Xi Jinping sich verkalkuliert.
Publiziert: 20.10.2022 um 20:13 Uhr
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Aktualisiert: 21.10.2022 um 12:10 Uhr

Anfang des Jahres beschrieb der chinesische Staatspräsident Xi Jinping (69) seine Freundschaft zu Kreml-Chef Wladimir Putin (70) wie folgt: «Eine Freundschaft ohne Grenzen.» Doch Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine machte die Beziehung kompliziert. Putin hofft auf die Unterstützung seines Amtskollegen, doch Xi scheint sich langsam zu distanzieren.

Der Grund: Die Führung in Peking steckt im Dilemma. Je länger der Krieg dauert, desto leiser wird Chinas Unterstützung für Moskau. Kritische Stimmen werden dafür lauter. «Russlands Verhalten bei Beginn und Durchführung des Krieges beweist, dass sein militärisches Abenteuer rücksichtslos ist und seine konventionellen Streitkräfte schwach sind», sagt etwa der Professor für internationale Beziehungen, Shi Yinhong (71), von der Volksuniversität in Peking, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Jetzt deutet sich langsam an, dass China Russland den Rücken zukehrt. So erwähnten führende Aussenpolitiker auf einer Pressekonferenz auf dem Kongress der Kommunistischen Partei am Donnerstag die eigentlich «grenzenlose Freundschaft» mit Russland mit keinem Wort. Auch ist es üblich, dass ein russischer Journalist schon die zweite oder dritte Frage zur Partnerschaft mit Moskau stellen darf. Diesmal nicht.

Die beiden Staatsoberhäupter Wladimir Putin und Xi Jinping verstanden sich gut.
Foto: AFP
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Bricht China jetzt mit Russland?

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte im Oktober bei einem Treffen mit Staats- und Parteichef Xi Jinping schon «Sorgen und Fragen» auf chinesischer Seite anerkannt – wissend, dass er Peking einiges abverlangt. Mit den Rückschlägen der russischen Streitkräfte auf dem Schlachtfeld habe sich Chinas Position «schnell auf eine neue Stufe entwickelt», glaubt Professor Shi Yinhong. Die Annexion der besetzten Gebiete in der Ukraine nach den Scheinreferenden habe die Unterstützung offenbar weiter schwinden lassen.

Xi hat sich mit seiner Unterstützung für Putin wohl verrechnet. «Er muss gedacht haben, dass der Krieg schnell vorüber ist», glaubt der Experte Richard McGregor vom australischen Lowy Institute. «Jetzt muss er nachkalibrieren. Es ist zu früh zu sagen, ob die Chinesen denken, dass sie eine Fehleinschätzung gemacht haben. Aber ich denke, sie sind definitiv dabei, sich zu drehen und zu winden.»

Laut McGregor ist Peking derzeit «extrem beunruhigt». «Ein durchgehend geschwächtes Russland ist nicht gut für China», sagt der Lowy-Experte zur deutschen Presse-Agentur. «China hat nichts dagegen, wenn Russland der Juniorpartner in ihrer Koalition ist. Aber sie wollen auch nicht, dass es zu schwach ist.» (SDA/chs/jwg)

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