Von wegen harmlose Tanz-App
So gefährlich ist TikTok für unsere Kinder

TikTok ist besonders bei Kindern und Jugendlichen beliebt. War es anfangs nur eine harmlose Tanz-App, gibt es dort regelmässig virale Mutproben, die sogar mit dem Tod enden können.
Publiziert: 23.03.2023 um 15:28 Uhr
Aurelia Schmidt

Die Täterinnen sind jung, gewalttätig und auf Tiktok. Vor wenigen Tagen sorgte ein Video einer Mädchen-Gang aus dem deutschen Bundesland Schleswig-Holstein für Entsetzen. Darauf zu sehen: Ein Mädchen (13), das von Gleichaltrigen stundenlang gequält wird.

Und auch in der Schweiz gibt es Gewalt unter Jugendlichen. Eine Zwölfjährige aus Schwamendingen ZH wurde vergangene Woche ins Spital gebracht, nachdem eine Gleichaltrige auf sie losgegangen war. Das berichtete «Züri Today».

Immer wieder tauchen solche Gewaltvideos auf Tiktok auf. Die Plattform zensiert nicht – und ist längst mehr als eine harmlose Tanz-App. Neben Gewalt-Exzessen versuchen sich die Jugendlichen regelmässig, mit verschiedenen Challenges zu profilieren. Je riskanter, desto mehr Likes gibt es. Manche sterben sogar dabei. Eine Übersicht der bekanntesten und riskantesten Trends.

Verletzende Inhalte sind auf der Plattform TikTok nichts Neues. Wenn eine Mutprobe die Runde macht, wollen sich alle beweisen.
Foto: keystone-sda.ch
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Französische Narbe

Aktuell sorgt diese Challenge für viel Aufsehen. Jugendliche kneifen sich ins Gesicht, bis sie blaue Flecken und Narben bekommen. Die Anzahl der selbstverletzenden Videos nimmt stark zu. Nun hat sich die italienische Wettbewerbsbehörde eingeschaltet. Derzeit untersuchen sie den Trend, um gegen TikTok vorzugehen.

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Blackout-Challenge

Bei dieser Challenge geht es darum, die Luft anzuhalten, bis man bewusstlos wird. Manche gehen sogar so weit, dass sie sich dabei mit einem Seil oder Ähnlichem strangulieren. Nicht nur Teenager, sondern auch Kinder sind dabei gestorben. Bekannt ist besonders der Fall von Archie (†12) aus Grossbritannien. Er hat sich im August 2022 an der TikTok-Challenge versucht. Mit fatalen Folgen: Er fiel ins Koma, überlebte zwar, aber die Ärzte erklärten ihn für hirntot.

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Skull-Breaker-Challenge

Hierfür sind die Jugendliche mindestens zu zweit. Einer springt in die Luft, der andere tritt ihm die Beine weg. Ziel ist es, nicht auf den Füssen zu landen, sondern auf den Kopf zu stürzen. Daher der Name Skull Breaker, übersetzt Schädelbrecher. Die Kinder prallen heftig auf dem Boden auf und verletzen sich. Manche Challenge endete mit schweren Hirnblutungen.

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Mouth-Taping-Challenge

Dieser Trend soll angeblich ein aussergewöhnlich tiefes Schaferlebnis garantieren. Die User müssen sich über Nacht den Mund mit Klebeband verschliessen, damit sie nur durch die Nase atmen und nicht schnarchen. Obendrein soll man durch die Kleberei Gewicht verlieren. Die Gefahr: Das Gehirn wird nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt.

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Milk-Crate-Challenge

Bei dieser Challenge werden Milchkisten so hoch wie möglich gestapelt und erklommen. Fast immer brechen die wackligen Konstruktionen in sich zusammen und führen zu einem Sturz. Diese Mutprobe hat dem überlasteten Gesundheitspersonal zu Zeiten der Corona-Pandemie viel zusätzliche Arbeit bereitet. Von Gehirnerschütterungen bis zu schweren Schädelbrüchen war alles mit dabei.

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«Der Letzte, der schläft, gewinnt»

Dieses gefährliche Spiel stiftet Jugendliche an, ein rezeptpflichtiges Medikament zur Behandlung von epileptischen Anfällen einzunehmen. Der Wirkstoff Clonazepam führt unter anderem zu Schläfrigkeit. Das Motto: Wer am längsten wach bleibt, gewinnt.

TikTok unternimmt nichts dagegen

Während immer wieder neue Mutproben auftauchen, unternimmt TikTok kaum etwas, um die Kinder und Jugendlichen davor zu schützen. Es gibt zwar Richtlinien, die vorsehen, dass gefährliche Inhalte, die zu Suizid, Selbstverletzung und ungesunden Ernährungsgewohnheiten führen, entfernt werden. Doch in der Realität passiert das nicht vollumfänglich. Die EU-Kommission hatte Tiktok zuletzt unter anderem in diesem Zusammenhang mit schweren Konsequenzen bei Verletzung europäischer Regeln gedroht.

Bisher hat TikTok sich nicht zu den Vorwürfen geäussert. Wer allerdings nach den Challenges sucht, wird derzeit auf keine Inhalte stossen.

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