Betrug und Geldwäsche bei WM-Vergabe 2006?
Razzia bei Beckenbauer-Spezi Radmann in Teufen AR!

Die schweizerische Bundesanwaltschaft ermittelt gegen Franz Beckenbauer und drei weitere deutsche Fussballfunktionäre. Es geht um dubiose Zahlungen rund um die WM 2006. Wie heute bekannt wurde, führte heute die Bundesantwaltschaft (BA) eine Hausdurchsuchung bei Fedor Radmann in Teufen AR durch. Er gilt als Beckenbauer-Vertrauter.
Publiziert: 01.09.2016 um 12:31 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 16:41 Uhr

Im Zusammenhang um die Vergabe der Weltmeisterschaft 2006 drohen dem Fussball-Gott Franz Beckenbauer juristische Konsequenzen. Wie Recherchen des «Spiegel»-Magazins zeigen, hat die Schweizer Bundesanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen den Deutschen eröffnet.

Heute Nachmittag fand im appenzellischen Teufen eine Hausdurchsuchung gegen Fedor Radmann, einem engen Vertrauten Beckenbauers statt. Autos waren vorgefahren, und eine Gruppe von Männern in Anzügen trugen Aktenmaterial aus dem Haus, wie der «Tagesanzeiger» berichtet. Die Bundesanwaltschaft (BA) ermittelt gegen ihn, wie ein Sprecher bestätigt.

Auch gegen Wolfgang Niersbach, Ex-DFB-Präsident, ermittelt die Schweiz.
Foto: AFP PHOTO

Die Bundesanwaltschaft bestätigt in einer Medienmitteilung das Strafverfahren, das bereits im November des vergangenen Jahres eröffnet worden sei. Auch gegen den damaligen Präsidenten des Deutschen Fussball-Bundes (DFB) Wolfgang Niersbach sowie die deutschen Fussballfunktionäre Horst Rudolf Schmidt und Theo Zwanziger wird in diesem Zusammenhang ermittelt – laut Bundesanwaltschaft insbesondere wegen des Verdachts auf Betrug, ungetreue Geschäftsbesorgung, Geldwäscherei und Veruntreuung. Sie alle gehörten zum Präsidium des Organisationskomitees der WM 2006.

Konkret werden die vier Funktionäre verdächtigt, die anderen Mitglieder des OKs «durch Vorspiegelung und Unterdrückung von Tatsachen arglistig irregeführt» zu haben. Dabei sei es um die angebliche Mitfinanzierung einer Galaveranstaltung in der Höhe von 7 und später noch 6,7 Millionen Euro gegangen. Die Beschuldigten hätten mutmasslich gewusst, dass das Geld nicht zur Finanzierung des Anlasses gedacht war, sondern «der Tilgung einer Schuld, die nicht durch den DFB geschuldet war».

Weil ein Teil der mutmasslichen Handlungen und des «mutmasslichen Bereicherungsortes» in der Schweiz lägen, ermittelt nebst den deutschen und österreichischen Behörden auch die Bundesanwaltschaft. An acht Orten in den drei Ländern hätten heute gleichzeitig Hausdurchsuchungen und sogenannte begleitete Editionen (ebenfalls eine Art von Hausdurchsuchung) stattgefunden, heisst es im Communiqué.

Beckenbauer habe «immer blind unterschrieben»

Gemäss «Spiegel» sollen Beckenbauer und sein Manager Robert Schwan die 6,7 Millionen Euro im Jahr 2002 mit Hilfe des früheren Adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus über ein Konto in der Schweiz an eine Firma des früheren FIFA-Funktionärs Mohamed bin Hammam in Katar überwiesen haben. 2005 zahlte das WM-OK die 6,7 Millionen verschleiert an Louis-Dreyfus zurück.

Welchen Zweck diese Gelder hatten, ist bislang fraglich. Auch eine Untersuchung im Auftrag des DFB durch die Kanzlei Freshfields konnte keine endgültige Klärung in der Sache erbringen. Der «Kaiser» selber hatte juristisches Fehlverhalten bislang stets von sich gewiesen. Niersbach hingegen kostete die Untersuchung das Amt als DFB-Präsident.

Beckenbauer äusserte sich Ende 2015 gegenüber der «Süddeutschen Zeitung» zur Affäre. Er sagte damals, er habe «immer blind unterschrieben, wenn sie meine Unterschrift gebraucht haben», ohne zu lesen, was er unterschrieb. «Ich habe nichts Unrechtes getan», sagte er. Auf die Ermittlungen aus der Schweiz reagierte Beckenbauer und sein Management nicht.

Seine Anwält lassen aber in einer Erklärung an die Nachrichtenagentur «dpa» verlauten: «Franz Beckenbauer hat die Ermittlungen der Schweizer Bundesanwaltschaft unterstützt, seit er davon Kenntnis hatte.» Er werde auch weiterhin mit allen beteiligten Behörden kooperieren.

Der ehemalige DFB-Präsident Zwanziger sagte aber der deutschen Nachrichtenagentur dpa zum Strafverfahren, er sehe dem mit grosser Gelassenheit entgegen und betonte: «Das hat keine Substanz.» Er habe von den fraglichen Vorgängen nichts gewusst.

(pma/lha/nbb/SDA)

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