Krise im Sudan
Protestbewegung bereit zu Verhandlungen mit Militärrat

Die Führung der sudanesischen Protestbewegung hat sich zu direkten Verhandlungen mit den Militärmachthabern bereit erklärt. Die Allianz für Freiheit und Wandel habe entschieden, "die Einladung zu direkten Verhandlungen zu akzeptieren".
Publiziert: 03.07.2019 um 19:06 Uhr
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Aktualisiert: 05.07.2019 um 10:20 Uhr

Das erklärte der Protestanführer Madani Abbas Madani am Mittwoch. Zuvor hatten Vermittler der Afrikanischen Union und Äthiopiens die Konfliktparteien zur Wiederaufnahme der Gespräche aufgerufen.

Bedingung für die Gespräche sei, dass «innert 72 Stunden» ein Ergebnis erzielt würde, betonte der Protestführer. «Weder wir noch das sudanesische Volk sind zu endlosen Verhandlungen bereit», erklärte Madani.

Die Verhandlungen zwischen dem regierenden Militärrat und der Protestbewegung waren im Mai zum Erliegen gekommen. Die Spannungen zwischen den beiden Konfliktparteien waren nach der gewaltsamen Auflösung eines Protestlagers vor dem Armeehauptquartier in Khartum Anfang Juni eskaliert. Vermittler der Afrikanischen Union und Äthiopiens riefen beide Seiten am Dienstag zu einer Rückkehr an den Verhandlungstisch auf.

Die Allianz für Freiheit und Wandel erwartet innert drei Tagen Ergebnisse von direkten Verhandlungen mit dem Militärrat. Das sagte der Anführer der Protestbewegung, Madani Abbas Madani. (Archivbild)

In dem afrikanischen Staat hatte nach dem Sturz des langjährigen Staatschefs Omar al-Baschir infolge von monatelangen Massenprotesten im April ein Militärrat die Führung übernommen. Er weigert sich, die Macht zügig an eine zivile Regierung zu übergeben.

(SDA)

Krise im Sudan: Wer ist wer?

Die Lage im Sudan ist komplex. Nach dem Sturz des Präsidenten Omar al-Baschir im April verhandelten Militärführung und Opposition über die sich nun abzeichnende friedliche Machtübergabe. Kompliziert war es auch, weil viele Akteure mit unterschiedlichen Interessen mitmischen. Wer ist wer - und wer will was?

Militärführung

Der militärische Übergangsrat besteht aus mehreren ranghohen Mitgliedern verschiedener Sicherheitsorgane im Sudan, etwa der Streitkräfte, des Sicherheitsdienstes (NISS) und der Schnellen Einsatztruppen (RSF). Viele von ihnen hatten zuvor Verbindungen zur Regierung von Al-Baschir. Anführer Abdel Fattah Burhan war einst die Nummer drei der sudanesischen Streitkräfte. Allerdings ist der Rat keine geschlossene Einheit, diverse Akteure ringen um die Oberhand.

Schnelle Einsatztruppen (RSF)

Die RSF sind zwar eine Einheit der Streitkräfte, agieren aber mit viel Autonomie. Sie bestehen weitgehend aus der Dschandschawid - einer arabischen Miliz, die im Darfur-Konflikt brutal gegen die Bevölkerung vorgegangen ist. Chef Mohammed Hamdan Daglu ("Hemeti") ist die Nummer zwei im Übergangsrat.

Opposition

Die Deklaration für Freiheit und Wandel ist ein Bündnis von Oppositionsgruppen, das nach dem Beginn der Proteste im Dezember gebildet wurde. Ihm gehören politische Parteien und Gewerkschaften an, darunter die SPA, die Lehrer, Ärzte und Anwälte vertritt. Die Gruppierung sieht sich als Vertreter der Demonstranten und verhandelte mit dem Militär über eine Übergangsregierung.

Demonstranten

Die Menschen, die gegen Al-Baschir und später gegen die militärische Übergangsregierung demonstrierten, kommen aus allen Gesellschaftsschichten. Getrieben wurden die Proteste jedoch von Lehrern, Ärzten und Professoren. Die traditionellen Oppositionsparteien waren weniger vertreten. Viele Demonstranten forderteten eine zivile Übergangsregierung und freie, faire Wahlen.

Saudi-Arabien und Vereinigte Arabische Emirate (VAE)

Schon vor dem Sturz Al-Baschirs hatten die Golf-Staaten enge Beziehungen mit dem Sudan - so wie jetzt auch mit dem militärischen Übergangsrat. Im Jemen kämpfen Tausende sudanesische Truppen an Saudi-Arabiens Seite. Das Königreich unterstützt das Land mit Hilfen in Milliardenhöhe und will seinen Einfluss nutzen, um die Entwicklungen im Sudan zu seinen Gunsten zu steuern. Es will die Verfechter eines konservativen Islam stärken und zugleich verhindern, dass sich das Land mit seinen Rivalen wie Katar und Türkei verbrüdert. Zudem wollen sie und die VAE ein Überspringen der Protestbewegung auf andere Länder verhindern.

Ägypten

Kairo und Khartum sind alte Verbündete. Zwar hat die Beziehung in den vergangenen Jahren etwas gelitten, vor allem wegen eines Streits über einen Staudamm, den Äthiopien auf dem Blauen Nil baut. Doch nun steht Ägypten weitgehend hinter der Militärführung im Sudan und mischt sich ordentlich ein: Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi hat derzeit den Vorsitz der Afrikanischen Union (AU). Ägypten will in dem Nachbarland vor allem Einfluss bewahren, auch um ein Auge auf die islamistische Bewegung der Muslimbrüder dort zu haben.

Die Lage im Sudan ist komplex. Nach dem Sturz des Präsidenten Omar al-Baschir im April verhandelten Militärführung und Opposition über die sich nun abzeichnende friedliche Machtübergabe. Kompliziert war es auch, weil viele Akteure mit unterschiedlichen Interessen mitmischen. Wer ist wer - und wer will was?

Militärführung

Der militärische Übergangsrat besteht aus mehreren ranghohen Mitgliedern verschiedener Sicherheitsorgane im Sudan, etwa der Streitkräfte, des Sicherheitsdienstes (NISS) und der Schnellen Einsatztruppen (RSF). Viele von ihnen hatten zuvor Verbindungen zur Regierung von Al-Baschir. Anführer Abdel Fattah Burhan war einst die Nummer drei der sudanesischen Streitkräfte. Allerdings ist der Rat keine geschlossene Einheit, diverse Akteure ringen um die Oberhand.

Schnelle Einsatztruppen (RSF)

Die RSF sind zwar eine Einheit der Streitkräfte, agieren aber mit viel Autonomie. Sie bestehen weitgehend aus der Dschandschawid - einer arabischen Miliz, die im Darfur-Konflikt brutal gegen die Bevölkerung vorgegangen ist. Chef Mohammed Hamdan Daglu ("Hemeti") ist die Nummer zwei im Übergangsrat.

Opposition

Die Deklaration für Freiheit und Wandel ist ein Bündnis von Oppositionsgruppen, das nach dem Beginn der Proteste im Dezember gebildet wurde. Ihm gehören politische Parteien und Gewerkschaften an, darunter die SPA, die Lehrer, Ärzte und Anwälte vertritt. Die Gruppierung sieht sich als Vertreter der Demonstranten und verhandelte mit dem Militär über eine Übergangsregierung.

Demonstranten

Die Menschen, die gegen Al-Baschir und später gegen die militärische Übergangsregierung demonstrierten, kommen aus allen Gesellschaftsschichten. Getrieben wurden die Proteste jedoch von Lehrern, Ärzten und Professoren. Die traditionellen Oppositionsparteien waren weniger vertreten. Viele Demonstranten forderteten eine zivile Übergangsregierung und freie, faire Wahlen.

Saudi-Arabien und Vereinigte Arabische Emirate (VAE)

Schon vor dem Sturz Al-Baschirs hatten die Golf-Staaten enge Beziehungen mit dem Sudan - so wie jetzt auch mit dem militärischen Übergangsrat. Im Jemen kämpfen Tausende sudanesische Truppen an Saudi-Arabiens Seite. Das Königreich unterstützt das Land mit Hilfen in Milliardenhöhe und will seinen Einfluss nutzen, um die Entwicklungen im Sudan zu seinen Gunsten zu steuern. Es will die Verfechter eines konservativen Islam stärken und zugleich verhindern, dass sich das Land mit seinen Rivalen wie Katar und Türkei verbrüdert. Zudem wollen sie und die VAE ein Überspringen der Protestbewegung auf andere Länder verhindern.

Ägypten

Kairo und Khartum sind alte Verbündete. Zwar hat die Beziehung in den vergangenen Jahren etwas gelitten, vor allem wegen eines Streits über einen Staudamm, den Äthiopien auf dem Blauen Nil baut. Doch nun steht Ägypten weitgehend hinter der Militärführung im Sudan und mischt sich ordentlich ein: Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi hat derzeit den Vorsitz der Afrikanischen Union (AU). Ägypten will in dem Nachbarland vor allem Einfluss bewahren, auch um ein Auge auf die islamistische Bewegung der Muslimbrüder dort zu haben.

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