Sie gewannen 1995 den Traumpaar-Wettbewerb des SonntagsBlick
Immer noch ein Traumpaar!

In den Neunzigerjahren bewegte der grosse Traumpaar-Wettbewerb des SonntagsBlick die Schweiz. Zehntausende junger Heiratswilliger machten mit. Wir haben das Gewinnerpaar von 1995 wieder getroffen – und endlich das Rezept einer glücklichen Ehe erhalten.
Publiziert: 23.03.2019 um 14:55 Uhr
|
Aktualisiert: 07.05.2019 um 15:06 Uhr
Der SonntagsBlick vom 23. April 1995 porträtiert Margot und Rolf Koch aus Ruswil LU. Sie gewannen den grossen SonntagsBlick-Traumpaar-Wettbewerb, der in den Neunzigern die Schweiz bewegte.
Foto: Philippe Rossier
1/6
Danny Schlumpf

He, Röfe, mir sind s Traumpaar!», titelte der SonntagsBlick am 23.  April 1995. Ein paar Tage zuvor war die Entscheidung gefallen: Margot und Rolf aus Ruswil LU ­waren die Gewinner des alljähr­lichen Traumpaar-Wettbewerbs, der in den Neunzigerjahren die Schweiz bewegte. «Niemand nennt mich Röfe», raunt Rolf Koch 24 Jahre später. Er schaut von der leicht vergilbten Zeitung auf, streicht sich durch den akkurat gestutzten Bart und schmunzelt. «Schon gar nicht meine Frau!» Margot Koch lacht, tischt Kaffee auf und öffnet das ­Foto-Album. «Es war eine tolle Zeit», schwärmt sie und strahlt ­ihren Mann an.

Von 1990 bis 1997 sponserte der SonntagsBlick jedes Jahr einem glücklichen Gewinnerpaar das Hochzeitskleid und Flitterwochen in den USA, Thailand, Hongkong oder Bali. Heiratswillige aus der ganzen Schweiz machten mit beim Traumpaar-Wettbewerb und schickten jeweils zu Jahresanfang ihre ­Bewerbung an die Redaktion des SonntagsBlick. Diese wählte anschliessend acht Paare für das Finale aus, in dem die Leser dann per Postkarten-Wahl das Traumpaar kürten.

Margot und Rolf, damals 25 und 26 Jahre alt, gehörten 1995 zu den auserwählten Paaren. Den Reportern gefiel ihre Geschichte: Beide waren in Ruswil zur Welt gekommen und hatten zusammen die Schule besucht. Mit 15 wurden sie ein Paar. Aber bis zur Hochzeit war es noch ein weiter Weg. Rolf musste viel Überzeugungsarbeit leisten, bis Margots Vater endlich ein Einsehen hatte und den beiden seinen Segen gab – unter einer Bedingung: Der junge Mann, der das Mittelfeld des FC Wolhusen dirigierte, musste zum FC Ruswil wechseln.

Rolf hielt auf dem Vulkan 
um Margots Hand an

Nach dem Transfer nahm Rolf seine Margot mit auf eine zehn­monatige Weltreise. Auf einem erloschenen Vulkan in Neuseeland hielt er schliesslich um ihre Hand an. «Lass uns heiraten», sagte er zu ihr. «Ich will nicht nochmals eine suchen.» Zwei Jahre später bewarben sie sich beim SonntagsBlick für den Traumpaar-Wettbewerb. Warum? Rolf holt tief Luft, hält inne und dreht sich fragend zu seiner Frau. Diese neigt charmant den Kopf und zuckt salopp mit den Schultern. «Weil uns alle sagten: Ihr seid einfach ein Traumpaar, macht doch mit!»

Erfunden hatte den Wettbewerb der damalige SonntagsBlick-­Reporter Martin Schuppli (64). Zusammen mit dem Fotografen Bruno Torricelli (72) besuchte er die acht Final-Paare zu Hause und porträtierte sie. «Einige von ihnen waren so aufgeregt, dass sie uns nicht einmal Wasser anboten», erinnert er sich. «Es gab aber auch besonders Eifrige, die uns mit einer riesigen Käse- und Fleischplatte begrüssten.»

Anschliessend begleiteten der Reporter und der Fotograf die Paare fürs Fotoshooting ins Disneyland Paris. «Ein Highlight», erinnert sich Martin Schuppli. Und auch für Margot und Rolf war es ein unvergessliches Erlebnis: Drei Tage lang umsorgt und zurechtgemacht zu werden, sei einfach herrlich gewesen, schwärmt die Coiffeuse und fährt sich lächelnd durch die langen blonden Haare. Ihr Mann blickt verträumt aus der offenen Stube in den gepflegten Garten. «Es gab eine Rodeo-Show, wir trugen alle Cowboy-Hüte. Die Stimmung war ­super.» Im Album zeigt Margot auf einen Mickey-Mouse-Darsteller, der fürs Foto posierte. Dann fällt ihr Blick auf die Schöne und das Biest. Sie lacht laut auf. Die Touristen hätten sie damals mit der Schönen verwechselt, als sie im Hochzeitskleid neben dem Biest stand. «Sogar Autogramme musste ich geben!»

Über 3000 Leser gaben Margot und Rolf ihre Stimme

12 000 Leser schickten im Frühling 1995 Postkarten an die SonntagsBlick-Redaktion. Auf über 3000 von ihnen standen Margots und Rolfs Namen. Damit hätten sie nie gerechnet, ruft Margot aus der ­Küche, kommt mit Pralinen zurück und schmunzelt: «Aber etwas dafür getan haben wir schon.» Sie erzählte sämtlichen Kundinnen im Coiffeursalon vom Wettbewerb. Er arbeitete bei der Luzerner Schifffahrtsgesellschaft, die auf ­ihren Booten Werbung für das Paar machte. Auch den Volleyballverein und den Fussballklub spannten sie damals ein. Schliesslich kamen Postkarten aus ganz Ruswil, wo die beiden aufgewachsen waren, wo sie später ihr schickes Haus bauten und wo sie heute noch ­leben.

Die Wahl verlief nicht immer so glatt wie bei Margot und Rolf. Reporter Schuppli erinnert sich hände­ringend an ein Paar aus Chur, das zu den Gewinnern erklärt wurde. Kurz nachdem er sie informiert hatte, tauchte plötzlich eine Kiste verloren gegangener Postkarten auf. Nach erneuter ­Zählung waren die Churer nur noch Zweite. Und Schuppli musste es ­ihnen persönlich beibringen. «Sie fanden es überhaupt nicht ­lustig, haben mich richtig zusammengeschissen!»

Am 12. August 1995 gaben sich Margot und Rolf in der Pfarrkirche Ruswil das Jawort. Mit einem ­Gospel-Chor und vielen Freunden, die den beiden Spalier standen. Dann reisten sie zusammen mit 
dem SonntagsBlick-Team nach Orlando ins Disneyworld. «Glaskutsche, Mickey und Minnie, der ganze Vergnügungspark – das war ­super», sagt Rolf. Und schiebt ­augenzwinkernd nach: «Aber die ganze Sache war in erster Linie für die Braut.» Hat es Margot denn genossen? «Es war mega!», platzt es 
aus ihr heraus. Sie zupft sich die elegante Bluse zurecht und strahlt übers ganze Gesicht. Für sie als Vollblut-Fan von Mickey und ­Minnie sei Disneyworld ein Riesen­erlebnis gewesen. Damals war sie bereits im sechsten Monat schwanger. Beschwerlich war es nicht. Das Kleid war halt einfach ein bisschen eng. Und nachdem sie Florida 
in vollen Zügen genossen hatten, mieteten Margot und Rolf ein Auto und fuhren hinauf bis nach New York. «Es war richtig romantisch», blicken sie unisono zurück.

Sie kommen aus dem Feiern nicht mehr heraus

Sind die beiden immer noch so glücklich wie vor 24 Jahren? Sie nicken resolut, stellen aber auch klar: Für eine glückliche Beziehung müsse man etwas tun. Was ist denn das Geheimnis ihrer Ehe? «Wir sprechen uns immer aus», erläutert er, «begegnen uns mit Respekt, teilen den gleichen Humor und lassen dem anderen genügend Freiraum.» Und Margot betont, ihr sei stets wichtig gewesen, auch nach der Heirat selbstbestimmt zu bleiben. «Doch was unsere Ehe erst wirklich perfekt macht, sind unsere beiden Söhne», sagt sie, dreht sich um und schliesst Kevin (22) in die Arme, der gerade zur Tür hereinspaziert. Er war damals mit ­dabei in Margots Bauch.

Im Mai wird der jüngere Sohn Tim (21), der das ­Reise-Gen der Eltern geerbt hat, aus Sri Lanka zurück sein. Dann feiern alle zusammen Margots Fünfzigsten. Und im Jahr darauf steigt schon die nächste grosse ­Party: Silberne Hochzeit! Margot und Rolf sind sich einig: Irgendwann wollen sie noch einmal zurück nach Florida. Noch einmal an den Ort, an dem sie sich wie im siebten Himmel fühlten. Als sie das Traumpaar der Nation waren. Und wenn man die beiden heute so sieht, wie es immer noch funkelt, wenn sie sich in die Augen schauen, ist klar: Ein Traumpaar sind Margot und Rolf noch ­immer!

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?