Schweizer Meteorologe widerspricht dem Panik-Wetterbericht
Ami-Alarm ist nur heisse Luft

Es klingt nach Wetter-Extrem: Im nächsten Sommer gibts laut einem Panik-Bericht Hitzewellen, Dürren und Temperaturen von bis zu 40 Grad. Auch in der Schweiz. Ein Schweizer Meteorologe erklärt, was man von dieser Vorhersage glauben kann.
Publiziert: 27.05.2019 um 08:15 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2024 um 00:05 Uhr
Eine Langzeitprognose aus Amerika sagt voraus, dass es in diesem Jahr wieder einen Extremsommer geben wird.
Foto: AccuWeather
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Petar Marjanovic

Hitzewelle, Dürre und ganz viel Sonne: Glaubt man dem US-Wetterdienst AccuWeather, dann wird Europa schon wieder einen Extremsommer erleben. Das Thermometer soll auf 38 bis 40 Grad ansteigen. Für die Schweizer Wälder wurde gar eine hohe Waldbrandgefahr prognostiziert.

Der Panik-Bericht sorgte für Aufruhr. Doch schlagen die Amerikaner zu Recht Alarm? Nein, sagt der Schweizer Meteorologe Stefan Scherrer von Meteonews. «Das, was die Amerikaner da schreiben, ist höchst spekulativ!», kritisiert er auf Anfrage von BLICK.

Sommer könnte ins Wasser fallen

Ein seriöser Meteorologe konzentriere sich auf die Prognose für die nächsten fünf bis zehn Tage, dabei sei die Genauigkeit recht hoch. Was darüber hinausgeht, grenze an Glaskugelei. «Das ist meteorologisch gesehen nur heisse Luft», sagt Scherrer.

Einerseits würden amerikanische Wetterfrösche mit ungenaueren Daten zu Europa operieren. Andererseits, und das ist für Scherrer der wichtigere Grund, könne man meteorologisch gar nicht so weit in die Zukunft schauen. «Es kann gut sein, dass es eine Hitzewelle gibt. Möglich ist aber auch, dass die Sommermonate komplett ins Wasser fallen und uns kaum einen Baditag bescheren.»

Armee-Helis für durstige Alpkühe

Sind Langzeitprognosen also Humbug? Scherrer erinnert an den Unterschied zwischen Wetter und Klima. «Wenn wir diesen Sommer erneut eine Hitzewelle erleben, dann kann man das nicht einfach auf die Klimaerwärmung schieben.» Besonders warme Sommer gab es nämlich schon früher.

«Von einer Erwärmung des Klimas spricht man dann, wenn sich Hitzewellen besonders häufen. Und genau das konnten wir in den letzten Jahren beobachten: Wir erlebten eine Serie überdurchschnittlich warmer Sommer», erklärt Scherrer. 

Ein Superpuma der Schweizer Armee beliefert die Alp Oberbätruns bei Schänis SG mit Wasser.
Foto: KEYSTONE/Ennio Leanza)
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So etwa letztes Jahr: In vielen Kantonen herrschte wochenlang Feuerverbot. Schweizerinnen und Schweizer schwitzten, die Bauern klagten über Ernteausfälle. Heiss hatten es auch die Tiere: Mehrmals musste die Armee mit Helikoptern durstige Alpkühe mit Wasser versorgen.

Hitzewellen in der Klimakrise

In der Forschung ist unbestritten, dass Hitzewellen Symptome der Klimakrise sind. In einem Sonderbericht des Weltklimarats heisst es, dass weltweit massive ökologische Anstrengungen nötig sind, um die Folgen der globalen Erwärmung kleinzuhalten. 

Die Klimakrise beschäftigt auch viele Menschen in der Schweiz. Das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie teilte am Sonntag mit, dass man einige Anrufe zum amerikanischen Panikbericht erhalten habe.

Und was sagen die Meteorologen des Bundes in ihrer Langzeitprognose? In der Nordostschweiz und im Tessin gehen sie von einem eher wärmeren Sommer aus. Aber auch bei dieser Vorhersage heisst es, dass die Aussagekraft nur «beschränkt» sei.

Schweizer Wetter-Ticker

Ob Sonne oder Regen, ob laues Lüftchen oder Sturm: Blick liefert dir immer die aktuellsten Wetter-Updates.

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Die 5 Hitze-Verlierer

Bauarbeiter

Eisenleger, Maurer und Strassenbauer leiden extrem unter der Hitze. «Es ist wichtig, dass sie in der Pause ein Schattenplätzchen aufsuchen können», sagt François Clément von der Gewerkschaft Unia zu BLICK. «Und es braucht auf jeder Baustelle frisches Wasser direkt am Arbeitsplatz.»

Hunde

Das Auto kann für Hunde zur Todesfalle werden, wie Tierschützerin Susy Utzinger sagt. «Den Hund niemals im Auto warten lassen. Das Auto heizt sich innert weniger Minuten auf.» Und: Bei diesen heissen Temperaturen sollte vermieden werden, dass der Wauwau auf Asphalt laufen muss. «Schon bei einer Lufttemperatur von 25 Grad kann sich der Boden auf 52 Grad erhitzen und die Pfoten ernsthaft verletzen.»

Kinos

Wenn es heiss ist, tun die Leute alles, nur nicht ins Kino gehen. «Das aktuelle Wetter hat auf jeden Fall einen negativen Einfluss auf die Kinobesuche in der Schweiz», sagt René Gerber von Procinema. In den USA sei es genau umge kehrt: «Dort flüchten die Menschen vor der Hitze in die Kinos.»

Landwirtschaft

«Mais stirbt ab, Gras verdorrt, die Tiere haben kein Futter mehr», sagt Sandra Helfenstein vom Bauernverband. Bis jetzt halte sich der Schaden zwar noch in Grenzen. Aber es ist weiterhin kein Regen in Sicht «Die Wetterprognosen machen uns grosse Angst. Den Bauern drohen existenzielle Verluste», so Helfenstein.

Wälder

Ist es heiss und trocken, herrscht Waldbrandgefahr. «Es entstehen direkte Schäden an Bäumen – oder sie erleiden Wachstumseinbussen», sagt Roberto Bolgè vom Bundesamt für Umwelt. Gleichzeitig seien die Bäume gegen Parasiten empfindlicher, weil sie wegen Hitze und Trockenheit geschwächt würden.
 

Bauarbeiter

Eisenleger, Maurer und Strassenbauer leiden extrem unter der Hitze. «Es ist wichtig, dass sie in der Pause ein Schattenplätzchen aufsuchen können», sagt François Clément von der Gewerkschaft Unia zu BLICK. «Und es braucht auf jeder Baustelle frisches Wasser direkt am Arbeitsplatz.»

Hunde

Das Auto kann für Hunde zur Todesfalle werden, wie Tierschützerin Susy Utzinger sagt. «Den Hund niemals im Auto warten lassen. Das Auto heizt sich innert weniger Minuten auf.» Und: Bei diesen heissen Temperaturen sollte vermieden werden, dass der Wauwau auf Asphalt laufen muss. «Schon bei einer Lufttemperatur von 25 Grad kann sich der Boden auf 52 Grad erhitzen und die Pfoten ernsthaft verletzen.»

Kinos

Wenn es heiss ist, tun die Leute alles, nur nicht ins Kino gehen. «Das aktuelle Wetter hat auf jeden Fall einen negativen Einfluss auf die Kinobesuche in der Schweiz», sagt René Gerber von Procinema. In den USA sei es genau umge kehrt: «Dort flüchten die Menschen vor der Hitze in die Kinos.»

Landwirtschaft

«Mais stirbt ab, Gras verdorrt, die Tiere haben kein Futter mehr», sagt Sandra Helfenstein vom Bauernverband. Bis jetzt halte sich der Schaden zwar noch in Grenzen. Aber es ist weiterhin kein Regen in Sicht «Die Wetterprognosen machen uns grosse Angst. Den Bauern drohen existenzielle Verluste», so Helfenstein.

Wälder

Ist es heiss und trocken, herrscht Waldbrandgefahr. «Es entstehen direkte Schäden an Bäumen – oder sie erleiden Wachstumseinbussen», sagt Roberto Bolgè vom Bundesamt für Umwelt. Gleichzeitig seien die Bäume gegen Parasiten empfindlicher, weil sie wegen Hitze und Trockenheit geschwächt würden.
 

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