Schweizer System als Vorbild
Jetzt kommt das europäische Twint

Das neue europäische Bezahlsystem Wero der European Payments Initiative (EPI) ist gestartet. Ein Vorbild ist das schweizerische «Twint».
Publiziert: 02.07.2024 um 08:21 Uhr
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Aktualisiert: 02.07.2024 um 16:25 Uhr
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SDASchweizerische Depeschenagentur

Nutzerinnen und Nutzer von Wero benötigen im Gegensatz zu einer herkömmlichen Überweisung keine 22-stellige Kontonummer (IBAN) des Empfängers. Stattdessen kann man für die Geldübertragung in Echtzeit eine Mobiltelefonnummer oder E-Mail-Adresse nutzen. Echtzeit bedeutet, dass das Geld innerhalb von zehn Sekunden auf dem Konto der Empfängerin oder des Empfängers gutgeschrieben wird. Ab 2025 soll man mit Wero auch online und ab 2026 im Einzelhandel bezahlen können.

Zum Wero-Start ist auch die belgische Bank KBC mit dabei. Weitere Partnerbanken aus den Niederlanden und Frankreich sollen folgen. Bislang nicht an Bord sind dagegen die Deutsche Bank, ihre Tochter Postbank sowie die ING-Bank. Hier erwarten Experten aber einen Start noch in diesem Jahr. Aussen vor sind dagegen die Commerzbank und Neo-Banken wie N26, die sich nicht an der EPI und Wero beteiligen.

Twint zeigt sich derweil wenig beeindruckt. «Wir freuen uns sehr, dass die Vorreiterrolle der Schweiz in Sachen Mobiles Bezahlen auch im Ausland wahrgenommen wird», erklärt Sprecher Ettore Trento. Man beobachte den Start von Wero gespannt. Da dieser aber stark nach EU-Regulierungen handelt, hat das auf die Schweiz und die Beliebtheit von Twint vorerst keinen Einfluss.

Auch Deutschland und Belgien erhalten nun ein Smartphone-Bezahlsystem à la Twint. (Symbolbild)
Foto: CHRISTIAN BEUTLER

Paroli gegen die USA

Wero wird von der European Payments Initiative (EPI) betrieben, einem Gemeinschaftsunternehmen von 14 Banken und zwei Zahlungsfirmen. Die Partner wollen damit gegen grosse US-Finanzkonzerne wie Mastercard, Visa und Paypal antreten. Ausserdem soll der Vormarsch von Apple Pay und Google Pay gestoppt werden. Ein Vorbild ist die Smartphone-Bezahllösung Twint aus der Schweiz, die hierzulande sehr populär ist.

«Wero wird die europäische Souveränität im Zahlungsverkehr stärken», sagte Joachim Schmalzl, Vorstand im Sparkassenverband DSGV und Aufsichtsratsvorsitzender von EPI. «Bisher haben wir in Europa kein eigenes gemeinsames Zahlverfahren.»

Selbst starke nationale Verfahren wie die Girocard in Deutschland oder die Carte Bancaire in Frankreich seien bei grenzüberschreitenden Zahlungen auf aussereuropäische Anbieter angewiesen, betonte Schmalzl. «Wero wird diese Abhängigkeit nachhaltig und langfristig beenden, indem es hier eine europäische Alternative bietet und damit auch die Wertschöpfung im Bereich Zahlungsverkehr innerhalb Europas hält.»

Die Kundinnen und Kunden der Sparkassen und Genossenschaftsbanken müssen zum Ausprobieren von Wero keine neue App auf ihrem Smartphone installieren, sondern können die Funktion in ihrer Banking-App aktivieren. Wer über Wero nicht nur Geld senden, sondern auch empfangen möchte, muss zudem eine Mobilfunknummer oder E-Mail-Adresse in der Banking-App hinterlegen.

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