Zeugen über ICE-Kindermörder von Frankfurt
Habte A. (40) wirkte «entschlossen», als er Bub (†8) in den Tod stiess

Der ICE-Kindermörder Habte A. (40) hat vor eineinhalb Wochen mit seiner Wahnsinnstat am Frankfurter Hauptbahnhof die Welt geschockt. Jetzt wurden neue Details zur Tat bekannt.
Publiziert: 07.08.2019 um 15:56 Uhr
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Aktualisiert: 19.08.2020 um 16:49 Uhr
Habte A. wird in den Gerichtssaal des Frankfurter Landgerichts gebracht.
Foto: keystone-sda.ch
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Die Tat vom ICE-Kindermörder Habte A.* (40) hat vor eineinhalb Wochen die Welt geschockt (BLICK berichtete). Der Eritreer hat am Montagmorgen, 29. Juli, am Frankfurter Hauptbahnhof eine Mutter (40) und ihren Sohn (†8) vor einen Zug geworfen.

Die Mutter konnte sich in letzter Sekunde vor dem auf Gleis 7 einfahrenden ICE 529 retten. Doch der Bub hat keine Chance, wird vom ICE erfasst. Der Achtjährige stirbt. Habte A. wird nur wenige Minuten nach der Wahnsinnstat an einer Bushaltestelle südlich des Bahnhofs von Passanten gestellt und anschliessend von der Polizei verhaftet.

Habte A. reiste ohne Papiere und Handy nach Frankfurt

Neun Tage sind seither vergangen. Der Grund für das grausame Verbrechen ist weiter unklar. «Der Beschuldigte hat sich bislang nicht zu einem Motiv geäussert», sagt Oberstaatsanwältin Nadja Niesen zu BLICK. Vergangenen Freitag wurde A. dem Haftrichter vorgeführt. Seither sitzt er in Untersuchungshaft. Zur Tat schweigt der Kindermörder nach wie vor.

Jetzt wurden jedoch neue Details zum Fall bekannt. So soll der Eritreer weder Handy noch Papiere bei sich gehabt haben, wie die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» berichtet. Möglicherweise wollte A. so seine wahre Identität verschleiern. Denn nach dem Eritreer wurde wegen des Angriffs auf seine Ehefrau und eine Nachbarin gefahndet.

ICE-Kindermörder hat «ruhig und entschlossen gehandelt»

Zudem soll Habte A. bereits einige Tage vor der Tat mit dem Zug via Basel nach Frankfurt gereist sein. Der Eritreer selbst soll angegeben haben, dass er auf der Strasse geschlafen und keine feste Bleibe gehabt habe. Einem Zeugen fiel A. in dieser Zeit auf, weil er Selbstgespräche führte.

Dieses Bild deckt sich mit der Psycho-Akte von Habte A., denn der Eritreer soll an Paranoia leiden. Er war wegen Wahnvorstellungen in psychiatrischer Behandlung und seit Januar krankgeschrieben.

Als Habte A. den Buben vor den Zug stiess, soll er «ruhig und entschlossen gehandelt» haben, wie aus der Vernehmung von Zeugen hervorgeht. Demnach soll sich der Kindermörder schon länger am Gleis 7 aufgehalten haben, bevor er zur Tat schritt.

Überwachungskamera am Gleis 7 war defekt

Die Zeugen-Aussagen sind für die Ermittlungen von grosser Bedeutung. Denn wie «Focus Online» aus Sicherheitskreisen erfahren hat, war die Überwachungskamera, die das Geschehen auf dem besagten Gleis hätte aufzeichnen sollen, defekt. Und eine zweite Kamera sei einzig auf die Reisehalle des Kopfbahnhofs ausgerichtet gewesen.

Gegen den Eritreer wird wegen Mordes und zweifachen Mordversuchs ermittelt. Denn auch eine Seniorin (78) hatte er versucht, vor denselben ICE zu stossen – doch die Frau überlebte, verletzte sich beim Sturz auf dem Perron.

Ermordeter Bub (†8) war stolz auf sein riesiges Baumhaus

Die Trauer um den ermordeten Buben ist nach wie vor ungebrochen. In seiner Heimat in einem Dorf im Hochtaunuskreis herrscht Bestürzung. Laut dem Fernsehsender RTL wird der Junge als lebhaft und sehr freundlich beschrieben.

Der Achtjährige soll mit sehr viel Liebe grossgezogen worden sein. Im Garten habe er zusammen mit seinem Vater ein riesiges Baumhaus gebaut, von dem er jedem im Dorf stolz erzählt habe.

Im Internet ist die Hilfsbereitschaft gegenüber der Familie des ermordeten Buben riesig. Bei einer Crowdfunding-Sammelaktion wurden bisher über 100'000 Euro – umgerechnet rund 110'000 Franken – gesammelt. (rad)

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