Finanzkontrolle fand Probleme mit Ärzte-Honoraren
Zürcher SP-Stadträtin Claudia Nielsen tritt kurz vor Wahlen zurück

Die Zürcher Gesundheitsvorsteherin Claudia Nielsen tritt bei den Erneuerungswahlen vom 4. März überraschend nicht mehr an. Die SP-Politikerin hat ihren Verzicht am Mittwoch an einer kurzfristig anberaumten Medienkonferenz bekannt gegeben.
Publiziert: 07.02.2018 um 12:36 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 17:12 Uhr

Ein Paukenschlag mitten im Wahlkampf: Die Zürcher Stadträtin Claudia Nielsen (56) verzichtet auf eine weitere Kandidatur. Das hat die SP-Politikerin heute bei einer Pressekonferenz gesagt.

Nielsen war in den vergangenen Monaten wegen ihrer Spitälerstrategie und ihrer Personalpolitik in die Kritik geraten. Dies sei zwar unangenehm gewesen: «Aber wer austeilt, muss auch einstecken können», sagte die 56-Jährige vor den Medien. Trotz Kritik hätte sie sich der Wiederwahl stellen wollen: «Die Wähler haben in unserem System das letzte Wort.»

Wurde vom eigenen Rückzug überrascht: Auf ihrer Homepage preist sich Claudia Nielsen noch als Stadtratskandidatin an.

Übernimmt politische Verantwortung

Nun sei sie aber mit einem anderen Thema konfrontiert, das die Ausgangslage verändert habe. «Letzte Woche ist das Stadtspital Triemli von der städtischen Finanzkontrolle über fragwürdige Verbuchungen und Verwendungen von ärztlichen Honoraren informiert worden.» Offenbar seien in den vergangenen Jahren, ja Jahrzehnten reglementswidrige Verbuchungen gemacht worden.

SP-Stadträtin Claudia Nielsen hat heute überraschend den Rückzug ihrer Kandidatur bekanntgegeben.
Foto: Keystone

Laut Nielsen soll die Stadtkasse nicht geschädigt, sondern entlastet worden sein. «Zwar gehe ich davon aus, dass kein böser Wille zu beklagen ist, sondern Pflicht- und Reglementsverletzungen im finanziellen Bereich.» Doch übernehme sie nun mit ihrem Verzicht auf die Wiederwahl die politische Verantwortung.

Vom eigenen Rückzug überrascht

Nielsens Rückzug kam wohl überraschend - für alle. Auf ihrer Website «claudianielsen.ch» kämpft sie auch am Mittwochnachmittag immer noch um einen Sitz im Stadtrat: «Es freut mich bekannt zu geben, dass ich mich entschieden habe 2018 wieder als Stadträtin anzutreten. In diesem Amt stehe ich dafür ein, dass die Stadt Zürich Gesundheitsversorgung und Unterstützung im Alter für alle bietet. Für die anstehenden Weichenstellungen bin ich bereit. Über Ihre Unterstützung für eine weitere Amtsdauer freue ich mich!»

Nielsen wurde 2010 in den Zürcher Stadtrat gewählt und übernahm das Gesundheits- und Umweltdepartement. Zuvor sass die heute 56-Jährige von 1994 bis 2010 im Stadtparlament. Die laufende Legislatur will sie nun noch abschliessen. (SDA)

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