Jetzt redet die Familie von Omar M. (42)
«Mein Bruder wurde 6-mal getroffen»

Es grenzt an ein Wunder, dass Omar M.* (42) noch lebt, nachdem er am vergangenen Sonntagmorgen mit einem Metzgermesser auf Polizisten zurannte und in der Folge 13 Mal auf ihn geschossen wurde. Jetzt äussert sich dessen Familie erstmals zur Tat.
Publiziert: 30.12.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 23:24 Uhr
Von Michael Sahli

Gestern Abend im Universitätsspital Zürich: Zum ersten Mal darf die Familie des äthiopischen Messer-Angreifers von Zürich-Wiedikon auf Patientenbesuch kommen. Im Wartebereich treffen sich der Bruder* (58) von Omar M.* (42) und dessen Ehefrau Hayat (36). Die Frau weint bitterlich: «Ich habe bisher überhaupt keine Neuigkeiten über den Gesundheitszustand meines Mannes bekommen. Ich habe keine Ahnung, ob er überleben wird.»

Als die Familie aus dem Krankenzimmer zurückkehrt, gibt es Gewissheit. Der Bruder von Omar M. sagt zu BLICK: «Laut dem Arzt wurde er von sechs Kugeln getroffen! Drei gingen in die Arme, zwei in den Magenbereich und eine ins Bein.»

Trotz der sechs Kugeln im Körper wird der Messer-Mann voraussichtlich überleben. Der Bruder: «Er hatte unglaubliches Glück. Es wurden keine lebenswichtigen Organe verletzt.»

Omar M. (42) fuchtelte mit einem Messer herum. Die Polizei schoss mehrmals, sechs Kugeln trafen ihn.
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Ansprechbar war Omar M. nicht: «Er steht unter starken Medikamenten», heisst es von der Familie. Ehefrau Hayat versteht einfach nicht, wie es am frühen Sonntagmorgen überhaupt zu dem blutigen Zwischenfall kommen konnte: «Omar hat am Samstagabend das Haus verlassen. Wo er in der Nacht war, weiss ich nicht.»

Fakt ist: Omar M. hat schwere psychische Probleme. Laut seinem Umfeld ist er auf starke Medikamente angewiesen und in Behandlung. Sein Freund Sentayue Tirahun (38) hat ihn am Samstagnachmittag getroffen: «Er war sehr unruhig. Ich merkte gleich, dass er wieder einen Schub hat.»

Omar M. wohnt seit 14 Jahren in der Schweiz und arbeitete lange Jahre als Koch. Seit etwa vier Monaten ist er arbeitslos. Und hadert laut seinem Freund Sentayue mit dem Leben hier: «Er ist seit Jahren nur vorläufig aufgenommen. Die Unsicherheit belastet ihn stark.»

Das Messer, mit dem Omar M. offenbar die Poli­zisten angriff, will sein Frau noch nie zuvor gesehen haben: «Ich glaube, das besass er erst seit dieser Nacht», sagt sie. Und: Nur Stunden nach den Schüssen habe die Polizei am Wohnort in Zürich-Oerlikon eine Hausdurchsuchung durchgeführt: «Gefunden wurde nichts», sagt die Ehefrau.

Etwas ist der Familie und den Freunden von Omar M. besonders wichtig: «Er ist zwar gläubiger Muslim und hat gegenüber den Polizisten vielleicht auch ‹Allahu akbar› geschrien, ein Terrorist aber ist Omar garantiert nicht», beteuert sein Freund Sentayue Tirahun. Und weiter: «13 Kugeln gegen ein Messer, das ist einfach nur Polizeigewalt.»

* Namen der Redaktion bekannt

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