Fall nach 12 Jahren wieder aufgerollt
Kettensägen-Angreifer von Dielsdorf ZH sitzt in U-Haft

In der Nacht auf den 1. Mai 2007 wurde ein Reinigungsarbeiter im McDonald's in Dielsdorf ZH von zwei Unbekannten mit einer Kettensäge angegriffen. Von den Tätern fehlte jede Spur. Bis jetzt.
Publiziert: 09.03.2019 um 09:01 Uhr
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Aktualisiert: 11.03.2019 um 15:52 Uhr

Die Erinnerungen an die Attacke verfolgen Albaro D.* (55) seit zwölf Jahren. Zwei Maskierte attackierten im Jahr 2007 den damals 43-Jährigen mit einer Kettensäge. Seitdem ist seine Hand teilweise gelähmt, die Schmerzen in den Schultern und Armen verschwanden nie. Gerechtigkeit hat Albaro D. nicht erfahren. Die Täter wurden nie gefunden. Nun hat die Polizei eine heisse Spur.

Eine Aufzeichnung im Frühling 2017 lieferte den entscheidenden Hinweis, wie die «Schweiz am Wochenende» berichtet. Wegen Verdachts auf kriminelle Aktivitäten hatten Ermittler eine Wanze im Auto eines jungen Zürchers installiert.

Er erzählte von einem Verbrechen, das er mit 15 Jahren gemeinsam mit seinem Stiefvater verübt habe: Die Kettensäge-Attacke auf Albaro D. Im Oktober 2018 verhaftete die Staatsanwaltschaft Vater und Sohn. Bei der Einvernahme bestätigte der junge Mann seine Aussage. Auch der Vater sagte im Verhör, sein Sohn habe das Delikt begangen. Jedoch mit einem anderen Komplizen.

Hier attackierte das Duo den Putzmann – im McDonalds in Dielsdorf.
Foto: Google Street View
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Er hinterliess eine kilometerlange Blutspur

Die Bluttat geschah in der Nacht auf den ersten Mai 2007. Albaro D. putzte nach Mitternacht die McDonald's-Filiale in Dielsdorf ZH. Plötzlich hörte er ein Klopfen am Hintereingang. Er öffnete. Zwei Männer, beide vermummt, standen mit Kettensäge vor ihm, liessen den Motor aufheulen. Sie verlangten Geld.

Doch Albaro D. kannte als Putzkraft den Code zum Tresor nicht. Dann gingen die Maskierten auf ihn los, schnitten ihm ins Gesicht, die Unterarme, die Brust. Mit letzter Kraft schleppte er sich einen Kilometer weit in ein Pub – und hinterliess eine Blutspur. Dort hole ihn die Sanität ab. Den Ärzten gelang es, sein Leben zu retten.

Die Polizei eröffnete ein Verfahren. Doch die Ermittlungen wurden nach einem Jahr eingestellt. Es folgten Diskussionen um das Motiv der Tat: Zunächst behauptete Albaro D., die Männer hätten ihn wegen seiner dunklen Hautfarbe angegriffen. Der Verdacht konnte jedoch nicht erhärtet werden.

Vater drohen mindestens fünf Jahre Haft

Jetzt geht die Staatsanwaltschaft von einem anderen Motiv aus: Geld. Der Stiefvater, welcher gemäss «Schweiz am Wochenende» unter «dringendem Tatverdacht» steht, sitzt noch in Untersuchungshaft. Ihm drohen mindestens fünf Jahre Haft.

Die Uhr tickt, denn Taten, die mit mehr als drei Jahren Freiheitsstrafe bestraft werden, verjähren nach 15 Jahren. Den Ermittlern bleiben also noch drei Jahre Zeit. Der Sohn wurde bereits wieder entlassen. Da er die Tat als Minderjähriger begangen hatte, gilt gemäss Jugendstrafrecht nur eine Frist von fünf Jahren. Die ist längst abgelaufen.

Trotzdem ist die Staatsanwaltschaft Zürich optimistisch, den Fall demnächst endlich aufklären zu können. Albaro D. möchte nur noch vergessen. In einer Einvernahme fragten ihn die Ermittler: «Haben Sie vor jemandem Angst?» Albaro D. antwortete: «Ich habe jetzt vor jedem Menschen Angst.» (hah)

* Name der Redaktion bekannt

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