Überwachungsvideo zeigt einen der Selbstmordattentäter
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Terror in Sri Lanka:Überwachungsvideo zeigt einen der Selbstmordattentäter

Ehepaar und Tochter (†12) sterben bei Anschlägen in Colombo
Schweizer Terror-Opfer führte Schule für arme Kinder auf Sri Lanka

Bei den Anschlägen auf Sri Lanka verloren über 300 Menschen ihr Leben – darunter auch ein Ehepaar und die Tochter (†12) aus Uster. Die Frau hatte auf der Insel eine Schule für arme Kinder gegründet.
Publiziert: 24.04.2019 um 21:04 Uhr
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Aktualisiert: 30.04.2019 um 10:04 Uhr
Helena Schmid, Dominique Rais

Gisela M. (†48) wollte tamilischen Kindern in Sri Lanka eine Zukunft bieten. Vor einem Jahr legte sie den Grundstein für die Sawariappa-Schule bei Gampola, im Zentrum der Insel. Das Internat sollte 30 Schüler beherbergen. Jetzt ist die engagierte Mutter aus Uster ZH tot.

Im Cinnamon Grand Hotel verloren Max* (†65), Ehefrau Gisela und ihre Tochter Maja* (†12) ihr Leben. Die Familie fiel einem der acht Selbstmord-Attentate am Ostersonntag zum Opfer.

Hier spaziert ein Attentäter ins Shangri-La-Hotel
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Terror-Anschläge in Sri Lanka:Hier spaziert ein Attentäter ins Shangri-La-Hotel

«Ich habe angerufen, keiner ging ran»

Eine Cousine der Schweizerin, die Niederländerin Annewies van Vlijmen, ist fassungslos. Sie habe an jenem Tag Nachrichten geschaut. «Dann habe ich Gisela angerufen, um sie zu informieren. Doch keiner ging ran», erzählt sie dem niederländischen Portal «AD.nl».

Bei den Anschlägen ums Leben gekommen: Gisela M., ihr Ehemann Max* und Tochter Maja* (†12).
Foto: ZVG
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Als van Vlijmen Giselas Tochter in der Schweiz anruft, herrscht traurige Gewissheit: Das Paar und ihr jüngstes Kind sind tot. Die Niederländerin erinnert sich: «Meine Cousine war eine so einfühlsame Frau. Und ihre Tochter Maja umarmte mich immer, sobald sie mich sah. Ein glückliches, süsses Mädchen.»

Reiste nach Sri Lanka, um Verwandte zu suchen

Gisela M. wuchs in Sri Lanka auf, im Alter von sechs Jahren wurde sie von einem niederländischen Paar adoptiert, das in der Schweiz lebte. Sie ist Doppelbürgerin, Schweizerin und Niederländerin.

2011 reiste die Mutter nach Sri Lanka, um ihre Geschwister zu suchen. In Gampola wurde sie fündig. Dem «Zürcher Oberländer» erzählte sie letztes Jahr von der Reise: «Meine sechs Geschwister schufteten alle auf einer Teeplantage, konnten weder lesen noch schreiben.»

Gisela M. wollte helfen – ihren Geschwistern und den anderen Armen im Dorf. Sie kam auf die Idee, eine Schule zu gründen, sammelte Geld – unter anderem mit dem Sawariappa Social Shopping Shop, einem kleinen Laden in Uster, in dem sie Mode aus Sri Lanka verkaufte.

Blumen, Kerzen und Trauer in der Nachbarschaft

Ein Augenschein vor Ort: Der Laden liegt in einem ruhigen Wohnquartier. Sechs Tage die Woche hat der Shop eigentlich geöffnet. Nicht aber am Donnerstag. An der Eingangstüre hängt ein Schild mit den Worten «Wir haben geschlossen». 

Im Haus direkt neben dem Shop hat die Familie gewohnt. Kerzen wurden angezündet, Blumen niedergelegt und ein Herz aus Teelichtern aufgestellt. In der Nachbarschaft ist man über den Tod der Familie bestürzt: «Wir sind in grosser Trauer», sagt eine Bekannte.

Tochter und Mann waren erst angereist

Gisela M. reiste regelmässig nach Sri Lanka, besuchte ihr Herzensprojekt, nach dem am 3. April 2018 der Grundstein der «Schule für die Ärmsten» gelegt wurde. Ein Jahr danach, war sie nun erneut in ihrer srilankischen Heimat. Am Osterwochenende reiste sie in die Hauptstadt Colombo. Dort nahm sie ihren Ehemann Max und Tochter Maja in Empfang, die ebenfalls von der Schweiz nach Sri Lanka gereist waren.

Der IS bekennt sich zum Terror in Sri Lanka – ein Attentäter soll der Hass-Prediger Moulvi Zahran Hashim sein.
Foto: Twitter
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Gisela M. wird nie mehr zu ihrem Herzensprojekt zurückkehren können, die Fortschritte der Schüler verpassen, deren Leben sie verändert hat. Der Name der Schule, Sawariappa, sollte ein Andenken an ihre Eltern sein: Die beiden kamen 1972 auf der Insel ums Leben. Extremisten hatten sie ermordet.

* Name geändert

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